Bislang durften Schiffe auf hoher See Schweröl verfeuern. Das wird nun regelmentiert: Der Treibstoff darf seit Beginn des Jahrs fast keinen Schwefel mehr enthalten. Zumindest muss dessen Anteil auf 0,5 Prozent geseenkt werden. Zum Vergleich: Bis zum letzten Jahr lag der Anteil bei bis zu 3,5 Prozent. Mit Ausnahmen: In Schutzgebieten wie der Nord- und Ostsee darf der Sprit bereits seit langen nicht mehr als 0,1 Prozent Schwefel enthalten.
Ab 2030 sollen die Co2-Emissionen um mindestens 30 Prozent reduziert werden, bis 2050 um die Hälfte - jeweils im Vergleich zu 2008. Bis 2100 soll die Schifffahrt dann komplett emissionsfrei sein.
Angesichts dieser verschärften Umwelt-Grenzwerte hat die Reederei Hapag-Lloyd nun reagiert und setzt auf eine andere Technologie. Erstmalig soll ein großes Containerschiff umgerüstet werden und einen Flüssiggas-Antrieb erhalten. Die Umrüstung findet in der HuaRun DaDong Werft bei Shanghai statt.
5.000 Containerschiffe betroffen
Nach Angaben des auf die Schifffahrt spezialisierten Zertifizierungsunternehmens DNV GL seien weltweit bis zu 70.000 Schiffe betroffen, die künftig kein Schweröl mehr nutzen dürfen, darunter mehr als 5.000 Containerschiffe.
Die Reeder haben in dieser Situation nur drei praxistaugliche Möglichkeiten, die Regeln einzuhalten:
- ein Wechsel von Schweröl auf Schiffsdiesel,
- den Einbau einer Reinigungsanlage, eines sogenannten Scrubber,
- Umrüstung auf verflüssigtes Erdgas LNG als Treibstoff.
Dabei dürfte der Umstieg auf Schiffsdiesel am einfachsten zu bewerkstelligen sein, rund 90 Prozent der Reedereien setzen auf diese Alternative. Sowohl Maersk schwenkt um als auch Hapag-Lloyd, deren Großteil der Schiffe mit Diesel weiterbetrieben wird. Der Haken ist der Preis: Laut Experten könnte die Tonne Schiffsdiesel rund 150 bis 250 Dollar mehr kosten als Schweröl. „Allein die Maersk-Gruppe wird durch den nötigen Umstieg auf weniger schwefelhaltige Schiffsbrennstoffe um zwei Milliarden Dollar höhere Kosten im Jahr haben“, sagte Vorstand Søren Toft gegenüber der Zeitung Welt.
Aber auch ein Scrubber ist nicht billig. Etwa drei bis fünf Millionen Dollar kostet der Einbau, zudem ist das betroffene Schiff für ein bis zwei Monate lahmgelegt. Trotzdem setzen MSC und auch Hapag-Lloyd auf diese Alternative.
Die teuerste Alternative ist die Umrüstung auf LNG: Sie schlägt mit rund 25 Millionen Dollar zu Buche, zudem verliert das Schiff etwa 400 Containerstellplätze.
So wird das Containerschiff umgerüstet
Aus der Fusion mit der arabischen Reederei UASC verfügen die Hamburger über 17 Schiffe, die sich umbauen lassen. Mitte 2020 soll die „Sajir“ für mehr als drei Monate nach China gehen. Dort werden der bestehende konventionelle Motor sowie die Hilfsmotoren in ein Dual-Fuel-System umgewandelt. Dies ermöglicht es, LNG und – als Backup-Lösung – schwefelarmen Treibstoff zu nutzen.
Das Gastanksystem nimmt eine Kapazität von 290 TEU in Anspruch, entsprechend viele Containerstellplätze gehen dadurch verloren. Um die Werftzeit möglichst gering zu halten, wird der Tank bereits vor dem Erreichen der Werft vollständig gefertigt und die Komponenten für die Gasaufbereitung, sowie die Komponenten für die Umrüstung der Motoren und Aggregate weitestgehend bereitgestellt – um dann mit Hilfe eines Schwimmkrans den circa 1.300 Metertonnen schweren Tank in den vorbereiteten Laderaum zu setzen.
Die lokale Nähe des Maschinenraums zur Tankposition erlaubt es, mit möglichst kurzen Rohrleitungen die Verbindung zwischen den Aggregaten und dem Gasaufbereitungssystem zu realisieren. In den Umbau investiert Hapag-Lloyd rund 30 Millionen US-Dollar.
Druckverhältnisse im Tank ändern sich
Auch nach der Umrüstung gibt es technische Herausforderungen: Denn das Gas im Tank muss stets auf dem erforderlichen Temperatur- und Druckniveau gehalten werden – also auch, wenn das Schiff über einen längeren Zeitraum vor Anker liegt. „LNG-betriebene Schiffe müssen völlig anders behandelt werden“, so Richard von Berlepsch, Managing Director Fleet Management bei Hapag-Lloyd.
Seit Mai fährt die „Sajir“ unter deutscher Flagge. Im vierten Quartal wird das Schiff nach der Umrüstung wieder auf See gehen, zunächst im Testbetrieb. Anschließend kehrt das Schiff in einen Dienst zwischen Asien und Europa zurück – im Herbst 2020 wird sie erstmals in Hamburg erwartet.