
Was müssen Einkäufer bei der Beschaffung in China beachten? (Bild: Pixabay)
China ist in jeder Hinsicht ein Riese: Auf einer Fläche, die mit 9,57 Millionen Quadratkilometern ganze 27 Mal so groß ist wie Deutschland, leben 1,4 Milliarden Menschen. Sie erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt von fast zwölf Billionen US-Dollar – mehr als die Wirtschaftleistung Deutschlands, Großbritanniens und Japans zusammengenommen.
Damit ist die Wirtschaft der Volksrepublik die zweitgrößte der Welt nach den USA. In Kaufkraftparitäten gerechnet schlägt sie sogar die Vereinigten Staaten. Einen großen Teil des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften die Maschinenbauer, Hersteller von Kfz-Teilen und –komponenten sowie Elektronikproduzenten des Landes. In Regionen wie dem Perlflussdelta, rund um Metropolen wie Shanghai, Peking oder Tianjin bilden sie die größten Cluster von Zulieferern weltweit.
Zwischen Januar und Juni 2017 legte die chinesische Wirtschaft Angaben der Zentralbank der Volksrepublik zufolge im Jahresvergleich um sieben Prozent zu. Das entspricht dem mittelfristigen Wachstumsziel der chinesischen Regierung. Ob China dieses Wachstum mittelfristig halten kann, ist fraglich. Institutionen wie die Weltbank, der Internationale Währungsfonds oder die OECD sehen das mittelfristige Wachstumspotenzial der Volksrepublik bei maximal 6,5 Prozent.
Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln, ist sogar noch skeptischer. „Die Stabilisierung des Wachstums auf fünf Prozent ist schon eine Herausforderung“, befürchtet der Ökonom. Selbst diese Zuwächse erreicht China nur, wenn seine Unternehmen produktiver und innovativer werden. Laut Berechnungen von McKinsey müssen die Unternehmen künftig wenigstens zwei bis drei Prozent des gesamten Wachstums der chinesischen Volkswirtschaft mit innovativen Produkten erwirtschaften. Erst damit könnte die Wirtschaft wenigstens um 5,5 Prozent zulegen.

Platz 10: Bosch Seit 2015 hatte Bosch nach einer Möglichkeit gesucht, die Starter Motors Generators Holding strategisch neu auszurichten. Fündig ist er im chinesischen Automobilzulieferer ZMJ geworden. Branche: Automobilzulieferer; Land: Deutschland; Investor: Zhengzhou Coal Mining MachineryGroup & China Renaissance Capital Investment; Transaktionswert: 0,594 Milliarden Euro;

Platz 9: Glencore Storage International HGSI ist verantwortlich für Glencores Geschäft mit der Lagerung und der Logistik von Erdölprodukten in strategischen Handels-Hubs in Europa, im Mittleren Osten und in Amerika. Branche: Industrie; Land: Schweiz; Investor: Hainan Provice Cihang; Transaktionswert: 0,775 Milliarden Euro

Platz 8: Autostrade per l’Italia Das Unternehmen ist größter Betreiber mautpflichtiger Straßen in Italien. Die chinesischen Investoren übernahmen 2017 rund 5 Prozent der Italiener. Branche: Infrastruktur; Land: Italien; Investor: Silk Road Fund Co (staatlicher Investment-Fonds zur Finanzierung der Seidenstraßeninitiative); Transaktionswert: 0,807 Milliarden Euro

Platz 7: Prometeon Tyre Group (Ex-Pirelli Industrial) Das Unternehmen produziert und vertreibt Reifen der Marke Pirelli für Lkw, Busse und landwirtschaftliche Fahrzeuge. Es stellt die Nutzfahrzeug-Sparte des Pirelli-Reifen-Geschäfts dar. Branche: Industrie; Land: Italien; Investor: Aeolus Tyre Co; Transaktionswert: 0,842 Milliarden US-Dollar

Platz 6: Polyus Polyus ist das führende russische Bergbau- und Metallurgieunternehmen im Bereich Goldabbau mit Firmensitz in Moskau. Es ist eine Tochtergesellschaft von Norilsk Nickel. Branche: Bergbau/Rohstoffe; Land: Russland; Investor: Hainan Mining Co; Transaktionswert: 0,887 US-Dollar (Bild: Pixabay)

Platz 5: Nordic Cinema Group Das Unternehmen besitzt 68 Kinos und weitere 50 Beteiligungen an Lichtspielhäusern in mehreren Ländern in Skandinavien und im Baltikum. Branche: Medien; Land: Schweden; Investor: Dalian Hexing Investments Co (über AMC Theatres); Transaktionswert: 0,929 Milliarden US-Dollar

Platz 4: Outfit7 Investments Das Unternehmen ist bekannt für seine App Talking Tom Cat. Nutzer sprechen etwas in ihr Smartphone und Talking Tom wiederholt das mit einer hochgepitchten Helium-Stimme. Branche: High Tech/IT; Land: Großbritannien; Investor: United Luck Group Holdings (Chemie-Produzent); Transaktionswert: 1 Milliarde US-Dollar

Platz 3: Biotest AG Biotest ist ein Anbieter von Plasmaproteinen und biotherapeutischen Arzneimitteln – vorranging auf den Anwendungsgebieten Klinische Immunologie, Hämatologie sowie Intensiv- und Notfallmedizin. Branche: Gesundheit; Land: Deutschland Investor: Creat Group Transaktionswert: 1,298 Milliarden US-Dollar

Platz 2: Deutsche Bank 2017 übernahm der Großinvestor HNA fast zehn Prozent des ehemaligen deutschen Aushängeschilds auf dem Bankensektor. Im September 2018 mehrten sich die Gerüchte, wonach HNA seine Anteile wieder loswerden will – wegen finanzieller Probleme. Im Gespräch sind staatliche Investoren aus China. Branche: Finanzbranche; Land: Deutschland; Investor: HNA Group; Transaktionswert: > 3 Milliarden US-Dollar

