
Die Energiekrise belastet die Aluminiumindustrie, trotzdem steigern die Unternehmen ihre weltweite Produktion erneut. (Bild: Maksym Yemelyanov - stock.adobe.com)
Handwerker, die Solaranlagen auf Dächer montieren, merkten es im Jahr 2022 am eigenen Leib: Die weltweite Nachfrage nach Aluminium war hoch, zwischenzeitlich sogar zu hoch für kleine und mittlere Unternehmen wie Solateure. Der Preis für Aluminium kletterte in nie dagewesene Höhen. Das machte sich bei der Versorgungslage bemerkbar: Handwerker hätten gerne mehr Photovoltaikanlagen auf Dächer geschraubt, allerdings fehlten ihnen wichtige Schienen und Befestigungsziegel mit Aluhaken. Mittlerweile ist die Versorgungslage besser, was jedoch geblieben ist: Aluminiumprodukte sind teurer geworden im Vergleich zur Zeit vor Corona. Das liegt vor allen an hohen Energiepreisen.
Was treibt die Nachfrage nach dem Leichtmetall? Bis 2018 stiegen Produktion und Nachfrage von Aluminiumoxid und Hüttenproduktion kontinuierlich an, vor allem getrieben durch die Branchen Verkehr, Maschinenbau und Bauwesen. Allerdings sanken die Wachstumsraten seit dem Boomjahr 2014 auf untere einstellige Werte.
2019 sank die Produktionsmenge von Aluminium durch die Abkühlung der Weltkonjunktur - und dann kam 2020 die Corona-Pandemie und mit ihr der Einbruch der Produktion durch die Lockdowns in China. Seit 2021 klettert die Produktionsmenge wieder deutlich, 2023 betrug sie 70,716 Millionen Tonnen laut, laut International Aluminium. 2,976 Millionen Tonnen waren es allein in Deutschland, so der der Gesamtverband der Aluminiumindustrie
Die Herstellung von rohem Aluminium in Deutschland teilte sich 2023 auf 190.000 Tonnen Hüttenaluminium und 2.786.000 Tonnen Recyclingaluminium auf. Davon entfielen auf den Teil der Refiner 478.000 Tonnen und 2.308.000 auf den der Remelter. Gegenüber dem Vorjahr sank die Produktion von Primäraluminium um 45 Prozent, während die gesamte Recyclingaluminiumproduktion um 6 Prozent zurückging.
Doch welche Unternehmen weltweit haben im Jahr 2023 das meiste Primäraluminium produziert? Die Antwort darauf finden Sie in unserem Ranking. (Quelle: Geschäftsbericht Rusal)
Im Gesamtjahr 2023 produzierte die weltweite Aluminiumindustrie 70,7 Millionen Tonnen Rohaluminium. In Deutschland waren es 2,976 Millionen Tonnen, also etwa zehn Prozent unter dem Niveau von 2022. Es war das zweite Jahr des Produktionsrückgangs nach dem Boomjahr 2021.
Das lag vor allem an zwei Gründen: Drastisch gestiegene Strom- und Erdgaskosten brachten insbesondere die energieintensiven Primäraluminiumhütten an die Grenze ihrer Wirtschaftlichkeit, so dass diese seit 2022 ihre Produktion deutlich herunterfahren. Zum anderen schwächelt die Wirtschaft, was die Nachfrage entsprechend dämpft.
Besonders die Produktion von Primäraluminium ging zurück (189.000 Tonnen). Die Refiner konnten ihren Output halten und sogar um 3.000 Tonnen steigern. Die Produktion der Remelter, deren Produkte im Wesentlichen im Halbzeugbereich weiterverarbeitet werden, sank um 180.000 Tonnen auf 2,308 Millionen Tonnen.
Preis für Aluminium seit 2018
Hoher Aluminiumpreis
Der Aluminiumpreis bewegte sich seit seiner Delle im März 2020 mit Beginn der Coronakrise stetig aufwärts. Seinen vorläufigen Höhepunkt hatte er Anfang März 2022 mit knapp 3.850 US-Dollar pro Tonne - kurz nach Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine. Seitdem geht es wieder abwärts, der Preis bleibt aber in einem Korridor zwischen 2.000 und 2.600 US-Dollar pro Tonne.
