Nicht nur ein Großteil des ungarischen Exports gehen nach Deutschland. Einige Unternehmen, vor allem in der Automobilindustrie, sind sogar in deutscher Hand und kurbeln die Wirtschaft kräftig an. Trotzdem gibt es viele Punkte, die Sie bei Geschäften in Ungarn beachten sollten.
Kritik möglichst sanft vermitteln
Es kann so schnell gehen und einer der Geschäftspartner ist mit den Ansichten oder Verhaltensweisen der Gegenseite unzufrieden. Klar, dass man das offen ansprechen muss. Das ist in Ungarn nicht anders. Vermeiden Sie aber einen größeren Konflikt, indem Sie das negative Feedback so formulieren, dass Ihr Geschäftspartner sein Gesicht nicht verliert. Auch das Wort „nein“ sollten Sie nicht direkt benutzen.
Grundsätzlich sind Ungarinnen und Ungarn aber schon offen für Gespräche. So wird zum Beispiel auch sehr gerne verhandelt und gefeilscht. Darauf sollten Sie in jedem Fall vorbereitet sein, um am Ende nicht vor Überraschung einen schlechten Deal einzugehen.
Sehr vornehm und mit den richtigen Umgangsformen
Etikette hat in Ungarn einen hohen Stellenwert. Pünktlichkeit sowie ein sauberer Auftritt in Anzug oder Kostüm oder aber auch Umgangsformen wie die Tür aufhalten oder in den Mantel helfen, sind absoluter Standard.
Zur Begrüßung warten Sie als Mann, bis die Dame Ihnen die Hand reicht und können sogar eine kleine Verneigung und einen angedeuteten Handkuss einbauen. Die Rangordnung hat einen hohen Stellenwert, weshalb jeder auch mit Titel und Nachname angesprochen wird. Prinzipiell wird der Nachname immer zuerst genannt. Ebenfalls wichtig: Wenn Sie Ihre Visitenkarte verteilen, sollten Sie für jeden ein Exemplar dabeihaben.
Wie wichtig die Hierarchie ist, zeigt sich auch im zentralistischen Führungsstil. Manche Angelegenheiten werden zunächst in einer Kleingruppe diskutiert, bevor die Entscheidung vom Delegationsleiter verkündet wird. Entscheidungen, die von Vorgesetzten getroffen werden, werden im Regelfall sowieso nicht angezweifelt. Hier können Sie sich also Ihre Argumente sparen.
Improvisation wegen Multitasking
Ungarische Angestellte müssen sich oft um viele Dinge gleichzeitig kümmern, weshalb sie oft wenig Zeit für eine gründliche Vorbereitung haben und stattdessen einfach im Moment handeln. Termine sollten Sie deshalb nicht zu langfristig planen, weil sich Ihr Geschäftspartner erst kurz vorher wieder mit Ihren Themen beschäftigt. Sehen Sie es Ihrem Gesprächspartner außerdem nach, wenn er nicht alle Einzelheiten parat hat oder Einiges nachsehen muss.
Die mangelnde Vorbereitung führt meistens auch dazu, dass Gespräche nicht sehr zielorientiert laufen und generell eher unstrukturiert sind. In Ungarn lässt man sich zudem ungern unter Zeitdruck setzen. Bei Ihrer eigenen Argumentation sollten Sie sich ebenfalls etwas Zeit lassen und nicht zu schnell auf den Punkt kommen. So hat Ihr Gegenüber mehr Zeit, um das Gesagte zu verarbeiten.
Bloß kein Business beim Essen
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen – vor allem, wenn es ums Essen geht. Meist gibt es nach den Verhandlungen noch einen gemeinsamen Abschluss mit einem Getränk (oft alkoholisch) oder eben einem Essen. Das kann manchmal auch sehr ausgedehnt verlaufen, weshalb es sich empfiehlt, einen Abschlusstermin vor das Mittagessen zu legen, damit es nicht zu lange dauert.
Wenn man dann zusammensitzt, sollten Sie auf keinen Fall auf Geschäftliches zu sprechen kommen. Reden Sie lieber über ungarisches Essen, Land und Leute, Wein oder Pferde. Auch private Fragen sind erlaubt, da sie nicht Neugier, sondern Interesse zeigen. Nicht ansprechen sollten Sie die Politik oder die Kriminalität in Osteuropa oder die kommunistische Vergangenheit des Landes.
Treffen am liebsten ganz persönlich
Eine E-Mail oder postalischer Kontakt reichen den Verhandlungspartnern in Ungarn nicht. Nehmen Sie lieber das Telefon in die Hand oder kommen Sie persönlich vorbei. Ein Gastgeschenk wie Werbeartikel mit Firmenlogo, eine Essenseinladung oder eine Flasche eines guten Getränks – wobei es kein Wein sein sollte – ist üblich. Dabei auf keinen Fall zu geizig sein. Ihre Großzügigkeit wird sich bezahlt machen und bestimmt zurückkommen.
Als Standardsprache für Ihre Gespräche wird sich Englisch anbieten. Es kann allerdings sein, dass gerade ältere Gesprächspartner noch Deutsch sprechen. Seien Sie also vorbereitet, dass man Sie auch auf Deutsch versteht, setzen Sie es allerdings nicht als selbstverständlich voraus.