
Die Rohstoffpreise sind weltweit im freien Fall. (Bild: Grispb/AdobeStock)
Die weltweiten Rohstoffmärkte befinden sich im Panikmodus. Der Preis für Rohöl ist weiter im freien Fall. Nachdem sich Russland und Saudi-Arabien nicht einig wurden über die Ölmenge - was einen Preisrutsch zur Folge hatte - taumelt der Ölmarkt jetzt infolge der globalen Auswirkungen der Corona-Pandemie: Airbus und VW schließen vorübergehend ihre Werke und auch andere Autohersteller ziehen nach. Viele Länder haben den totalen Shut Down ausgerufen. Heißt für die Rohstoffmärkte übersetzt: keine Nachfrage. Und wo keine Käufer, da fällt der Preis. Und zwar drastisch.
Auch eine Zinssenkung der amerikanischen Zentralbank Fed verpuffte ohne Wirkung. Im Abwärtssog der Aktienmärkte rauschten auch die Ölpreise weiter in die Tiefe. WTI als auch Brent liegen bei 25 bzw. 27 US-Dollar (Stand 18. März 2020, 11.00 Uhr). Das ist ein Verlust von mehr als 50 Prozent seit Mitte Januar.
Preiskrieg geht weiter
Alle Zeichen am Ölmarkt stehen derweil weiter auf Preiskrieg. Denn weder Saudi-Arabien noch Russland machen Anstalten, aufeinander zuzugehen. Russlands Präsident Putin beabsichtigt nach einer Verlautbarung des Kreml derzeit keine Kontaktaufnahme mit der saudischen Führung.
Und Saudi Aramco verkündete, dass man auch im Mai soviel Öl zu fördern gedenke wie im April, also mehr als 12 Millionen Barrel pro Tag. Zudem betonte der saudi-arabische Ölkonzern, auch bei einem Preis von 30 US-Dollar profitabel zu sein. Ähnliches sagten auch russische Ölproduzenten.
"Hier rasen zwei Lokomotiven mit vollem Tempo aufeinander zu", so Carsten Fritsch, Analyst bei der Commerbank. Da gleichzeitig die Nachfrage wegen der immer weiter um sich greifenden Einschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus zurückgehe, könne man das Verhalten des zweit- und drittgrößten Ölproduzenten der Welt nur als "mutwilligen Akt der Selbstzerstörung" bezeichnen. "Werden die angekündigten Produktionsausweitungen tatsächlich umgesetzt, droht ein weiterer Preisabsturz in Richtung 20 US-Dollar", oraktelt der Experte.
Auch Silber, Platin und Palladium rauschen ab
Gold - eigentlich als Krisenwährung bekannt - geriet zeitweise ebenfalls in den Sog des Preissturzes. Zwischenzeitlich verlor das Edelmetall fünf Prozent. Allerdings ist das nichts im Vergleich zu anderen Edelmetallen: Silber fiel zeitweise um 20 Prozent unter 12 US-Dollar je Feinunze und damit auf das niedrigste Niveau seit elf Jahren.
Platin brach vorübergehend sogar um 26 Prozent ein - der größte jemals gemessene Verlust - und fand sich mit gut 560 US-Dollar je Feinunze auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2002 wieder. Höhenflieger Palladium gab in der Spitze um 17 Prozent nach.
Kupfer und Aluminium am stärksten betroffen
Von den Industriemetallen sind Kupfer und Aluminium am stärksten von der Abwärtsspirale betroffen. Erstmals seit November 2016 fällt Kupfer unter die Marke von 5.000 US-Dollar pro Tonne.
Nachdem der Aluminiumpreis an der London Metal Exchange (LME) schon zu Beginn der letzten Woche ein Mehrjahrestief markiert hatte, ist nun auch der Preis an der Shanghei Futures Exchangge (SHFE) gefolgt: Die Börse verzeichnete mit 12.700 Yunan je Tonne den niedrigsten Wert seit Anfang 2017. "Und die Aussichten sind angesichts der Coronavirus bedingten Verwerfungen nicht rosig", kommentiert Daniel Briesemann von der Commerzbank.
Da die Produktion insbesondere in China offenbar aufrechterhalten wurde und im Januar und Februar sogar gestiegen sei die Nachfrage sich aber nur sehr langsam erhole, hätten sich mittlerweile hohe Lagerbestände aufgetürmt, so der Experte. Die SHFE-Bestände seien allein in der letzten Woche um weitere 8,4 Prozent auf 520.000 Tonnen gestiegen.
Minen reduzieren Produktion
Unterdessen reduzieren mehr und mehr Minenunternehmen vorübergehend ihre Produktion oder stellen sie komplett ein. Auch der Bau von neuen Minen bzw. die Erweiterung bestehender muss wegen Quarantänemaßnahmen in zahlreichen Ländern unterbrochen werden.
Die größten Bergbauunternehmen

