Industrieunternehmen in Großbritannien mussten 2023 ganz schön Federn lassen. Doch die beiden Spitzenkonzerne konnten ihren Umsatz deutlich steigern.(Bild: Pixel Skull Design - stock.adobe.com)
Großbritannien ist keine große Industrienation mehr, doch diese Unternehmen haben sich gut gehalten. Welche sind die größten britischen Industriekonzerne?
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Das Bruttoinlandsprodukt Großbritanniens belief sich 2023 auf umgerechnet rund 3,65 Billionen US-Dollar und wird für 2025 auf rund 3,84 Billionen US-Dollar geschätzt. Die Industrie, einschließlich verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe, macht etwa 16 Prozent des BIP Großbritanniens aus. Das Land ist also alles andere als eine große Industrienation. Der Dienstleistungssektor spielt eine weitaus größere Rolle mit einem Anteil von 80 Prozent des BIP.
Das Forbes Magazin ermittelt in seiner Liste der Global 2000 die größten börsennotierten Unternehmen. Wir haben die größten britischen Industrieunternehmen herausgepickt. Die Platzierung errechnet sich aus dem Umsatz des Jahres 2023.
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Die größten britischen Industrieunternehmen
Platz 20 Pentair. Mit einem Umsatz von 4,09 Milliarden US-Dollar schafft es das Unternehmen auf den 20. Rang unter den größten Industrieunternehmen Großbritanniens. Es zählt zudem zu den größten Maschinenbauern weltweit. Der Mischkonzern hat viele Segmente, eines davon ist Pumpen und Kompressoren. In Deutschland gehört die Marke Jung Pumpen zu diesem Konglomerat.(Bild: Pentair - Jung Pumpen)
Platz 19: AntofagastaMit einem Umsatz von umgerechnet 6,32 Milliarden US-Dollar landet Antofagasta auf dem 19. Rang unter den größten Industrieunternehmen in Großbritannien. Dabei handelt es sich um eine Holding, die im Kupferabbau, im Transportwesen sowie der Wasserindustrie tätig ist. Seinen Hauptsitz hat das 1888 gegründete Unternehmen in London und beschäftigt weltweit rund 27.000 Mitarbeiter.(Bild: Antofagasta)
Platz 18: Ineos16,08 Milliarden US-Dollar Umsatz bescheren dem Chemiekonzern Ineos den 18. Platz im 2023er-Ranking der größten britischen Industriekonzerne. Ineos wurde erst 1998 gegründet und durch viele Zukäufe zu einem der größten Chemiekonzerne der Welt. Heute bespielen die Briten den Bereich von Spezialchemikalien und sind im Öl- und Gas-Geschäft unterwegs.(Bild: Ivan Traimak - stock.adobe.com)
Platz 17: Johnson Matthey(Bild: Thanaphat - stock.adobe.com)
Platz 16: Reckitt-BenckiserReckitt (früher Reckitt Benckiser) ist ein britisches multinationales Unternehmen mit Sitz in Slough, das sich auf Konsumgüter in den Bereichen Gesundheit, Hygiene und Haushalt spezialisiert hat. Das Unternehmen entstand 1999 durch die Fusion der britischen Reckitt & Colman plc und der niederländischen Benckiser N.V. und vertreibt seine Produkte weltweit in rund 200 Ländern.Bekannte Marken und Produkte von Reckitt sind unter anderem: Nurofen (Schmerzmittel), Strepsils (Halsschmerz-Lutschtabletten), Gaviscon (Mittel gegen Sodbrennen), Clearasil (Hautpflege gegen Pickel), Mead Johnson (Babynahrung), Cillit Bang (Oberflächenreiniger), Vanish (Fleckenentferner), Finish (Geschirrspülmittel) und Calgon (Wasserenthärter).Reckitt konzentriert sich strategisch auf rund 19 Kernmarken, die etwa 70 Prozent des Umsatzes ausmachen. Das Unternehmen ist in drei Hauptgeschäftsbereichen tätig: Gesundheit, Hygiene und Haushalt, mit einem 2023er-Umsatz von etwa 18,16 Milliarden US-Dollar.(Bild: monticellllo - stock.adobe.com)
Platz 15: DiageoDiageo ist ein britisches Unternehmen mit Hauptsitz in London und zählt zu den weltweit größten Herstellern und Vermarktern von alkoholischen Getränken. Das Unternehmen entstand 1997 durch die Fusion von Guinness plc und Grand Metropolitan und ist in über 180 Ländern aktiv.Diageo produziert, vertreibt unter anderem Whisky, Bier, Wodka, Rum, Gin, Liköre, Tequila und weitere Spirituosen. Besonders bekannt ist Diageo für die Marken Johnny Walker, Guinness, Smirnoff und Baileys.2023 schafft Diageo rund 20,44 Milliarden US-Dollar Umsatz und kommt damit auf den 15. Rang unter Großbritanniens größten Industrieunternehmen.(Bild: Diageo)