Platz 1: Logicor Der Finanzinvestor Blackstone hatte im Jahr 2017 seine Immobilienplattform, die er 2012 gegründet hatte, an CIC verkauft. Kurze Zeit später kaufte Blackstone zehn Prozent von Logicor zurück und verwaltet seitdem das Portfolio. Branche: Immobilien; Land: Großbritannien; Investor: China Investment Corp; Transaktionswert: 13,742 Milliarden US-Dollar
Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in China
Offizieller Name: | Volksrepublik China |
Hauptstadt: | Peking |
Amtssprache: | Han-Chinesisch – in Hongkong und Macau auch Kantonesisch, Englisch und Portugiesisch, in einzelnen Provinzen anerkannte Regionalsprachen |
Bevölkerung: | 1.379 Millionen |
Bruttoinlandsprodukt 2017: | 11.938 Milliarden US-Dollar |
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: | 8.583US-Dollar |
Wirtschaftswachstum 2016/2017/2018*: | 6,7% / 6,8% / 6,5% |
Inflationsrate 2017 / 2018*: | 1,8% / 2,4% |
Importe 2016: | 1.587,9 Mrd. US-Dollar |
Exporte 2016: | 2097,6 Mrd. US-Dollar |
Deutsche Importe aus China 2016: | 94,2 Mrd. US-Dollar |
Deutsche Exporte nach China 2016: | 76,0 Mrd. US-Dollar |
Freihandelsabkommen | mit der ASEAN, Australien, Chile, Costa Rica, Georgien, Island, Neuseeland, Pakistan, Peru, Schweiz, Singapur, Südkorea |
* geschätzt
Einkauf in China: Die wichtigsten Rohstoffe
In China lagern Bodenschätze im Wert von gut 20 Billionen Euro. Damit rangiert das Land auf der Liste der rohstoffreichsten Staaten der Welt auf Rang sechs nach Ländern mit umfangreichen Erdöllagerstätten wie Russland, Saudi-Arabien, den USA, Kanada oder dem Iran. In der Volksrepublik konzentrieren sich dabei neben fossilen Brennstoffen vor allem Lagerstätten von Rohstoffen, wie Seltenen Erden, Molybdän, Uran, Mangan oder Wolfram. Diese sind woanders nur selten zu finden.
Rohstoffe in China im Überblick:
- Uran
- Erdöl
- Zink
- Wolfram
- Quecksilber
- Eisenerz
- Seltene Erden
- Molybdän
- Blei
- Aluminium
- Kohle
- Vanadium
- Mangan
- Antimon
- Zinn
- Erdgas
Beschaffung in China: Deutsche Einfuhren aus China
Die Volksrepublik ist für deutsche Einkäufer vor allen Dingen ein bedeutender Beschaffungsmarkt für elektronische und elektrotechnische Produkte sowie nach wie vor für Bekleidung und Textilien. Fast 55 Prozent der deutschen Importe aus dem Reich der Mitte entfallen auf diese Warengruppen. Was die deutsche Einfuhrstatistik nicht abbildet, ist die Beschaffung in China durch deutsche Unternehmen für ihre Standorte vor Ort. Sourcingprofis der chinesischen Werke beschaffen für ihre Betriebe vor Ort auch in großem Umfang Maschinen, Werkzeuge oder Kfz-Teile.
Ausfuhrgüter | Prozentualer Anteil |
---|---|
Elektronik | 32,5% |
Elektrotechnik | 11,4% |
Textilien/Bekleidung | 10,9% |
Maschinen | 7,3% |
Metallwaren | 4,2% |
Sonstige | 33,7% |
Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland China
Einkäufer, die in China Zulieferer zu Billigpreisen suchen, kommen zu spät. Die Volksrepublik ist längst nicht mehr die verlängerte Werkbank der Weltwirtschaft. Nach Angaben von Germany Trade and Invest (GTAI) legen die Löhne chinesischer Arbeiter jedes Jahr um rund 15 Prozent zu. Ihre Produktivität hält damit allerdings nicht mit. In den vergangenen beiden Jahren stieg sie nur um rund 6,5 Prozent pro Jahr, so die GTAI.
Insgesamt liegt die Produktivität im chinesischen Maschinenbau nur bei einem Fünftel des Branchendurchschnitts in den OECD-Staaten. Darüberhinaus beklagten vier von zehn Teilnehmern in einer Umfrage der Unternehmensberatung Bearing Point 2016, dass chinesische Arbeiter für ihren durchschnittlichen Monatslohn von gut 700 US-Dollar nicht engagiert genug und zu schlecht ausgebildet sind. Dies ebenso wie die hohe Fluktuation von Mitarbeitern und der Fachkräftemangel, unter dem viele chinesische Unternehmen leiden, treiben die Preise von Zulieferern in die Höhe ohne dass die Qualität folgen kann.
Die Regierung in Peking hat erkannt, dass die Unternehmen des Landes nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie innovativer werden und effizienter produzieren. Deshalb fördert sie die Einführung digitalisierter Produktionsprozesse im Rahmen des Masterplans „Made in China 2025“ mit 2,7 Milliarden Euro.
Durchschnittlicher Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe | 717 Euro |
Analphabetenquote | 4,9% |
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs | 7,6 Jahre |
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung | 75% |
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss |
17% |
Human Development Index | Platz 90 von 188 |
Global Competitiveness Index |
Platz 28 von 138 |
Offizielle Arbeitslosenquote 2017 | 4,0% |
Produktivitätswachstum 2017 |
6,8% |
Beschaffung in China: Infrastruktur und Logistik
Die Regierung der Volksrepublik hat in den vergangenen Jahren Milliardenbeträge in den Ausbau der Infrastruktur investiert. Das chinesische Eisenbahnnetz ist daher heute mit 191000 Kilometern das längste Asiens und das umfangreichste Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt. Mit insgesamt knapp 3,9 Millionen Kilometern hat die Volksrepublik außerdem das zweitlängste Straßennetz der Welt nach den USA.
Allerdings sind nur 123.000 Kilometer davon zu Autobahnen ausgebaut. Die Häfen der Volksrepublik zählen zu den größten der Welt – allen voran Shanghai und Shenzhen. Der Flughafen in Peking war 2017 mit 94 Millionen abgefertigten Passagieren der zweitgrößte Airport der Welt nach Atlanta.
Wichtigste Seehäfen | Shanghai, Shenzhen, Hongkong, Ningbo-Zhoushan, Qingdao |
Wichtigste Flughäfen | Peking, Hongkong, Shanghai, Guangzhou, Chengdu |
Autobahnnetz | 123.000 Kilometer |
Eisenbahnnetz | 191.000 Kilometer |
Risiken bei der Beschaffung in China
Im Himalaya treffen die eurasische und die indische Erdplatte aufeinander. Durch die dadurch ausgelöste seismische Aktivität und den Schub der indischen Platte nach Nordosten kommt es in Südchina regelmäßig zu starken Erdbeben. Betroffen ist davon vor allem die Provinz Sichuan.
In den chinesischen Gebirgen führen zwischen Juni und Oktober zudem heftige Regenfälle jedes Jahr zu Erdrutschen, bei denen zahlreiche Todesopfer zu beklagen sind. Den Süden und Südosten der Volksrepublik treffen in diesen Monaten außerdem Taifune. Auch sie lösen Erdrutsche aus und verursachen Überschwemmungen.
Mögliche Risiken im Überblick:
- Erdbeben
- Erdrutsche und Überschwemmungen
- Taifune
Quellen:gtai, IMF, Auswärtiges Amt, OECD, UNESCO, UNDP, WEF, ADB, Statista
Sie möchten gerne weiterlesen?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos:
Mit der Registrierung akzeptiere ich die Nutzungsbedingungen der Portale im Industrie-Medien-Netzwerks. Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen.
Sie sind bereits registriert?
Hier anmelden
Diskutieren Sie mit