
Das chemische Symbol für Tellur ist Te. (Bild: remotevfx/AdobeStock)
Nicht nur Gerüchte über Vampire sorgten im Rumänien des 18. Jahrhunderts für Verwirrung. Im Jahr 1782 schickte die Goldgrube Mariahilf bei Sibiu auch eine Erzprobe nach Wien, deren Analyse Chemikern und Mineralogen in der Hauptstadt der KuK-Monarchie Kopfzerbrechen verursachte.
Der Mineraloge Franz Joseph Müller von Reichenstein entdeckte in ihr ein Metall, das er nicht einordnen konnte. Deshalb nannte er es „metallum problematicum“. Eventuell handele es sich um „ein neues bisher noch nicht gekanntes Halbmetall“ vermutete der Österreicher. Zwölf Jahre später untersuchte Müller von Reichensteins Berliner Kollege Martin Heinrich Klaproth die Erzprobe und bestätigte die Vermutung. Für ihn handelte es sich bei dem problematischen Metall eindeutig um ein neues Element: Tellur.
Super seltener Rohstoff
Das silbrigweiß glänzende Halbmetall ist seltener als Silber, Gold und Platin. In Tausend Tonnen Gestein ist gerade mal ein Gramm Tellur enthalten. Kein Wunder, dass Müller von Reichenstein und Klaproth solche Probleme hatten, ihre Entdeckung zu klassifizieren. Allerdings bildet das Element eigene Minerale, weshalb eine große Zahl von Telluriden bekannt ist. Am häufigsten finden sich in der Natur Gold-Telluride.
Tellur ist weich und zugleich spröde. Deshalb lässt es sich leicht zu Pulver verarbeiten. Dieses ist hochgiftig und explosiv. Bei 449,5 Grad Celsius schmilzt das Element, bei 990 Grad geht es in ein gelbes Gas über. Tellur ist in Wasser kaum, in Salz- und Schwefelsäure sowie Laugen schwer, in Salpetersäure jedoch gut löslich. Außerdem ist es elektrisch leitend und dient als Halbleiter.
Nebenprodukt der Kupferproduktion
Das Halbmetall wird ausschließlich als Nebenprodukt bei der elektrolytischen Kupfer- und Nickelproduktion gewonnen. Dementsprechend sind die führenden Kupferproduzenten, Aurubis, BHP Billiton, Glencore und die chinesische Jiangxi Copper auch die größten Tellurlieferanten. Insgesamt produzieren chinesische Kupferschmelzen mehr als zwei Drittel des weltweit angebotenen Tellurs.
Als zweitgrößter Lieferant steuert Japan gut acht Prozent zum globalen Angebot bei. Russland auf Rang drei liefert knapp acht Prozent des weltweit verfügbaren Tellurs. Insgesamt wurden 2018 rund 440 Tonnen des Elements angeboten.
Reserven für gut 70 Jahre
Bei dieser Produktionsmenge sind die globalen in Kupfer gebundenen Tellur-Reserven in Höhe von 31.000 Tonnen erst in gut 70 Jahren erschöpft. Den Löwenanteil dieser Vorkommen kontrolliert China. Dort lagern 6600 Tonnen des Halbmetalls. Die USA verfügen über 3.500 Tonnen oder 11,3 Prozent der globalen Tellur-Reserven, Kanada über 1100 Tonnen, Schweden über 670 Tonnen Tellur.
Mit dem Großteil dieses Angebots legieren Stahl-, Kupfer- sowie Bleischmelzen die von ihnen verarbeiteten Rohstoffe, um ihre Materialeigenschaften zu verbessern. So steigert Tellur die Korrosionsbeständigkeit und Festigkeit von Stahl. Mit dem Halbmetall legierter Stahl lässt sich zudem leichter bearbeiten. Tellur-legiertes Kupfer lässt sich einfacher zu Kabeln verarbeiten, ohne an elektrischer Leitfähigkeit zu verlieren. In Legierungen mit Blei steigert das Halbmetall die Widerstandsfähigkeit des Endprodukts gegenüber Vibrationen sowie Materialermüdung.
Rohstoff für die Energiewende
Die optische und elektronische Industrie verarbeitet Cadmiumtellurid außerdem in Belichtungsmessern von Digitalkameras und steigert damit die Bildqualität von Druckern und Kopierern. Verbindungen aus Tellur und Germanium sowie Antimon sind unverzichtbarer Rohstoff für die Produktion von DVDs und CDs.
In der Photovoltaikindustrie dient Cadmiumtellurid zur Herstellung von Dünnschicht-Solarzellen. Diese sind sehr hitzeresistent und zugleich extrem lichtempfindlich, so dass sie auch bei diffusen Lichtverhältnissen noch einen hohen Wirkungsgrad haben. Zugleich lassen sich Cadmiumtellurid-Zellen günstiger und mit weniger Energieeinsatz herstellen als solche aus Silizium.
Auch Glas aus Telluroxid leitet hervorragend Licht. Aus ihm bestehen die Unterseekabel, über die Daten zwischen den Kontinenten hin- und herfließen.
Einkauf Rohstoff Tellur
Beschreibung Tellur |
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Verwendung |
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Größte Förderländer von Tellur |
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Größte Tellur fördernde Unternehmen |
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Vorhandene Reserven* | 31.000 Tonnen |
Statistische Reichweite der Reserven | 70,45 Jahr |
Länder mit den größten Anteilen an den Reserven** |
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Recyclingquote | Tellur wird so gut wie nicht wiedergewonnen |
Substituierbarkeit | Wismut, Kalzium, Blei, Phosphor, Selen und Schwefel können Tellur bei der Legierung von Stahl ersetzen. Hersteller von Fotokopierern setzen statt Selen-Tellurid-Photorezeptoren organische Rezeptoren ein. Die Hersteller von Cadmium-Tellurid-Photovoltaikzellen können statt des Halbmetalls ein Gemisch aus Silikon, Kupfer, Indium, Gallium und Selen verarbeiten. |
Globale Produktion von Tellur 2018 | 440 Tonnen |
- Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, US Geological Survey
* Reserven = aktuell bekannte, mit der vorhandenen Technologie rentabel ausbeutbare Vorkommen
** zugrunde gelegt wurden nur die Reserven des in Kuper gebundenen Tellurs
Das sind die größten Rohstoffkonzerne der Welt