Platz 14: Rolls-Royce. Das britische Unternehmen hat eine lange Geschichte in der Luft- und Raumfahrt sowie im Energiesektor. Die Hauptgeschäftsbereiche umfassen die zivile Luftfahrt, den Verteidigungssektor (im Bild ein Turboprop-Triebwerk Rolls-Royce AE 2100D3 an einer Lockheed Martin C-130J Super Hercules der US Air Force) sowie Power Systems. Der Umsatz insgesamt belief sich 2023 auf 20,49 Milliarden US-Dollar.(Bild: Sergey Kohl - stock.adobe.com)
Platz 13: CNH IndustrialCNH Industrial entwickelt und produziert landwirtschaftliche Ausrüstung wie Land- und Baumaschinen - etwa einen der größten Traktoren weltweit. Im Jahr 2023 kamen mit dem Geschäft rund 24,17 Milliarden US-Dollar Umsatz zusammen. Das Unternehmen existiert seit 2013. Es entstand durch die Fusion von CNH Global und Fiat Industrial parallel zu Fiat Chrysler Automobiles. Die bekanntesten Marken sind Case CE, Case IH, New Holland und Steyr.(Bild: Case IH)
Platz 11: BAE SystemsBAE ist einer der größten Waffen- und Rüstungskonzerne der Welt. 28,69 Milliarden US-Dollar setzten die Briten im Jahr 2023 um und verpassen damit knapp die Top Ten der größten britischen Industrierunternehmen. Gegründet wurde BAE 1999 durch die Fusion von Britisch Aerospace und Marconi Electronic Systems. Heute arbeiten weltweit 34.000 Menschen für den Konzern mit Sitz in London. BAE ist an Airbus beteiligt. Im Jahr 2012 wollte BAE mit EADS zum weltweit größten Rüstungskonzern aufsteigen, die Fusion scheitert jedoch.(Bild: Dean Clarke - BAE Systems)
Platz 10: Anglo AmericanDer Rohstoffkonzern kommt mit einem Umsatz von 30,66 Milliarden US-Dollar auf den zehnten Rang. Bevorzugt baut das Unternehmen Eisenerz und Mangan ab. Aber auch Kohle, Kupfer, Nickel, Niob und Phosphate sind im Angebot. Anglo American wurde 1917 von dem Deutschstämmigen Ernest Oppenheimer gegründet. Er war Mitgründer des Diamantenkartells unter der Firma De Beers. Seinen Sitz hat Anglo American in London. Mehr als 63.000 Menschen arbeiten für den Konzern weltweit.(Bild: Anglo American)
Platz 9: LindeLinde ist hervorgegangen aus dem Zusammenschluss des deutschen Linde-Konzerns und des US-Unternehmens Praxair. Im Zuge dessen wurde der steuerliche Sitz nach Dublin, Irland, verlegt, die operative Zentrale sitzt derweil im britischen Guildford. 32,76 Milliarden US-Dollar Umsatz in 2023 bringen dem Gaseproduzenten einen Platz in den britischen Top Ten der Industrieunternehmen ein. Weltweit beschäftigt Linde rund 72.300 Mitarbeiter.(Bild: Linde MH)
Platz 8: British American Tobacco (BAT)British American Tobacco (BAT) ist eines der weltweit größten Tabakunternehmen mit Hauptsitz in London. Das Unternehmen produziert und vertreibt Zigaretten, Tabak und andere Nikotinprodukte, darunter E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel, in rund 180 Ländern. BAT wurde 1902 gegründet und ist heute der zweitgrößte Tabakkonzern der Welt nach Umsatz. 2023 betrug dieser 33,91 US-Dollar. Bekannte Marken sind Pall Mall, Lucky Strike und Rothmans.(Bild: Ralf - stock.adobe.com)
Platz 7:Glaxo Smith Kline (GSK)Das Chemie- und Pharmaunternehmen kam 2023 auf einen Umsatz von 38,62 Milliarden US-Dollar. Impfstoffe, Krebsmedikamente und sogenannte Consumer Healthcare sind die Sparten von GSK. Der Konzern entstand im Jahr 2000 und beschäftigt weltweit mehr als 90.000 Mitarbeiter. Seinen Sitz hat GSK in Brentford.(Bild: Glaxosmithkline)
Platz 6: Lyondell BasellDer Chemieriese Lyondell Basell kommt 2023 auf einen Umsatz von 40,65 Milliarden US-Dollar und erreicht damit den sechsten Platz unter den größten britischen Industriefirmen. Gegründet wurde das Unternehmen 2007 mit Sitz in London. Im Vergleich zu seinen Chemiekonkurrenten beschäftigt Lyondell Basell mit 19.100 Mitarbeitern relativ wenig Personen.(Bild: Lyondell Basell)
Platz 5:AstrazenecaDie Holding Astrazeneca gibt es seit 1992. Im Jahr 2023 betrug der Umsatz der in Cambridge ansässigen Firma 47,61 Milliarden US-Dollar. Mehr als 83.000 Mitarbeiter trugen dazu bei. Bekannt wurde Astrazeneca hierzulande durch einen der verfügbaren und zugelassenen Impfstoffe gegen Covid.(Bild: Astrazeneca)
Der Bergbaukonzern gehört zu den größten Minen- und Bergbaukonzernen der Welt. Mit 54,04 Milliarden US-Dollar Umsatz in 2023 schafft es Rio Tino nicht mehr aufs Treppchen der drei größten britischen Industrieunternehmen. Abgebaut werden vor allem Eisenerze, Aluminium, Kupfer und Diamanten. Auch Energierohstoffe und Mineralien hat der Konzern im Portfolio.
