
Stücke von Katalysatoren. (Bild: adam88x - stock.adobe.com)
Haben Sie ausreichend Platz in Ihrem Kleiderschrank? Falls ja, können Sie darin nicht nur den neuen Anzug oder das zusätzliche Paar Jeans unterbringen, sondern theoretisch auch einen gewaltigen Schatz.
Denn die 25 Tonnen Rhodium, die weltweit jedes Jahr abgebaut werden, haben ein Volumen von gerade mal zwei Kubikmetern. Das ist genau so viel, wie in einen durchschnittlichen Kleiderschrank passt. Die Menge des Edelmetalls, das Sie dort lagern könnten, wäre nach dem aktuellen Preis von 12.600 Euro pro Unze (Stand: 11. November 2020) mehr als 11 Milliarden Euro wert.
Rhodium gehört wie Platin und Palladium zu den Platinmetallen. Das Metall ist silberweiß, stark glänzend und sehr hart. Die herausragendsten Eigenschaften sind:
- eine besonders hohe Strom- und Wärmeleitfähigkeit,
- eine hohe Beständigkeit,
- ein besonders hoher Schmelzpunkt.
Zum Vergleich: Rhodium schmilzt bei mehr als 1.900 Grad, beim sehr hitzebeständigen Platin sind es 1.772 Grad. Es wird daher vor allem festigkeitssteigender Katalysator in Platin- und Palladiumlegierungen, die unter anderem in Zündkerzen, Heizspiralen und vor allem in Auto-Katalysatoren genutzt. In den USA entfallen beinahe 85 Prozent des gesamten Rhodium-Verbrauchs auf Kraftfahrzeug-Katalysatoren.
Drei Länder liefern 98 Prozent des Rohstoffs Rhodium
Der Rohstoff Rhodium ist eines der edelsten und seltensten Metalle der Welt. Es fällt ausschließlich als Nebenprodukt beim Abbau von Platin und Palladium sowie sehr selten auch bei der Förderung von Nickel oder Kupfer an. Eigene Minen für Rhodium gibt es nicht.
Da die Bushveld-Igneous-Formation in Südafrika mit einer Ost-West-Ausdehnung von 450 Kilometern und einer Länge von 350 Kilometern von Nord nach Süd die größte Lagerstätte von Platin ist, stammen auch 87 Prozent des weltweit geförderten Rhodiums aus dem Land am Kap.
Weitere neun Prozent des Angebots kommen aus Russland, zwei Prozent aus Kanada. Wenn 98 Prozent der globalen Fördermenge eines Rohstoffs aus nur drei Staaten stammen, ist die Versorgungssicherheit prekär.
In Deutschland verarbeitet in erster Linie Degussa Rhodium zu Barren. In der Industrie ist Rhodiumpulver gefragt, es lässt sich leichter verarbeiten.
Fünf Bergbaukonzerne kontrollieren 84 Prozent des Weltmarkts
Zumal sich die fünf größten Rhodium abbauenden Bergbauunternehmen 84 Prozent des Marktes teilen. Dabei beherrscht allein der größte Anbieter, die britische Anglo American plc, ein Drittel des Marktes.
Auf Platz zwei folgt mit einem Weltmarktanteil von gut 21 Prozent die südafrikanische Impala Platinum Holdings Ltd., auf den Rängen drei, vier und fünf die britische Lonmin plc sowie die Norilsk Nickel Mining & Metallurgical Company aus Russland und African Rainbow Minerals Ltd. mit Sitz im Johannesburger Vorort Sandton.
Was macht die Beschaffung von Rhodium so schwierig?
Diese Konzerne verhandeln die Preise für Rhodium direkt mit ihren Abnehmern. Deshalb ist der Weltmarkt für das Edelmetall intransparent und sehr volatil. Schon kleinste Änderungen der Nachfrage lösen Preissprünge auf dem Markt aus, auf dem weltweit jedes Jahr nur etwa eine Milliarde US-Dollar umgesetzt wird.
Zum Vergleich: Auf dem globalen Goldmarkt tätigen Anbieter und Kunden jedes Jahr Geschäfte im Wert von über 200 Milliarden Dollar.