Die EU plant CO2-Importsteuern (CBAM), der zweitgrößte Aluminiumproduzent Russland hat Exportsteuern auf Rohstoffe wie Aluminium erlassen. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine mitsamt den Sanktionen auf russische Produkte - auch, wenn Rusal selbst nicht von den Sanktionen betroffen ist. Bislang gibt es nämlich kein Importverbot von russischen Metallen in die EU.
Rohstoffexperten erwarten, dass sich die Preise auf einem mittleren Niveau halten werden. Aktuell (Stand 27. Februar 2024) liegt er bei rund 2.600 Dollar pro Tonne. Grund dafür sind weltweite Konjunktursorgen, vor allem in China. Dort schwächelt die Baubranche. Auch wichtige Zusatzstoffe wie Magnesium wurden auf dem Höhepunkt der Nachfrage knapp.
Energie-Einkauf: Beschaffungsstrategien, Photovoltaik, Industriewärmepumpen

Energiebeschaffung ist zur Herausforderung für Einkäufer geworden. Welche Strategien für den Einkauf von Strom und Gas gibt es und welche ist für welches Unternehmen geeignet? Welche Vor- und Nachteile die Eigenerzeugung von Strom mit Photovoltaik hat, und warum Wärmepumpen auch für die Industrie eine echte Alternative sind, erfahren Sie in unserem Schwerpunkt zur Energiebeschaffung.
Außerdem finden Sie Informationen zu Erdgas, dem nach wie vor wichtigsten Energieträger und Rohstoff der Industrie. Mindestens ebenso wichtig bei der Dekarbonisierung ist ein Energiemanagement, das den Verbrauch der beschafften Energie effizient gestaltet.
Weltweit wuchs die gesamte Produktion von Primäraluminium 2023 laut International Aluminium Institute, London, von 68,5 Millionen Tonnen auf 70,2 Millionen Tonnen. China allein stellte annähernd 60 Prozent davon her.
Während die Fertigung in Europa (einschließlich Russland) annähernd gleich blieb und in Nordamerika leicht stieg, wurde die Produktion in China auf schätzungsweise 41 Millionen Tonnen und im restlichen Asien auf 4,7 Millionen Tonnen ausgeweitet.
Arten der Aluminiumproduktion
Es gibt unterschiedliche Arten der Aluminiumproduktion. Diese haben für die deutsche Industrie jeweils eine unterschiedliche Bedeutung.
Mit Aluminiumformguss werden Fertigbauteile hergestellt. Ja nach Produkt kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz: Sandguss, Druckguss oder Kokillenguss. Formenguss ist vor allem für den Großabnehmer Automobilindustrie von Bedeutung. Im Formguss produzierten Unternehmen im Jahr 2019 rund 996.100 Tonnen. Das ist ein leichter Anstieg von zwei Prozent im Vergleich zu 2018.
Quantitativ ist das Aluminiumhalbzeug der wichtigste Teil der deutschen Aluminiumindustrie. Darunter fallen Produkte wie Walzfabrikate, Stangen, Profile, Rohre und Drähte sowie Freiform- und Gesenkschmiedestücke und Leitmaterial. Die Produktion von Aluminiumhalbzeug belief sich in 2019 auf 2,576 Millionen Tonnen. Die wichtigste Unterkategorie ist die der Walzfabrikate. Von ihnen stellten deutsche Unternehmen 2,029 Millionen Tonnen her. Dahinter kommen Profile (461.300 Tonnen) und Stangen (50.700 Tonnen).
Als dritten Bereich gibt es noch die Aluminiumweiterverarbeitung. Das sind Verpackungen von Medikamenten oder anderen Produkten in Folien, Tuben oder Dosen sowie Aluminiumpulver. Ihre Produktion schrumpfte 2019 ein wenig von 378.000 Tonnen auf 353.900 Tonnen.
Primär- und Sekundäraluminium
Deutschland produziert etwa 2,9 Millionen Tonnen Aluminium pro Jahr (Stand 2023). Davon sind rund 189.000 Tonnen Primäraluminium, 478.000 Tonnen Sekundäraluminium (Refiner) und 2,308 Millionen Tonnen Sekundäraluminium (Remelter). Die Produktion schwankte bis 2021 zwischen 2,5 und 2,6 Millionen Tonnen, seitdem sinkt die deutsche Aluminiumproduktion.
