Mehr als 70% der Neuwagenkäufe von Unternehmen sind Diesel-Pkw. Doch der Diesel wird immer mehr zum Risiko: Es drohen Fahrverbote und Imageschäden durch den angeschlagenen Ruf des Diesels. Das könnte für die wichtigste Käufergruppe für die Selbstzünder – die Unternehmen – die mit 568.600 Diesel-Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2016 für 37% aller Diesel-Pkw-Käufe in Deutschland standen, zum einem Abrücken vom Diesel führen, so Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen.
Kundenverunsicherung leitet Abwärts-Trend ein
Auch neueste Euro-6-Diesel-Pkw stoßen im normalen Fahrbetrieb weit mehr Stickoxide aus als erlaubt. Das haben zahlreiche Organisationen bestätigt. Damit drohen nicht nur Fahrverbote für ältere Diesel-Pkw, sondern auch soziale Akzeptanz-Probleme für Fahrer und Besitzer von neuen Diesel-Pkw. Das verunsichert die Käufer.
Wurden im November 2015, also kurz nach Bekanntwerden der VW-Abgasbetrügereien in USA, noch 49,9% aller Neuwagen in Deutschland mit Dieselmotor auf die Straße gebracht, schrumpfte der Dieselanteil bis auf 43,3% im Februar 2017. Gleichzeitig steigen aber die CO2-Werte mit mehr Benzinern bei den Neuwagenkäufen wieder an.
Firmenwagen strategisch entscheidend für Diesel
Unternehmen profitieren bei ihren Firmenwagen noch doppelt bei Diesel. Einerseits durch die Abschreibung der Fahrzeugkosten, die als Aufwendungen und damit Gewinnsteuermindernd verbucht werden. Zum zweiten durch die 18 Cent pro Liter niedrigere Steuer auf Dieselkraftstoff. Da Firmenfahrzeuge in der Regel deutlich höhere jährliche Fahrleistungen haben als Privatfahrzeuge, macht sich der Steuervorteil bei Dieselkraftstoff für Unternehmen besonders bemerkbar. Daher sind mehr als 70% aller Neuwagen bei Unternehmen Diesel-Pkw. Doch der Anteil geht zurück, jedoch nicht so massiv wie bei den Privatkunden.
Eine Ursache für den geringeren Rückgang der Marktanteile hängt sicher noch mit der bisher nicht stark ausgeprägten negativen Diesel-Effekten auf Unternehmens-Einschätzungen zusammen. Noch arbeiten die Einkäufer von Firmenwagen nach dem traditionellen Muster: Diesel bringt Kostenvorteile.
Verlierer bei Steuerangleichung sind Unternehmen
Als Regulierungsinstrument wird immer wieder eine Steueranpassung ins Gespräch gebracht. Die Verlierer einer solchen Maßnahme wären aber die Unternehmen und nicht der private Verbraucher. Würde Kfz-Steuer und Kraftstoffsteuer von Ottokraftstoff und Diesel angeglichen, wäre Otto-Norm-Verbraucher – auch weil er weniger Jahresfahrleistung hat, kaum oder gar nicht betroffen.
Für Ferdinand Dudenhöffer ist es an der Zeit, schnell umzusteigen. Firmenwagen werden überwiegend geleast. Damit ist das Restwert-Risiko bei den Leasinggesellschaften, den Autohändlern und den Autobauern selbst. Ein Werteinbruch des Pkw-Diesels im Gebrauchtwagengeschäft hätte hohe Abschreibungen bei den Leasinggesellschaften und Autobanken zur Folge. Je früher man gegensteuert, umso kalkulierbarer bleibt das Verlust-Risiko.
Energieversorger mit gutem Beispiel
Mitte März 2017 hatte der innogy-Vorstand beschlossen, im Zeitraum der nächsten vier Jahre seine rund 1.000 Dienstwagen komplett von Diesel und Benzin auf Elektroautos umzustellen. Zwar ist das Beispiel nicht repräsentativ, da innogy als Energieversorger stark auf Elektromobilität und das Geschäft mit Ladestrom setzt. Aber es dürfte Signalwirkung haben – zunächst bei den Energieversorgern und später bei anderen Branchen.
Quelle: CAR, Uni Duisburg-Essen