Da sich Rhodium in vielen Anwendungen zudem nur schwer oder gar nicht ersetzen lässt, ist es einer der am schwierigsten zu beschaffenden Rohstoffe. Das weiß-grau glänzende Metall ist nicht nur härter als Platin oder Palladium und damit extrem widerstandsfähig gegen Verschleiß.
Es ist zugleich auch zäh sowie dehnbar und gut zu schmieden, leitet erstklassig Strom und Wärme und hat ein sehr hohes Reflexionsvermögen. Außerdem reagiert es kaum mit Säuren, hat dafür aber eine sehr hohe katalytische Aktivität.
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Preisentwicklung Rhodium
Der Preis für Rhodium ist hochvolatil. Der Rhodium-Markt ist zudem deutlich kleiner als zum Beispiel der für Palladium. Schon auf geringe Änderungen von Angebot oder Nachfrage können also starke Preisschwankungen folgen.
Dabei wird der Preis durch industrielle Nachfrager bestimmt, nicht durch Händler oder Investoren. Insgesamt zeigt die Preisentwicklung aber aufwärts: Seit 2008 hat sich der Rhodium-Preis vervielfacht. Kurz vor dem Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 kam es zu einem Preis-Peak. Eine Feinunze Rhodium kostete im Juni mehr als 6.500 Euro. Es folgte im Zuge der folgenden weltweiten Wirtschaftskrise ein Absturz auf bis zu 766 Euro im November desselben Jahres.
Danach berappelte sich der Preis wieder, verharrte aber bis 2015 bei einem Preis unter 2.000 Euro, teilweise fiel er sogar wieder unter 1.000 Euro. Erst ab 2015 verzeichnet der Rhodiumpreis wieder einen stetigen Anstieg. Bis Ende 2019 stieg der Preis recht moderat von etwa 1.500 Euro auf um die 5.000 Euro an. Ein Grund dafür waren unter anderem die strengeren Emissionsgrenzen für Kraftfahrzeuge weltweit. Rhodium wird hauptsächlich bei der Herstellung von Autokatalysatoren verwendet.
Ab Januar 2020 startete dann jedoch eine fast unglaubliche Rallye auf über 12.000 Euro. Dann kam Corona und brachte den Preis kurzfristig zum Absturz. Allerdings markierte 8.000 Euro bereits die Grenze. Im August 2020 startete eine zweite Preisexplosion auf zwischenzeitlich bis zu 23.000 Euro. Aktuell (Mai 2022) liegt der Preis wieder bei 14.000 Euro.
Die stürmische Entwicklung resultiert vor allem aus dem knappen Angebot. Zudem kommen geografische Risiken hinzu, da sich die Produktion in wenigen Ländern zusammenballt. Allein fünf der größten Rhodium-Förderer kommen aus Südafrika. Das Förderumfeld ist sehr instabil. Immer häufigere Stromausfälle unterbrechen die Förderung.
Zudem haben Einkäufer ihre Strategie angepasst: Sie kaufen den knappen Rohstoff in Zeiten der Schwächephasen der Automobilindustrie und stocken ihre Bestände antizyklisch auf. Viele Abnehmer hatten daher Käufe für 2021 bereits vorgezogen.

Autoindustrie verarbeitet 80 Prozent des Angebots zu Katalysatoren
Da Rhodium Stickoxide in harmlosen Stickstoff und Wasser zerlegen kann, beschichtet die Autoindustrie mit dem Metall die Keramikfilter in Katalysatoren. Etwa drei Gramm Rhodium, Platin und Palladium verbauen die Fahrzeughersteller in den Reinigungsanlagen.
Rund 80 Prozent des weltweit jedes Jahr abgebauten Rhodiums verbrauchen daher Automobilkonzerne – Tendenz steigend. Vor allem aufgrund der Skandale um schmutzige Diesel und der Forderung nach strengeren Grenzwerten für die Emissionen der Fahrzeuge.
Weitere acht Prozent des globalen Rhodiumangebots nimmt die chemische Industrie ab. Sie stellt damit Katalysatoren her, die etwa in Raffinerien oder bei der Produktion von Salpeter-, Blau- oder Essigsäure sowie zur Reinigung von Industrieabgasen benötigt werden.
Glasproduzenten verbrauchen etwa vier Prozent des verfügbaren Rhodiums, um damit die Oberflächen von Öfen, Leitungen, Rühren und Düsen zu beschichten, die den hohen Temperaturen geschmolzenen Glases standhalten. Rhodium selbst schmilzt erst bei 1.964 Grad Celsius.