Platz 10: Norilsk Nickel - Josef Stalin beschloss 1935, ein Kombinat zu gründen, um auf der Taimyrhalbinsel in Sibirien Kupfer und Nickel abzubauen. Zwei Jahrzehnte schürften Gulag-Häftlinge die Rohstoffe. Heute setzt das ehemalige Kombinat über acht Milliarden US-Dollar um und ist der größte Rohstoffkonzern Russlands. Norilsk Nickel fördert zudem Metalle wie Palladium, Rhodium, Iridium und Kobalt sowie Gold, Silber und Platin. Minen in: Russland, Finnland, Südafrika. (Bild: Евгений Мирошниченко/AdobeStock)

Platz 8: Alcoa Corporation - Die US-amerikanische Alcoa Corporation betreibt sieben Bauxitminen sowie 14 Hütten und Raffinerien, in denen sie das Erz jedes Jahr zu rund 2,4 Millionen Tonnen Aluminium verarbeitet. Damit ist der Konzern der zweitgrößte Anbieter von Aluminium auf dem Weltmarkt nach der russischen RUSAL. Das fast 130 Jahre alte Unternehmen setzt jährlich gut neun Milliarden US-Dollar um. Minen in: Australien, Brasilien, Guinea, Surinam, Saudi Arabien. (Bild: Alcoa)