Platz 10: Norilsk Nickel - Josef Stalin beschloss 1935, ein Kombinat zu gründen, um auf der Taimyrhalbinsel in Sibirien Kupfer und Nickel abzubauen. Zwei Jahrzehnte schürften Gulag-Häftlinge die Rohstoffe. Heute setzt das ehemalige Kombinat über acht Milliarden US-Dollar um und ist der größte Rohstoffkonzern Russlands. Norilsk Nickel fördert zudem Metalle wie Palladium, Rhodium, Iridium und Kobalt sowie Gold, Silber und Platin. Minen in: Russland, Finnland, Südafrika. (Bild: Евгений Мирошниченко/AdobeStock)

Platz 8: Alcoa Corporation - Die US-amerikanische Alcoa Corporation betreibt sieben Bauxitminen sowie 14 Hütten und Raffinerien, in denen sie das Erz jedes Jahr zu rund 2,4 Millionen Tonnen Aluminium verarbeitet. Damit ist der Konzern der zweitgrößte Anbieter von Aluminium auf dem Weltmarkt nach der russischen RUSAL. Das fast 130 Jahre alte Unternehmen setzt jährlich gut neun Milliarden US-Dollar um. Minen in: Australien, Brasilien, Guinea, Surinam, Saudi Arabien. (Bild: Alcoa)

Platz 7: Anglo American - In den 100 Jahren seit seiner Gründung als Goldbergwerk hat sich Anglo American zu einem weltweit führenden Anbieter von Edel- und Sondermetallen wie Platin, Kupfer, Mangan oder Niobium entwickelt. Durch seine Mehrheitsbeteiligung an DeBeers ist der Konzern auch weltgrößter Anbieter von Diamanten. Mit diesen Rohstoffen sowie Eisenerz und Kohle erlöst das Unternehmen gut 23 Milliarden US-Dollar im Jahr. Minen in: Kanada, Kolumbien, Brasilien, Peru, Chile, Australien, Namibia, Südafrika, Botswana, Südafrika, Finland. (Bild: Pixabay)

Platz 6: China Shenhua Energy - Die China Shenhua Energy Company ist der größte Kohlekonzern Chinas. Neben Kohleminen und Eisenbahnlinien betreibt der Konzern zwei Häfen und elf Kohlekraftwerke mit einer Leistung von fast zwölf Gigawatt. Die Volksrepublik kann auf diesen Beitrag zu ihrer Energieversorgung nicht verzichten. Sie gewinnt fast zwei Drittel ihres Stroms mit klimaschädlichen Kohlekraftwerken. (Bild: Pixabay)

Platz 5: Vale - Vor zehn Jahren privatisierte der brasilianische Staat die 1942 gegründet Companhia Vale do Rio Doce. Die daraus entstandene Vale SA ist der größte Bergbaukonzern sowie eines der führenden Logistikunternehmen im rohstoffreichen Land am Zuckerhut. Mit Bergwerken, in denen Kohle, Kobalt, Kupfer, Mangan, Eisenerz, Nickel, Platin gefördert wird, einer Eisenbahnlinie, einer Reederei und diversen Hafenterminals setzt Vale rund 27,5 Milliarden US-Dollar im Jahr um. (Bild: Pixabay)

Platz 4: Rio Tinto - Im Jahr 1873 kauften britische Investoren die Kupferbergwerke Minas de Riotinto in Südspanien und gründeten die Rio Tinto plc. Heute setzt der Konzern mit Kupfer, Kohle, Eisenerz, Titan, Diamanten und Uran über 33 Milliarden US-Dollar im Jahr um. Seit der Übernahme des kanadischen Aluminiumproduzent, Alcan, 2007, ist Rio Tinto auch der weltweit drittgrößte Hersteller des Leichtmetalls. (Bild: Rio Tinto)

Platz 3: BHP Billiton - Im Jahr 2001 schlossen sich die britische Billiton und die bereits 1885 gegründete australische Broken Hill Proprietary Company, BHP, zum heute drittgrößten Rohstoffkonzern der Welt zusammen. Mit Eisenerz, Kohle, Kupfer, Zink, Nickel und Öl setzt das Unternehmen gut 38 Milliarden US-Dollar um. Der Name Billiton leitet sich von der zinnreichen indonesischen Insel Belitung ab. (Bild: BHP Billiton)

Platz 2: Coal India - Kein Unternehmen baut weltweit mehr Kohle ab als Coal India Ltd. Der Konzern entstand 1975, als die indische Regierung die Kohlebergwerke des Subkontinents verstaatlichte. Heute fördert Coal India den klimaschädlichen Rohstoff in Indien und Mosambik und setzte damit 2016 rund 114 Milliarden Euro um. (Bild: Pixabay)

Platz 1: Glencore - Die Global Energy Commodity and Resources, Glencore plc, mit Sitz im Schweizer Baar und St. Hellier im Steuerparadies Jersey ist mit einem Umsatz von knapp 153 Milliarden US-Dollar das größte Unternehmen der Schweiz und der größte Rohstoffkonzern der Welt. Glencore fördert, verhüttet und handelt unter anderem mit Kupfer, Zink, Nickel, Eisenerz, Kohle und Erdöl. (Bild: Anton/AdobeStock)
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