Anschlagketten haben eine ganze Reihe eindeutiger Vorteile gegenüber Drahtseilen und textilen Anschlagmitteln. Moderne Anschlagketten sind bei bestimmungsgemäßer Anwendung langlebige, höchst wirtschaftliche Arbeitsmittel, die eine hohe Betriebssicherheit garantieren.
Die richtige Wahl des Anschlagmittels
Das Anschlagmittel definiert sich als verbindendes Element zwischen zu hebender Last und dem Kranhaken. Idealerweise befinden sich an der Last geprüfte Anschlagpunkte zum sicheren und ergonomischen Einhängen des Anschlagmittels. Im ersten Schritt kann zwischen den drei Anschlagarten Drahtseil, textiles Hebeband beziehungsweise Rundschlinge oder Anschlagkette ausgewählt werden. Die Bedeutung des Drahtseils als Anschlagmittel ist in Mitteleuropa bis auf wenige Spezialanwendungen inzwischen sehr gering.
Durchaus populär hingegen sind synthetische Rundschlingen. Einem sehr geringen Gewicht stehen dabei jedoch Abstriche in der Langlebigkeit aufgrund hoher Empfindlichkeit gegenüber Kanten, rauen Oberflächen und Temperatureinflüssen gegenüber.
Für Anschlagketten moderner Prägung hingegen stellen solch raue Einsatzfelder kein Hindernis dar. Hinzu kommt noch ein entscheidender Vorteil: Die einfache Längeneinstellbarkeit mit Verkürzungsgliedern oder -haken zum Ausgleich asymmetrischer Schwerpunktlagen der Last kombiniert Sicherheit, Zeitersparnis und verbessertes Handling.
Güteklassen bei Anschlagketten
Die heutzutage angebotenen Anschlagketten gibt es in drei verschiedenen Güte- und somit Qualitätsklassen. Bereits seit Anfang der siebziger Jahre existiert mit der Güteklasse 8 ein Standard, den mit allen Nachteilen in Sicherheit, Bruchfestigkeit und Gewicht heute noch zahlreiche Anbieter aus Fernost zu sehr niedrigen Preisen anbieten. Vor ungefähr zwanzig Jahren etablierten sich die Güteklasse-10-Ketten mit schon deutlich verbesserten Materialeigenschaften. In diesem Marktsegment versuchen sich einige wenige Anbieter aus dem asiatischen Raum. Die weitaus hochwertigste Qualität und Langlebigkeit findet sich im Segment von Ketten der Güteklasse 12 wieder. Vor zehn Jahren auf den Markt gekommen, sind bis heute nur sehr wenig Anbieter in der Lage, die dafür benötigte Fachkompetenz in entsprechend hochwertige, auf Spezialstahl basierende Materialeigenschaften zu übertragen. Entscheidender Mehrwert: Im Vergleich zu Güteklasse 8 kann bei gleicher Tragfähigkeit immer der nächst kleinere Kettendurchmesser gewählt werden. So werden Gewicht gespart und ergonomische sowie ökonomische Vorteile erreicht.
Baukastensystem für alle Fälle
Anschlagketten sind in allen Güteklassen überwiegend im Baukastensystem anzutreffen. So können der Konfektionär (beispielsweise Fachhändler für Hebetechnik), aber auch der Anschlagkettenbetreiber schnell und individuell Anschlagketten unterschiedlichster Konfiguration montieren. Auch der Austausch einzelner Komponenten wird durch das Baukastenprinzip vereinfacht. Insbesondere das Gabelkopfsystem findet sich dabei häufig am Markt wieder. Dabei sind Ketten und Bauteile mit einem speziellen Verbindungsbolzen verbunden. Ein „verwechslungsfreies Gabelkopfsystem“ mit nur einem Bolzentyp für alle Bauteile ist aus Sicherheitsgründen zu bevorzugen. Das ebenfalls häufig eingesetzte Verbindungssystem mit Ösenanschlusselementen, bei dem Ketten mit einem zweiteiligen Verbindungsschloss gekoppelt sind, birgt erhebliche Gefahren hinsichtlich Falschmontage.
Prüfzeugnisse für Anschlagketten
Der sicherheitsbewusste Anwender wird nur Produkte zum Einsatz bringen, die auch eine Zulassung der DGUV besitzen. Diese Zulassung wird in den Güteklassen 8 und 10 durch den sogenannten H-Stempel und in der Güteklasse 12 durch den sogenannten D-Stempel auf allen Komponenten dokumentiert. Die DGUV führt auf Basis technologischer Sicherheitsanforderungen eine aufwendige Typenprüfung durch und sorgt so für rechtssicheren Einsatz. Werden Anschlagketten ohne die Zulassungskennzeichnung oder entsprechend eindeutiger Herstelleridentifikation verwendet, geht der Anwender ein erhebliches Risiko im Hinblick auf die Produkthaftung ein.