Geringe Mengen des Edelmetalls kommen zudem in der Elektronikindustrie sowie der Schmuckherstellung zum Einsatz.

Hohe Recyclingquoten entlasten den Markt
Aufgrund seines hohen Reflexionsvermögens und seines brillanten, weißen Glanzes ist Rhodium beispielsweise beliebter Werkstoff für Trauringe. Auch die Kronjuwelen der britischen Königin Elizabeth II. sind mit Rhodium beschichtet.
Ob die Juweliere Zepter und Krone der britischen Monarchin dabei mit primärem oder wiederverwertetem Edelmetall rhodiniert haben, ist indes nicht bekannt. Ganz auszuschließen ist es nicht, dass es sich um Recyclingmaterial gehandelt haben könnte. Immerhin liegt die Wiederverwertungsquote bei Rhodium mit 50 bis 60 Prozent im Schnitt sehr hoch.
Nach Angaben des weltweit führenden Herstellers von Katalysatoren zur Abgasreinigung, Johnson Matthey plc mit Sitz in London, boten Recyclingunternehmen 2013 weltweit rund 8,6 Tonnen wiederverwertetes Rhodium an. Dieses Angebot stammte dabei vollständig aus dem Recycling von Autokatalysatoren.
Neben wirtschaftlichen Gründen gibt es einen auch handfesten ökologischen Grund für das Recycling von Rhodium. So müssen zur Gewinnung von einem Gramm Platin bis zu 300 Kilo Gestein abgebaut werden. Dies erreicht man umwelt- und ressourcenschonender bereits durch einen drei Kilo schweren Katalysator. Die Gesamtmenge des recyclingfähigen Platins liegt pro Katalysator ungefähr bei zwei bis vier Gramm.
Die Krone der Queen wurde allerdings bereits 1937, die Zepter der britischen Monarchen schon im 17. Jahrhundert angefertigt.
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Einkauf Rohstoff Rhodium
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Beschreibung | · chemisches Element ‚Rh‘ mit der Ordnungszahl 45 · Als Erz ist Rhodium ein weiß-grau glänzendes sehr hartes Edelmetall · Als Oxid in Verbindung mit anderen Elementen ist das Metall jedoch rötlich, benannte es sein Entdecker der Brite Sir Wollaston nach dem griechischen Wort für Rose – „Rhodeos“ · Rhodium ist extrem selten und fällt fast ausschließlich als Nebenprodukt des Platin- und Palladiumabbaus an · Das Edelmetall ist extrem widerstandsfähig, zugleich jedoch zäh sowie dehnbar und gut zu schmieden · Es leitet hervorragend Strom und Wärme und hat ein hohes Reflexionsvermögen · Mit Säuren reagiert das Element kaum, hat aber eine sehr hohe katalytische Aktivität |
Verwendung (einzelne Anteile unbekannt) | · Autokatalysatoren · Katalysatoren in der chemischen Industrie · Glas- und Solarindustrie · Elektronikindustrie/Messtechnik |
Größte Förderländer von Rhodium (2013) |
· Südafrika (17,6 Tonnen = 79,6%) |
Größte rhodiumfördernde Unternehmen (2017) | · Anglo American plc (33%) · Impala Platinum Holdings Ltd (21,2%) · Lonmin plc (13,8%) · Norilsk Nickel Mining & Metallurgical Co. (12,5%) · African Rainbow Minerals Ltd (4%) |
Vorhandene Reserven* | k.A. |
Vorhandene Ressourcen** | k.A. |
Statistische Reichweite der Reserven | k.A. |
Statistische Reichweite der Ressourcen | k.A. |
Recyclingquote |
50 bis 60 Prozent im Durchschnitt. Auf Sektoren bezogen sind es |
Substituierbarkeit | Rhodium ist in den meisten Anwendungen nicht zu ersetzen. |
Jahresproduktion von Rhodium 2013 weltweit | 22,1 Tonnen |
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, US Geological Survey
*Reserven = aktuell bekannte, mit der vorhandenen Technologie rentabel ausbeutbare Vorkommen
**Ressourcen = aktuell bekannte, aber noch nicht rentabel ausbeutbare Vorkommen