Platz 3: UnileverUnilever ist eines der weltweit größten Konsumgüterunternehmen mit Sitz in London und Rotterdam. Das Unternehmen produziert und vertreibt Produkte in den Bereichen Ernährung, Körperpflege, Haushaltspflege und Eiscreme. Unilever ist in über 190 Ländern aktiv und erzielte 2023 einen Jahresumsatz von rund 64,45 Milliarden US-Dollar. Bekannte Marken sind Knorr, Magnum oder Dove.(Bild: Mdv Edwards - stock.adobe.com)
Platz 2: BPDer Öl- und Gaskonzern BP fördert und verarbeitet Erdgas und Erdöl. Der Umsatz betrug 2023 umgerechnet 202,84 Milliarden US-Dollar, weltweit arbeiten mehr als 65.000 Mitarbeiter für BP. Bis zum Einmarsch Russlands in die Ukraine war BP zudem am russischen Ölkonzern Rosneft beteiligt, hat seinen 19,75-prozentigen Anteil jedoch 2022 verkauft.(Bild: Lukasz Z - stock.adobe.com)
Platz 1: ShellUnangefochtene Nummer Eins in Großbritanniens Industriesektor ist Royal Dutch Shell mit einem Umsatz von 289,74 Milliarden US-Dollar in 2023. Die Förderung von Erdgas gehört genauso zum Portfolio wie die von Rohöl und die Weiterverarbeitung der beiden Rohstoffe. Auch verflüssigtes Gas (LNG) ist Teil des Portfolios.(Bild: Shell)
Altes Industrieland Großbritannien
Die britische Industrie war Ausgangspunkt der weltweiten Industrialisierung und hat sich seit dem 18. Jahrhundert tiefgreifend entwickelt. Großbritannien war das erste Land, das die industrielle Revolution erlebte, beginnend in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Wesentliche Voraussetzungen für diesen Wandel waren technischer Fortschritt (z. B. die Erfindung der Dampfmaschine und der Spinnmaschine), eine Agrarrevolution, Bevölkerungswachstum, reiche Rohstoffvorkommen (vor allem Kohle und Eisen) und politische Stabilität.
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Führende Sektoren waren zunächst die Textilindustrie, der Bergbau (insbesondere Kohle), die Eisen- und Stahlindustrie sowie der Maschinenbau. Im 19. Jahrhundert wurde Großbritannien zur „Werkstatt der Welt“, wobei Baumwolltextilien, dank der Kolonien, das wichtigste Exportgut waren.
Heute ist die britische Industrie deutlich diversifizierter. Bedeutende Industriebranchen sind Automobilbau, Luft- und Raumfahrt, Chemie, Maschinenbau, Nahrungsmittel, Pharma sowie High-Tech und Elektronik. Die industrielle Produktion ist jedoch im selben Maß zurückgegangen, wie Dienstleistungen angestiegen sind.
Bedeutung der Industrie für das BIP und die Beschäftigung
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Der Anteil der Industrie am britischen Bruttoinlandsprodukt ist in den letzten Jahrzehnten stark gesunken, da der Dienstleistungssektor dominiert. Dennoch bleibt die Industrie ein wichtiger Arbeitgeber und trägt weiterhin wesentlich zur Wertschöpfung, zum Export und zur technologischen Entwicklung bei.
(Bild: mi connect)
Die Autorin: Dörte Neitzel
Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.
Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.
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