Daneben ist auch die Rückverfolgbarkeit der einzelnen Komponenten einer Anschlagkette über einen Chargencode eine sicherheitsrelevante Mindestanforderung. Innovative Hersteller kennzeichnen ihre Bauteile inzwischen mit RFID-Chips zur bauteilindividuellen Kennzeichnung und rechtssicheren Prüfmöglichkeit. Für den Betreiber ist es darüber hinaus unerlässlich, dass er mit den Anschlagketten ein Prüfzeugnis des Konfektionärs nach DIN EN 10204 2.1, eine Konformitätserklärung und eine Bedienungsanleitung erhält.
Was macht eine Kette besonders sicher?
Eine Anschlagkette ist nur so gut wie die Summe ihrer Komponenten. Deshalb darf eine Anschlagkette nicht aus Komponenten unterschiedlicher Güteklassen zusammengestellt sein. Auch der Mix von Komponenten unterschiedlicher Hersteller aus Preisgründen birgt Gefahren. Gerade bei den technologisch anspruchsvollen hohen Güteklassen basiert die letztendliche Festigkeit auf einem Zusammenspiel von Details, das oftmals nur innerhalb des herstellerspezifischen Systems zum Tragen kommt. Jede Anschlagkette benötigt einen Anhänger mit der entsprechenden Tragfähigkeitsangabe. Wenige Anbieter bieten diese als Zusatznutzen noch mit einer Prüflehrenfunktion an.
Verkürzungselemente mit entsprechend robuster Kettenverriegelung und der Möglichkeit, diese flexibel an unterschiedlicher Position im Kettenstrang zu montieren, sind ebenso wichtig wie Lasthaken mit sehr robusten Sicherungsklappen. Ohne entsprechende Sicherung darf ein Lasthaken nicht benutzt werden. Das zentrale Element in einer Anschlagkette ist die Kette selbst. In beschichtetem Zustand sollte diese ein Bruchdehnung von mindestens 20 Prozent und eine hohe dynamische Festigkeit aufweisen. Diese Spezifikation verleiht der Kette einen zusätzlichen Sicherheitsaspekt, da eine Überlastung dann mit bloßem Auge sichtbar wird.
Prüfung von Anschlagketten
Anschlagketten müssen innerhalb von 12 Monaten durch einen Sachkundigen überprüft werden. Je nach Einsatzbedingung können Überprüfungen auch in kürzeren Intervallen notwendig sein. Spätestens nach 3 Jahren müssen Anschlagketten einer elektromagnetischen Rissprüfung unterzogen werden, die üblicherweise ein dafür zertifizierter Fachbetrieb vornimmt.
Autoren: Hermann Kolb (Bereichsleiter Anschlag- und Zurrmittel Rud), Kathrin Irmer
Bilder: Rud
Checkliste für den Einkauf von Anschlagketten
Welche Arten von Lasten sollen gehoben werden? | |
An wie vielen Punkten können die Lasten angeschlagen werden? | |
Haben die Lasten rauhe Oberflächen oder scharfe Kanten, über die das Anschlagmittel gelegt wird? | |
Wie hoch sind die maximalen Gewichte dieser Lasten? | |
Wie hoch ist die Tragfähigkeit der vorhandenen Kräne? | |
Haben die Lasten unsymmetrische Schwerpunktlagen? | |
Treten im Gebrauchsumfeld der Ketten extrem tiefe oder hohe Temperaturen auf? | |
Sollen die Ketten durch den Anwender in einfacher Form auf ihre Betriebssicherheit überprüft werden können? |
Drei Fragen an… Ralf Lemke, Alborn Schwertransporte
In welchem Umfang und für welchen Lastbereich kaufen Sie Anschlagketten ein?
Als Diensleister zum Verladen und Transportieren von Großkomponenten haben wir sehr unterschiedliche Anforderungen unserer Kunden. Mal sind es 50 Tonnen, dann wieder 185 Tonnen. Es sind immer Spezialanwendungen, die sich täglich ändern.
Welche Kriterien sind Ihnen bei der Auswahl einer Anschlagkette besonders wichtig?
An erster Stelle steht bei uns das Handling der angeforderten Ketten, sprich Verkürzbarkeit, Länge, Handling, Ergonomie am Arbeitsplatz für die Kollegen, die mit diesen Ketten teilweise auch in luftiger Höhe arbeiten müssen.
In welchen Anwendungsbereichen werden Anschlagketten bei Ihnen im Unternehmen benützt?
An erster Stelle steht bei uns das Handling der angeforderten Ketten, sprich Verkürzbarkeit, Länge, Handling, Ergonomie am Arbeitsplatz für die Kollegen, die mit diesen Ketten teilweise auch in luftiger Höhe arbeiten müssen.
Einkaufsführer in Zusammenarbeit mit RUD Ketten Rieger & Dietz GmbH u. Co. KG
Die RUD Gruppe ist ein weltweit agierender und moderner Familienkonzern. Mit der 140 Jahre langen Erfahrung entwickelt RUD ausgehend von der Rundstahlkette zukunftsweisende Lösungskonzepte mit Kettensystemen und Bauteilen in verschiedensten Formen und für vielfältigste Einsatzgebiete. Der RUD Familienkonzern erzielt mit über 1 700 Mitarbeitern in verschiedensten eigenen Produktions- und vor allem Vertriebsstandorten in über 120 Ländern auf allen Kontinenten einen jährlichen Umsatz von über 190 Mio Euro. Mehr unter: www.rud.com.