„Trotz Ruf nach einer Gleichstellung der Geschlechter, genügt ein Blick auf den Arbeitsmarkt, um festzustellen, dass Deutschland weit davon entfernt ist“, kommentiert Dr. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin des BME, die Ergebnisse. Das aktuelle Brutto-Grundgehalt zeigt die Differenz: Männer erzielen mit 87.225 Euro ein signifikant höheres Einkommen als Frauen, deren Medianeinkommen bei 68.500 Euro liegt. Bezieht man zusätzliche Leistungen wie Sonderzahlungen, Boni und Gehaltszuschüsse mit ein, kommen Frauen auf ein Gesamteinkommen von 73.800 Euro, während Männer 98.000 Euro erreichen.
In den Schlüsselbranchen Elektrotechnik und Elektronik, Maschinenbau, Chemie und Pharma sind die geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschiede besonders groß. „Im Grunde genommen ist dieses Ergebnis ein Skandal“, urteilt die BME-Chefin und fügt hinzu: „Wir gehen davon aus, dass das auch in anderen Berufsgruppen der Fall ist.“
Über den BME:
- Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME) ist der führende Verband und Netzwerkpartner für über 10.000 Einkaufs-, Supply-Chain- und Logistikverantwortliche in Deutschland und Europa.
- Alle Branchen und Sektoren, vom Einzelunternehmen über den Mittelstand bis zum Konzern, sind in der BME-Community vertreten.
- Das Volumen der von den Mitgliedern beschafften Waren und Dienstleistungen beträgt jährlich rund 1,25 Billionen Euro. Das entspricht knapp einem Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
- Ziele des BME sind der Know-how-Transfer durch Erfahrungsaustausch, die Forschungsförderung sowie die Aus- und Weiterbildung von qualifizierten Fach- und Führungskräften.
- 1954 gegründet, zählt der BME am Standort Eschborn mehr als 100 Beschäftigte.
Gender-Pay-Gap steigt mit wachsender Berufserfahrung und Bildungsgrad
Je größer die Berufserfahrung, je höher der Bildungsgrad, desto mehr nimmt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland zu. Während Männer mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung im Median 56.000 Euro pro Jahr verdienen, steigt ihr Einkommen nach über 25 Jahren um etwa 70 Prozent. Frauen hingegen starten mit einem Medianverdienst von 50.000 Euro, doch selbst nach 25 Jahren liegt ihr Einkommenszuwachs nur bei 58 Prozent. „Dieses Ergebnis zeigt, dass mit zunehmenden Jahren, die Frauen keine Chance mehr zu haben scheinen, diesen Gehaltsabstand aufzuholen“, sagt Melnikov. Männer mit einem Masterabschluss profitierten sogar mehr. Sie verdienen im Median 100.000 Euro, während Frauen mit vergleichbarer Qualifikation auf 77.112 Euro kommen. Das Gleiche gilt für Personalverantwortung: Männer mit Verantwortung für ein bis zehn Mitarbeitende verdienen im Median 90.000 Euro, Frauen erreichen in ähnlichen Positionen nur 75.285 Euro. Zusätzlich verdiente Boni und Sonderzahlungen vergrößern die Differenz weiter.
Forderungen für mehr Gerechtigkeit
„Um die Lohnlücke zu schließen, muss sich auch gesamtgesellschaftlich einiges ändern.“, schlussfolgert Dr. Helena Melnikov. Was es jetzt brauche, sind strukturelle Veränderungen. Dazu zählen eine bessere Kinderbetreuung, eine fairere Verteilung der Elternzeit und flexiblere Arbeitszeitmodelle, die Eltern eine ausgewogene Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. „Die Arbeitgeber sind gefordert, Transparenz und ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen, um Frauen ihre berufliche Weiterentwicklung ohne Gehaltseinbußen zu ermöglichen“, schließt Melnikov ab.
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Über die „BME-Studie Gehaltsreport Einkauf 2024“
- An der Studie nahmen deutschlandweit 924 Personen teil, die im Einkauf tätig sind.
- Für die Auswertung der Ergebnisse berücksichtigte der BME den bereinigten Gender-Pay-Gap.
- Während der unbereinigte Gender-Pay-Gap den Bruttostundenlohn aller Frauen und Männer vergleicht, ohne dabei wichtige Faktoren wie Berufserfahrung, Branche oder Qualifikation zu berücksichtigen, zeigt der bereinigte Gender-Pay-Gap hingegen die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen bei gleicher Qualifikation, Verantwortung und beruflichem Werdegang auf. Er gibt an, wie viel weniger Frauen bei identischer Arbeit verdienen.
- Die Gehaltsschere vergrößert sich je nach Berufserfahrung, Bildung, Personalverantwortung, Hierarchieebene, Region und Branche.
Quelle: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME)