Weiße Hände, fester Halt. Als Magnesiumkarbonat verleiht Magnesium Sportkletterern in der Steilwand wie beim Bouldern den nötigen Grip und schützt so ihr Leben und ihre Gesundheit. Festigkeit verleiht das silbrig-glänzende Leichtmetall auch orthopädischen Implantaten
Da Magnesium die gleiche Elastizität und mit 1,73 Gramm pro Kubikzentimeter in etwa die gleiche Dichte hat wie menschliche Knochen, eignen sich Magnesiumlegierungen besser als Werkstoffe für künstliche Hüft- oder Schultergelenke als andere Materialien. Da reines Magnesium zudem ohnehin im menschlichen Organismus vorhanden ist und von diesem abgebaut werden kann, verwenden Kardiologen Stents aus dem Leichtmetall, da sich diese auflösen, wenn die Herzgefäße nach einer Operation wieder funktionieren wie gewünscht.
Die Eigenschaften von Magnesium schätzen aber nicht nur Ärzte, Medizintechniker und Sportler. Auch Ingenieure in der Luft- und Raumfahrt, der Automobil-, elektronischen und chemischen Industrie sowie der Stahlbranchesetzen auf den Rohstoff.
Magnesium lässt sich zerspanen wie Holz
Kein Wunder, wiegt das Leichtmetall doch ein Drittel weniger als Aluminium und drei Viertel weniger als Stahl. Dabei bietet es aber trotz seiner geringen Dichte in Legierungen ähnliche Festigkeitswerte wie andere Werkstoffe. Zugleich ist reines Magnesium sehr weich und dehnbar und lässt sich somit mit den gleichen Werkzeugen spanend bearbeiten wie Holz.
Lediglich die der Herstellung von Legierungen mit dem Leichtmetall erfordert strenge Schutzvorkehrungen. Dabei muss ein Schwefeloxidschleier über der Schmelze liegen oder diese kontinuierlich mit Schwefelpulver bestreut werden, da erhitztes Magnesium sonst beim Kontakt mit Sauerstoff verpufft. Bereits bei 650 Grad Celsius verbrennt das Metall mit einer sehr hellen, weißen Stichflamme, weshalb es früher in der Fotografie in Blitzgeräten Verwendung fand. Noch heute ist das Leichtmetall zündender Bestandteil jeder Silvesterrakete.
Seine geringe Hitzbeständigkeit macht Magnesium dadurch wett, dass es Schwingungen dämpft, passabel Elektrizität leitet, kurzwelliger elektromagnetischer Strahlung sowie Ozon und Laugen standhält. Dank dieser Eigenschaften verarbeiten Werkstoffhersteller heute 43 Prozent des verfügbaren Magnesiums zu Aluminiumlegierungen. Mit einem Großteil der Legierungen produzieren die Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie die Hersteller elektronischer Geräte Druckgussteile. Weitere 37 Prozent des jedes Jahr weltweit geförderten Leichtmetalls kommen in unlegierter Form im Druckguss zum Einsatz.
Ohne Magnesium kein Leichtbau
Magnesium macht die gegossenen Teile gleichzeitig sehr leicht und besonders zäh und fest sowie leicht schweißbar und wenig korrosionsanfällig. Magnesiumteile sind daher überall dort nicht wegzudenken, wo Ingenieure Gewicht sparen wollen, ohne Abstriche bei der Stabilität ihrer Konstruktionen machen zu müssen. Etwa bei der Herstellung von Sportgeräten, Kettensägen oder Heckenscheren, der Fertigung von metallischen Gehäusen für Tablets und Smartphones oder der Konstruktion von Motorblöcken, Getriebegehäusen, Lenkrädern oder Sitzen im Automobilbau.
Schon in den fünfziger Jahren steckten in einem VW-Käfer rund 25 Kilogramm des Leichtmetalls. In den kommenden Jahren wird Magnesium den Materialmix beim Autobau grundlegend verändern. So erwarten Experten, dass in einem durchschnittlichen Pkw schon 2020 etwa 45 Kilogramm Magnesium ganze 250 Kilogramm Stahl ersetzen.
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Magnesium in Luft- und Raumfahrt sowie Stahlindustrie
Da sich die Dichte von Magnesiumlegierungen auf bis zu 1,3 Gramm pro Kubikzentimeter senken lässt und Materialien auf Basis des Leichtmetalls damit die leichtesten metallischen Werkstoffe sind, nutzt die Luft-und Raumfahrt die gewichtssparende Wirkung des Rohstoffs schon lange. Sie stellt mit dem Leichtmetall Treibstofftanks, Teile der Tragflächen sowie die Aufhängungen von Triebwerken her. Der US-amerikanische Flugzeugbauer Boeing setzt das Leichtmetall auch in den Schubumkehrern seiner kompletten Flotte mit Ausnahme des Großraumfliegers 777 ein.
Außer im Leichtbau können Ingenieure auch in der Eisen- und Stahlindustrie nicht auf Magnesium verzichten. Etwa 10 Prozent der weltweiten Jahresförderung des Rohstoffs setzen sie als Entschwefelungs- und Desoxidationsmittel bei der Stahlproduktion sowie als Zusatz bei der Gusseisenproduktion ein. Die Produktion einer Tonne Stahl erfordert etwa 50 Gramm Magnesium.
Weitere zehn Prozent des Angebots an dem Leichtmetall oxidiert die chemische Industrie schließlich zu Verbindungen wie Magnesia (Magnesiumoxid). Dieses ist Grundlage für Feuerfestmaterialien wie sie die Zement-, Glas- und Stahlindustrie für ihre Brenn- und Schmelzprozesse braucht.
Zwei Prozent der Erdkruste bestehen aus Magnesium
Neben dem Trend zum Leichtbau in vielen Branchen und seinen unschlagbaren Eigenschaften als Leichtbauwerkstoff spricht noch ein weiterer Umstand dafür, dass Magnesium künftig als Werkstoff immer wichtiger werden wird: Das Leichtmetall ist auf der Erde in so großen Mengen vorhanden, dass Einkäufer und Entwickler nicht befürchten müssen, dass ihnen der Nachschub bald ausgeht. Magnesium ist mit einem Gewichtsanteil von zwei Prozent das achthäufigste Element in der Erdkruste.
Als Dolomit, einem Amalgam aus Calcium- und Magnesiumkarbonaten, bildet das Metall ganze Gebirgszüge. Selbst Meerwasser besteht zu 0,13 Prozent aus Magnesium. Auch die Lake in Salzseen enthält das Leichtmetall. Kein Wunder, dass sich die bekannten, wirtschaftlich erschließbaren Reserven an dem Rohstoff Berechnungen des US-amerikanischen Geological Survey (USGS) zufolge schon ohne der im Meerwasser und in Salzseen enthaltenen Mengen auf 8,5 Millionen Tonnen belaufen. Diese Lagerstätten liefern bei der heutigen globalen Jahresförderung von 27.700 Tonnen noch 306 Jahre lang Magnesium.
Die Ressourcen an dem Rohstoff schätzt der USGS auf wenigstens zwölf Milliarden Tonnen. Diese Lagerstätten enthalten Magnesium für sagenhafte 433.000 Jahre. Dabei rechnen die US-Geologen auch bei den Ressourcen die in den Weltmeeren und Salzseen enthaltenen Vorräte nicht mit.
Besonders ergiebig sind die Reserven in Russland. Das Land verfügt mit 2,3 Millionen Tonnen über 27 Prozent der heute profitabel erschließbaren Vorkommen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen China und Nordkorea mit 1,7 beziehungsweise 1,5 Millionen Tonnen. In der Volksrepublik lagert damit ein Fünftel, in Nordkorea 17,7 Prozent der Reserven. Mit weitem Abstand folgten die Türkei und Australien, die über 4,6 respektive 3,9 Prozent der Vorkommen verfügen, sowie Brasilien und Griechenland mit Anteilen von 3,5 beziehungsweise 3,2 Prozent an den globalen Reserven des Leichtmetalls.
Die größten Anbieter von Magnesium auf dem Weltmarkt
Anders gestaltet sich die Reihenfolge bei den Staaten, die Magnesium derzeit auf dem Weltmarkt anbieten. Mit bis zu 910.000 Tonnen stammt der Löwenanteil der Produktion aus China, gefolgt von Russland (64.000 Tonnen), der USA (58.000 Tonnen) und Israel (26.000 Tonnen). Allerdings sind nur China und Israel Nettoexporteure, das heißt, sie produzieren mehr Magnesium als sie selbst verbrauchen.
Obwohl Magnesium grundsätzlich in ausreichenden Mengen auf der Erde vorhanden ist, hält die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe die Versorgungslage bei dem Leichtmetall aufgrund der enormen Marktmacht Chinas dennoch für bedenklich. Allerdings lässt sich der Rohstoff ohne Qualitätsverluste recyceln, so dass etwa die Hälfte des in Deutschland verarbeiteten Magnesiums wiederverwertet werden kann. Weltweit decken Einkäufer zwischen 15 und 20 Prozent ihres Bedarfs mit recyceltem Magnesium.
Einkauf Rohstoff Magnesium
Beschreibung | · Chemisches Element „Mg“ mit der Ordnungszahl 12 · Magnesium ist ein silbrig-glänzendes Leichtmetall. Mit einer Dichte von nur 1,7 Gramm pro Kubikzentimeter ist es der leichteste metallische Werkstoff überhaupt. · Das Element ist widerstandsfähig gegen Säuren, korrosionsfest sowie sehr zäh und dehnbar und damit leicht zu verarbeiten · Das Leichtmetall verbrennt bereits bei 650 Grad Celsius mit einer verpuffungsartigen, weißen, sehr hellen Flamme |
Verwendung (2019) | · Transport - Auto (45%) · Verpackungen - Alu-Legierungen (19%) · Bau (12%) · Stahlherstellung (11%) |
Größte Förderländer von Raffinade-Magnesium | · China (85%) · Russland (6%) · USA (3%) · Kasachstan (3%) |
Größte magnesiumfördernde Unternehmen nach Kapazität (2017) | · Nanjing Yunhai Special Metals, China (100.000 t) · Shanxi Yinguang Huasheng Magnesium Holding, China (65.000 t) · US Magnesium LLC, USA (63.500 t) · VSMPO-Avisma, Russland (60.000 t) · Ningxia Huye Magnesium Group, China (50.000 t) |
Vorhandene Reserven* | 8,5 Mio. Tonnen |
Vorhandene Ressourcen** | 12 Mrd. Tonnen |
Statistische Reichweite der Reserven | 306 Jahre |
Statistische Reichweite der Ressourcen | 433.212 Jahre |
Recyclingquote | In Deutschland werden 50 Prozent des verarbeiteten Magnesiums wiederverwertet, weltweit 15 bis 20 Prozent. |
Substituierbarkeit | In einzelnen Anwendungen lässt sich Magnesium durch Aluminium, Kalziumkarbid oder Zink ersetzen. |
Jahresproduktion von Magnesium 2021 weltweit | 0,95 Millionen Tonnen |
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, US Geological Survey
*Reserven = aktuell bekannte, mit der vorhandenen Technologie rentabel ausbeutbare Vorkommen
**Ressourcen = aktuell bekannte, aber noch nicht rentabel ausbeutbare Vorkommen
Zölle auf Magnesium
Weltweit gibt es zahlreiche Beschränkungen des Handels mit Magnesiummetallen sowie Magnesiumabfällen und -schrotten. Wie bei anderen Rohstoffen nehmen diese Beschränkungen seit einigen Jahren deutlich zu.
Die USA zum Beispiel weisen für Firmen und Länder, mit denen sie „normale Handelsbeziehungen“ pflegen, Importzölle je nach Warengruppe zwischen 3,5 und 8,0 Prozent des Warenwertes aus. Seit 2004 gibt es zusätzlich Antidumping-Zölle auf chinesisches Magnesium und Magnesium-Waren (111,73 bis 141,49 Prozent).
China hat seit dem 31. Dezember 2019 ein generelles Importverbot für Magnesiumschrotte verhängt. Zuvor hatte die Regierung bereits im Zuges des US-chinesischen Handelsstreits Magnesiumschrottimporte aus den USA mit einem Zusatzzoll von 25 Prozent belegt.
Für russisches Magnesium gilt ein Importzoll von 20 Prozent. Auch die EU hat im Jahr 2017 einen Importzoll von 4 Prozent auf Magnesium mit einem Reinheitsgrad von mehr als 99,8 Prozent wiederbelebt, allerdings gibt es ein Freikontingent von 80.000 Tonnen, das sowohl 2017 als auch 2018 nur gerade so erreicht wurde.
Zahlreiche Länder verhängen zudem Exportzölle für Magnesium, zum Beispiel Sambia (25%), Vietnam (22%) und Russland (20%). Andere verbieten die Ausfuhr komplett, wie Burundi, Kenia und Ruanda.
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