Platz 7: Anglo American - In den 100 Jahren seit seiner Gründung als Goldbergwerk hat sich Anglo American zu einem weltweit führenden Anbieter von Edel- und Sondermetallen wie Platin, Kupfer, Mangan oder Niobium entwickelt. Durch seine Mehrheitsbeteiligung an DeBeers ist der Konzern auch weltgrößter Anbieter von Diamanten. Mit diesen Rohstoffen sowie Eisenerz und Kohle erlöst das Unternehmen gut 23 Milliarden US-Dollar im Jahr. Minen in: Kanada, Kolumbien, Brasilien, Peru, Chile, Australien, Namibia, Südafrika, Botswana, Südafrika, Finland. (Bild: Pixabay)

Platz 6: China Shenhua Energy - Die China Shenhua Energy Company ist der größte Kohlekonzern Chinas. Neben Kohleminen und Eisenbahnlinien betreibt der Konzern zwei Häfen und elf Kohlekraftwerke mit einer Leistung von fast zwölf Gigawatt. Die Volksrepublik kann auf diesen Beitrag zu ihrer Energieversorgung nicht verzichten. Sie gewinnt fast zwei Drittel ihres Stroms mit klimaschädlichen Kohlekraftwerken. (Bild: Pixabay)

Platz 5: Vale - Vor zehn Jahren privatisierte der brasilianische Staat die 1942 gegründet Companhia Vale do Rio Doce. Die daraus entstandene Vale SA ist der größte Bergbaukonzern sowie eines der führenden Logistikunternehmen im rohstoffreichen Land am Zuckerhut. Mit Bergwerken, in denen Kohle, Kobalt, Kupfer, Mangan, Eisenerz, Nickel, Platin gefördert wird, einer Eisenbahnlinie, einer Reederei und diversen Hafenterminals setzt Vale rund 27,5 Milliarden US-Dollar im Jahr um. (Bild: Pixabay)

Platz 4: Rio Tinto - Im Jahr 1873 kauften britische Investoren die Kupferbergwerke Minas de Riotinto in Südspanien und gründeten die Rio Tinto plc. Heute setzt der Konzern mit Kupfer, Kohle, Eisenerz, Titan, Diamanten und Uran über 33 Milliarden US-Dollar im Jahr um. Seit der Übernahme des kanadischen Aluminiumproduzent, Alcan, 2007, ist Rio Tinto auch der weltweit drittgrößte Hersteller des Leichtmetalls. (Bild: Rio Tinto)

Platz 3: BHP Billiton - Im Jahr 2001 schlossen sich die britische Billiton und die bereits 1885 gegründete australische Broken Hill Proprietary Company, BHP, zum heute drittgrößten Rohstoffkonzern der Welt zusammen. Mit Eisenerz, Kohle, Kupfer, Zink, Nickel und Öl setzt das Unternehmen gut 38 Milliarden US-Dollar um. Der Name Billiton leitet sich von der zinnreichen indonesischen Insel Belitung ab. (Bild: BHP Billiton)

Platz 2: Coal India - Kein Unternehmen baut weltweit mehr Kohle ab als Coal India Ltd. Der Konzern entstand 1975, als die indische Regierung die Kohlebergwerke des Subkontinents verstaatlichte. Heute fördert Coal India den klimaschädlichen Rohstoff in Indien und Mosambik und setzte damit 2016 rund 114 Milliarden Euro um. (Bild: Pixabay)

Platz 1: Glencore - Die Global Energy Commodity and Resources, Glencore plc, mit Sitz im Schweizer Baar und St. Hellier im Steuerparadies Jersey ist mit einem Umsatz von knapp 153 Milliarden US-Dollar das größte Unternehmen der Schweiz und der größte Rohstoffkonzern der Welt. Glencore fördert, verhüttet und handelt unter anderem mit Kupfer, Zink, Nickel, Eisenerz, Kohle und Erdöl. (Bild: Anton/AdobeStock)
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