
Wie werde ich Einkäufer? (Bild: Rawpixel/Pixabay)
Waren Einkaufsabteilungen früher die „Bestellsammelstelle“ eines Unternehmens, haben sie sich mit abnehmender Fertigungstiefe in der Produktion zu einer strategischen Schnittstelle gemausert.
Was macht ein Einkäufer?
Ganz verkürzt gesagt: Ein Einkäufer ermittelt den Bedarf an Materialien, Rohstoffen oder Waren in einem Unternehmen und sorgt dafür, dass alles zur richtigen Zeit in der richtigen Menge am richtigen Ort ist.
Das betrifft alle Branchen – vom Einzelhandel über Dienstleistungsunternehmen bis zur Industrie.
Nicht nur Preisdrücker
In Einkaufsabteilungen geht es nicht nur darum, das Benötigte möglichst billig zu beschaffen. Der operative Einkäufer ist dabei vornehmlich derjenige, der feststellt, welche Waren und Dienstleistungen benötigt werden, der die Bestellungen abwickelt und die Lagerbestände zu überblicken.
Zunehmend wichtiger, vor allem im Zuge der Digitalisierung, wird der strategische Einkauf. Dieser entwickelt eine Einkaufsstrategie aus systematisch aufeinander abgestimmten Maßnahmen. Dabei untersucht der Beschaffer nicht nur unterschiedliche Märkte und Entwicklungen im In- und Ausland und beurteilt Lieferanten, er minimiert auch die Risiken im Einkauf und der Lieferkette.
Schnittstellenfunktion des Einkäufers
Das macht den Einkauf zu einer Schnittstelle sowohl nach außen zu den Lieferanten als auch zu allen Abteilungen innerhalb des eigenen Unternehmens: Vertrieb, Produktion, Entwicklung und Logistik.
Daher sind auch eine Vielzahl von Fähigkeiten gefragt: Kommunikationsstärke, Verhandlungsgeschick, technisches Verständnis sowie kaufmännisch-wirtschaftliche Kenntnisse und analytisches Denken.
Welche Ausbildung brauche ich für den Beruf des Einkäufers?
Wer den Weg über eine Ausbildung in den Einkauf wählt, sollte auf einen kaufmännischen Beruf wählen. Früher waren der Groß- und Außenhandels- sowie der Industriekaufmann die Klassiker. Auch heute noch machen Schulabgänger damit nichts falsch, je nach Branche sind aber auch andere Ausbildungsberufe möglich.
Meist verlangen die Unternehmen eine Weiterbildung, etwa zum Fachwirt für Einkauf (IHK). Dieser hat den geprüften Fachkaufmann/-frau für Einkauf und Logistik 2015 abgelöst. Die Fortbildung dauert mehrere Wochen, wobei der Abschluss ungefähr dem Niveau eines Bachelor-Absolventen entspricht. Je nach Weiterbildungsanbieter kann das in Vollzeit oder Teilzeit geschehen.
Voraussetzungen für die Weiterbildung sind:
- fachspezifische Ausbildung (meist kaufmännisch oder verwaltend) plus 1 Jahr Berufserfahrung im Bereich Einkauf
- fachfremde Ausbildung plus 2 Jahre Berufserfahrung im Einkauf
- ohne Berufsausbildung mit 5 Jahren Berufserfahrung im Einkauf
Darüber hinaus bieten die IHKn sowie andere Bildungsträger zahlreiche Fachseminare für (angehende) Einkäufer an.
Akademischer Weg zum Einkäufer
Auch wenn ein akademischer Abschluss keine Grundvoraussetzung ist, um als Einkäufer zu arbeiten, lässt sich auch hier eine fortschreitende Akademisierung feststellen. Besonders in großen Unternehmen ist meist ein Studium Voraussetzung, um in den Einkauf zu kommen.
Und das hat einen handfesten Grund: Einkäufer übernehmen – gerade im Zug der zunehmenden Digitalisierung – immer mehr strategische Aufgaben.
Wirtschaftswissenschaftler sind besonders gefragt
Entsprechend gut sind die Chancen für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften (BWL, VWL, Wirtschaftsingenieure), die in einem Studium gelernt haben, in Zusammenhängen zu denken.
Für spezielle Branchen, etwa die Industrie, die einen sehr technischen Einkauf haben, ist darüber hinaus auch noch Fachwissen von Vorteil. Daher sind hier Techniker oder Ingenieure mit ihrem Verständnis technischer Zusammenhänge ebenfalls gefragt. Das können Fachingenieure mit wirtschaftlichen Kenntnissen oder auch Wirtschaftsingenieure sein.
Wer ein eher fachfremdes Studium mitbringt oder ganz neu in den Einkauf quereinsteigen will, kann ein Masterstudium mit entsprechendem Schwerpunkt draufsatteln. Die Angebote, auch für berufsbegleitende Einkaufsausbildungen, gibt es an zahlreichen Hochschulen und Universitäten, meist verbunden mit Logistik und/oder Supply Chain Management.
Einkäufer wird zum Supply Chain Manager
Der Supply Chain Manager vereint aus prozessualer Sicht den Einkauf und die Logistik: Was kaufe ich beim wem wann ein und wie bekomme ich meine Bestellung unter Risiko-, Nachhaltigkeits- und Compliance-Aspekten am besten in mein Unternehmen?
Oft sind diese Funktionen jedoch noch eigenständig und unabhängig voneinander in Unternehmen vorhanden, so eine Studie der Supply Chain Management Fakultät der University of Tennessee.