Primäraluminium bezeichnet unmittelbar aus Aluminiumoxid gewonnenes Aluminium. Sekundäraluminium ist durch Recycling gewonnenes Aluminium. Deutschland setzt also beim Alu zunehmend auf Recycling.
Aluminiumrecycling schließt Rohstoffkreisläufe und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Rohstoffversorgung und zur nachhaltigen Entwicklung in der Aluminiumindustrie. Deutschland blieb 2022 wie in den Vorjahren Nettoexporteur von Aluminiumschrotten. 2022 lagen die Exporte zum neunten Mal in Folge über der Marke von einer Million Tonnen.
Diese Menge blieb überwiegend in Europa, insbesondere in Italien, Österreich und den Niederlanden. Die Lieferungen nach China nahmen 2022 weiter um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 12.000 Tonnen ab. Somit lag China nur noch auf Platz 18 unter allen Ausfuhrzielen für Aluminiumschrotte.
Aluminiumindustrie in Deutschland: Absturz in 2023
Nach dem ersten Corona-Jahr erreichte die deutsche Aluminiumindustrie wieder positive Werte und blickte optimistisch in die Zukunft. In 2021 stieg der Branchen-Umsatz um 23 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro. Und damit, so der damalige Präsident von Aluminium Deutschland, Hinrich Mählmann, wurde das Niveau von 2018 wieder fast erreicht. Die Produktionsmenge bei den Halbzeugen stieg um 11,7 Prozent auf knapp 2,7 Millionen Tonnen. Die Produktion von Rohaluminium blieb mit mehr als einer Million Tonnen stabil. Für 2022 war der Ausblick positiv - doch dann überfiel Putin Ende Februar die Ukraine und die Strom- und Gaspreise stiegen (vor allem in Deutschland mit seiner Abhängigkeit von russischem Gas) ins Unermessliche.
Und das hatte Folgen: 2022 brach die Produktion von Hüttenaluminium hierzulande um 33 Prozent auf 341.000 Tonnen ein, beim Recyclingaluminium schlug nur ein Minus von acht Prozent zu Buche. Insgesamt fiel der Rückgang mit elf Prozent aber hoch aus. Der Rückgang beim Aluminiumhalbzeug lag bei vier Prozent auf rund 2.560.000 Tonnen. Allein im vierten Quartal 2022 lag das Minus bei 14 Prozent.
Die Krise setzt sich auch 2023 fort: Während die weltweite Aluminiumproduktion steigt, sinkt sie in Deutschland drastisch. Auch im ersten Quartal 2023 legte die Wertschöpfung der Aluminiumindustrie weiter den Rückwärtsgang ein. Die Hüttenproduktion brach um mehr als die Hälfte ein (-53 Prozent), aber auch die Weiterverarbeitung ist deutlich niedriger als im Jahr zuvor ausgefallen (-10 Prozent). Strangpressprodukte verzeichneten ein Minus von 13 Prozent. Das zweite Quartal schloss sich nahtlos an: Bei den Primäraluminiumhütten ging das Produktionsvolumen weiterhin um knapp die Hälfte zurück, im weiterverarbeitenden Halbzeug-Bereich lag der Rückgang insgesamt bei minus 10 Prozent, wobei auch hier die Strangpressprodukte mit -15 Prozent herausstachen.
Das dritte Quartal sah nicht anders aus: Die Hüttenproduktion lag nur noch bei knappen 50.000 Tonnen, das sind 48 Prozent weniger als im Vorjahr. Beim Recycling-Aluminium fiel das Minus mit sieben Prozent und einer Produktion von 724.000 Tonnen nicht ganz so drastisch aus. Der Rückgang beim Halbzeug lag weiterhin bei insgesamt zehn Prozent (knapp 607.000 Tonnen).
Aluminiumproduktion in Deutschland
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Die größten Aluminiumhersteller 2023
- Chinalco
- Hongqiao
- Rusal
- Xinfa
- Rio Tinto
- EGA
- SPIC
- Vedanta
- East Hope
- Norsk Hydro
Die Produktionszahlen des Jahres 2023 sowie weitere Informationen zu den einzelnen Unternehmen finden Sie in unserer Bildergalerie.