Eine Raffinerie ist eine Fabrik die aus Erdöl neue Stoffe gewinnt. Zwar ist der Weg aus dem fossilen Zeitalter geebnet, dennoch werden Erdölprodukte weiterhin eine große Rolle spielen. Daher bleiben Raffinerien wichtige Anlagen für die deutsche und europäische Industrie. Allerdings sind sie sehr energieintensive Anlagen.
So produzieren deutsche Raffinerien produzieren eine Vielzahl von Stoffen, die in verschiedenen Branchen und Bereichen eingesetzt werden. Das sind beispielsweise:
- Rohbenzin als Ausgangsstoff für die Herstellung von Benzin verwendet
- Otto- und Dieselkraftstoffe als Treibstoffe für Fahrzeuge
- Heizöle und Heizölkomponenten für die Beheizung von Gebäuden und industriellen Anwendungen
- Kerosin als Treibstoff für die Luftfahrtindustrie
- Chemische Grundstoffe, die als Ausgangsstoffe für die Herstellung von Kunststoffen, Farben, Lacken und anderen chemischen Produkten dienen
Besonders die chemischen Grundstoffe dürften im Zuge der Elektrifizierung vieler Lebensbereiche und dem damit verbundenen Verzicht von fossilen Treibstoffen, zum immer wichtigeren Standbein werden. Produziert werden unter anderem:
- Ethylen: Ausgangsstoff für die Herstellung von Kunststoffen wie Polyethylen
- Propylen: zur Herstellung von Kunststoffen, Farben und Lacken
- Butadien: zur Herstellung von synthetischem Kautschuk und anderen Polymeren
- Benzol: Ausgangsstoff für die Herstellung von Kunststoffen, Farben und Lacken
- Toluol: Ausgangsstoff für die Herstellung von Lösungsmitteln, Farben und Lacken
- Xylole: zur Herstellung von Kunststoffen, Farben und Lacken
Welche Raffinerie welche Grundstoffe produziert, hängt ab von der jeweiligen Anlage und den eingesetzten Technologien.
Unser Ranking zeigt die zehn größten Rohöl-Raffinerien in Deutschland nach der Menge des von ihr raffiniertes Rohöls im Jahr 2020.
Raffineriekapazität für Erdöl sinkt weiter
Insgesamt schrumpfte die Raffineriekapazität für Erdöl in Deutschland seit den 1980er-Jahren stark zusammen. Seit etwa 2010 bleibt sie mit kleineren Schwankungen recht stabil. Ab 2026 soll die Kapazität jedoch wieder sinken. Die Produktion werde der gesunkenen Mineralölnachfrage angepasst, heißt es. BP und Shell bauen Raffinerien entsprechend um.
Zwischen 2019 und 2023 ging der Absatz bei Ottokraftstoff um 0,7 Millionen Tonnen, bei Dieselkraftstoff um 4,3 Millionen Tonnen und bei Heizöl um 3,5 Millionen Tonnen zurück. Das heißt, der Mineralölmarkt ist bei diesen Hauptsorten um 8,5 Millionen Tonnen in vier Jahren geschrumpft.
Die Raffinerie Rheinland wird im Wesseling-Teil so umgebaut, dass ab 2025 dort nur noch Grundöle für Schmierölprodukte erzeugt werden, mit der Folge, dass acht Millionen Tonnen Raffineriekapazität aus dem Markt genommen werden. Die BP gab gleichzeitig bekannt, dass sie ihre Rohölverarbeitung in Gelsenkirchen um vier Millionen Tonnen reduziert. Hierdurch werden die Raffineriekapazitäten in Deutschland insgesamt um 12 Millionen Tonnen in 2026 abnehmen und damit stärker als der Mineralölkonsum schrumpfen. Die fehlenden Mangen sollen aus Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen kommen.
Weitere Raffineriestilllegungen werden bis 2030 folgen, damit sich die Produktion dem gesunkenen Bedarf anpasst.
Welche Länder haben den größten Raffinerie-Output?
Deutschland liegt mit einer Raffinerieleistung von rund 2.100 Barrel pro Tag im Mittelfeld unter den 16 Ländern mit einer Raffinerieleistung von mindestens einer Million Barrel Erdöl pro Tag. Der Anteil Deutschlands betrug 2022 rund 2,1 Prozent an der weltweiten Raffinerieleistung. 2022 Wuchs dieses Volumen um 0,4 Prozent. Weltweit nahm die Raffinerieleistung gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent zu, auf 81,9 Milliarden Barrel pro Tag! Am stärksten war der Zuwachs in den europäischen Ländern und Nordamerika mit jeweils 5,8 Prozent bzw. 5,3 Prozent.
Länder mit dem größten Raffinerie-Output in 2022
Welche Länder haben die größten Raffinerie-Kapazitäten?
Weltweit gab es im Jahr 2021 es 24 Länder, die eine Raffinerie-Kapazität von mehr als einer Million Barrel pro Tag besaßen. Deutschland liegt dabei im guten Mittelfeld mit 2,121 Millionen. Allerdings schöpften nicht alle Länder diese Kapazitäten im Jahr 2021 auch voll aus.
Die Autorin: Dörte Neitzel
Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.
Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.
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Ranking: Die größten Raffinerien in Deutschland
- Miro
- Ruhr Öl
- Total Mitteldeutschland
- PCK Schwedt
- Bayernoil
- Rheinland Godorf
- Rheinland Wesseling
- Holborn Europa
- Gunvor Ingolstadt
- Emsland
Mehr Informationen zu den einzelnen Raffinerien und ihren Kapazitäten finden Sie in unserer Bildergalerie.
Die wichtigsten Fragen zum Thema Erdöl-Raffinerien
Wo bekommt Deutschland sein Erdöl her?
Deutschland bezieht sein Erdöl aus verschiedenen Quellen, wobei sich die Importstruktur in den letzten Jahren deutlich verändert hat: Hauptlieferanten sind Norwegen, die USA, Kasachstan und Großbritannien. Bis 2022 war Russland der mit Abstand größte Öllieferant Deutschlands mit einem Anteil von rund 36 Prozent an den Gesamtimporten. Deutschland fördert etwa 2 Prozent seines Ölbedarfs selbst, hauptsächlich in Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Wie viele Erdöl-Raffinerien gibt es in Deutschland?
Aktuell gibt es hierzulande 13 Raffinerien für Erdöl.
Wem gehört die Raffinerie in Schwedt?
Die aktuelle Eigentümerstruktur sieht so aus: Rosneft (54,17 Prozent), Shell Deutschland (37,5 Prozent) und Eni Deutschland (8,33 Prozent). Seit September 2022 stehen die Rosneft-Anteile unter Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur (bis 10. März 2025).
Wo ist die größte Raffinerie Europas?
Die größte Erdölraffinerie Europas befindet sich in Rotterdam in den Niederlanden. Sie ist im Besitz von Royal Dutch Shell und kann pro Jahr etwa 20 Millionen Tonnen Rohöl raffinieren (404.000 Barrel pro Tag).
Was ist der Unterschied zwischen Rohöl und Erdöl?
Im Grunde sind die beiden Begriffe synonym. Rohöl beton den unverarbeiteten Zustand des geförderten Öls. Erdöl bezeichnet den fossilen Energieträger in seinem natürlichen Zustand, dafür muss er noch nicht gefördert sein. Er ist ein eher allgemeinerer Oberbegriff.