containerschiff an einem Container-Dock

Der drittgrößte Hafen weltweit ist teilweise zu. Wegen Corona. (Bild: greenoak - stock.adobe.com)

Seit Mittwochmorgen (11.8.2021) geht am Meishan Port im Hafen Ningbo im Osten Chinas nichts mehr. Die Corona-Infektion eines Mitarbeiters hat zur Schließung des Hafengebiets geführt. „Es wurden sofort alle Operationen gestoppt und das Hafengebiet geschlossen, nachdem der Covid-19-Test des Personals positiv ausgefallen war“, zitiert die Wirtschaftswoche den stellvertretenden Generaldirektor des Hafenbetreibers Ningbo Zhoushan Port, Jiang Yipeng.

Der infizierte Mitarbeiter habe zuvor zwei Impfungen mit dem Corona-Vakzin Sinovac im Januar und März erhalten und zeige keine Symptome, heißt es von der Nachrichtenagentur Reuters. Er habe im Ningbo Meidong Container Terminal gearbeitet. Dort werden Container für die Routen China-Europa sowie China-Mittlerer Osten und die Ocean Alliance abgefertigt.

Ningbo ist der weltweit drittgrößte Hafen und der zweitgrößte Chinas. Er entstand durch den Zusammenschluss der beiden Häfen Ningbo und Zhoushan. Von Januar bis Juli 2021 schlug der Hafen 18,68 Millionen TEU (Standard 20-Fuß-Container) um. Erst Ende Juli wurden Ningbo von einem Taifun getroffen, der den Ablauf des Hafens massiv gestört hatte. Mittlerweile stauen sich mehr als 35 Containerschiffe und warten auf ihre Abfertigung.

Laut Handelsblatt hatte die Hafenbehörde wohl zunächst behauptet, dass ihr Betriebsystem ausgefallen sei und die Schiffe daher abgewiesen werden müssten. Später korrigierte die Gesundheitsbehörde die Nachricht.

Keine Informationen über die Länge des Shutdowns

Sie lange die Schließung des Hafens andauert, geben die chinesischen Behörden nicht bekannt. Hält sie länger an, geraten die Lieferketten erneut aus dem Tritt. Bereits im Mai und Juni hatte China den Hafen in Yantian dicht gemacht - mit schwer wiegenden Folgen für die Lieferketten.

Einkaufsexperten bezeichneten die Auswirkungen damals sogar als gravierender als die Suez-Blockade durch die Ever Given. Vor allem die Elektronikbranche musste mit Lieferengpässen zurechtkommen, so der Einkäuferverband BME. "Grundsätzlich ist zu befürchten, dass es nun zu neuen Verwerfungen und einem empfindlichen Dämpfer für die Lieferketten kommen könnte", zitiert das Handelsblatt den Chinabeauftragten des BME, Riccardo Kurto.

„Die seit dem 11. August coronabedingte Schließung der ostchinesischen Hafengruppe Ningbo Zhoushan betrifft derzeit nur den Meishan Port. Alle anderen 18 Häfen des Verbundes arbeiten bisher normal weiter“, sagt Kurto. Das sei der große Unterschied im Vergleich zur kompletten Schließung des Einzelhafens Yantian. Kurto stützte sich bei seinen Angaben auf Recherchen des lokalen BME-Büros in Shanghai und des chinesischen BME-Netzwerkpartners „Sino-European Procurement Platform“ (SEPP).

Von der behördlichen Schließung ist aktuell lediglich der Meishan Port betroffen. Allein auf ihn entfallen rund 20 Prozent der Verladekapazitäten der gesamten Hafengruppe. So wurden im Meishan Port 2020 rund 5,44 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen. Ningbo Zhoushan ist vor allem für den Osten der Volksrepublik von immenser wirtschaftlicher Bedeutung. Denn dort werden täglich beträchtliche Mengen an Getreide, Stahl, Eisenerz, Kohle, Metallprodukten und Flüssigchemikalien verladen.

Der China-Beauftragte des BME ist sich sicher: „Die weitere Entwicklung im Hafenverbund Ningbo Zhoushan sollte konstant beobachtet werden. Eine anhaltende Schließung könnte eine Dynamik entwickeln, welche die ohnehin schon angespannten Lieferketten und Warenströme zusätzlich belasten würde.“

Reedereien wie Hapag-Lloyd informierten vorsorglich ihre Kunden über mögliche Verzögerungen bei Abfahrten. Damit gerät auch die Frachtplanung durcheinander. Hapag-Lloyd betreibt nach eigenen Angaben drei Liniendienste mit dem Hafen Ningbo. Nun wird händeringend nach Alternativen Ausschau gehalten.

 

Chinas rigide Maßnahmen

Nach Informationen des BME-Büros in China werden im Hafenverbund Ningbo Zhoushan alle zwei Tage jeweils zehn Mitarbeiter stichprobenartig auf Covid-19 getestet. Die letzte Prüfung fand am 8. August statt und war negativ. Zwei Tage später ergab eine weitere Stichprobe bei einem 34-jährigen angestellten Hafen-Mitarbeiter ein positives Ergebnis. Daraufhin folgten im Zuge der restriktiven Zero-Covid-Strategie der chinesischen Zentralregierung intensive Quarantäne-Maßnahmen und die Anordnung zur Schließung des Hafenbetriebs in Meishan.

Auch Schiffsbesatzungen müssen Coronatests machen, dafür müssen diese vor Anker bleiben und dürfen erst einfahren, wenn die Ergebnisse negativ sind. Das betrifft vor allem indische Schiffe oder solche, die zuvor in Indien festgemacht haben. Diese müssen nicht selten eine Quarantäne von 14 bis 28 Tagen einhalten.

Dennoch setzen vor allem deutsche Unternehmen weiterhin auf die globalen Wertschöpfungsketten - Lockdowns und Verzögerungen in den Häfen zum Trotz. Das hat eine Studie des Ifo mit der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgefunden.Danach sind die Güter, von denen Deutschland besonders von China abhängt Lactame, Antikörper, Triebwerke und Hubkolbenmotoren, sowie Aminosäuren und Antibiotika.

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