Der saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) hat sich im Dezember 2020 leicht auf 58,3 Punkte nach 57,8 im Vormonat verbessert. Zugleich ist es der höchste Wert seit Februar 2018.
Die jüngsten Daten spiegeln einen weiteren kräftigen Zuwachs sowohl der Produktion als auch der Neuaufträge wider, teilte der englische Finanzdienstleister IHS Markit mit.
„Die aktuellen EMI-Daten geben sowohl Anlass zu vorsichtigem Optimismus als auch zu einer wachsenden Besorgnis“, betont Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Positiv zu vermerken sei, dass sich der deutsche PMI trotz weiter steigender Corona-Infektionszahlen bereits den sechsten Monat in Folge über der 50-Punkte-Referenzlinie bewege.
Negativ schlage zu Buche, dass die Einkaufspreise aufgrund höheren Bedarfs an Rohmaterialien und Kapazitätsengpässen in der Seefracht zuletzt stark gestiegen seien.
Keine Einschränkungen im Verarbeitenden Gewerbe
„Zum Jahresabschluss zeigte sich der EMI nochmals etwas besser. Trotz Lockdown läuft die Industrie sehr gut“, kommentierte Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, die aktuellen EMI-Daten. Einerseits gebe es im Verarbeitenden Gewerbe keine Einschränkungen, andererseits sei die Nachfrage im globalen Handel extrem gut – was sich dort mittlerweile in Kapazitätsengpässen mit steigenden Preisen zeige.
Gerade die hohe Dynamik in China komme der deutschen Industrie zugute. „Der Jahresdurchschnitt 2020 des deutschen Bruttoinlandsprodukts sollte sich auf minus 5,4 Prozent belaufen. 2021 wird im Jahresdurchschnitt wieder positive Zahlen mit einem BIP um vier Prozent aufweisen können. Allerdings wird der Jahresanfang aufgrund fortgesetzten Lockdowns und verzögerter Impfungen gerade in Deutschland noch relativ verhalten ausfallen“, fügte die Helaba-Bankdirektorin hinzu.
„So stark die zweite Corona-Welle über viele Dienstleistungsbranchen hereingebrochen ist, so weitgehend unberührt konnte die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe offenkundig bis zuletzt laufen“, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
Die globale Nachfrage entwickele sich solide, mithin seien vor allem deutsche Exportgüter gefragt. Der soeben verlängerte und verschärfte Lockdown hierzulande dürfte „in den kommenden Monaten freilich auch Spuren in der Industrie hinterlassen“, fügte Kater abschließend hinzu.
Metallische Rohstoffe sind teurer
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise sagte Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG: „Im Verlauf des Dezember 2020 zog das Preisniveau der meisten metallischen Rohstoffe weiter an.
Vor allem die Automobilindustrie hatte einen hohen Bedarf an Vormaterial, der bei Stahl auf nicht ausreichende Liefermengen traf und somit das Preisniveau drastisch erhöhte. So zogen die Schrottpreise im Dezember gegenüber dem Vormonat um bis zu 30 Euro pro Tonne an. Die Eisenerzpreise legten im Monatsdurchschnitt um 22 US-Dollar je Tonne zu.
Infolge der hohen Nachfrage und des knappen Angebots verteuerten sich auch die Preise für Warmbreitband und verzinkte Bleche im Dezember um fast 100 Euro/Tonne und diejenigen für Walzdraht um 50 Euro/Tonne. Auch im ersten Quartal 2021 dürften die Preise für metallische Rohstoffe zunächst weiter zulegen.“
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Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick
Produktion: Auch im Dezember wurde die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe ausgeweitet. So notiert der saisonbereinigte Teilindex weiterhin komfortabel in der Wachstumszone, wenngleich er im Vormonatsvergleich etwas nachgab und auf ein 4-Monatstief fiel. Starke Zuwächse im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich standen einem leichten Minus im Konsumgüterbereich gegenüber.
Auftragseingang insgesamt: Die Flut an Neuaufträgen bei den Herstellern setzte sich im Dezember fort. Die Zuwachsrate blieb im Vergleich zum November unverändert und damit erneut eine der höchsten seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1996. Viele Umfrageteilnehmer berichteten, dass die Nachfrage im In- und Ausland weiter anzieht.
Auftragseingang Export: Auch im Exportgeschäft wurde im letzten Monat des Jahres wieder ein solides Plus verbucht. Vor allem in Asien (und hier besonders China) stiegen die Absatzzahlen weiter rasant. Allerdings schwächte sich die Steigerungsrate aufgrund der zweiten Corona-Infektionswelle sowie neuerlicher Lockdowns in vielen Ländern zum zweiten Mal in Folge ab – auf den niedrigsten Wert seit August.
Beschäftigung: Der seit März 2019 anhaltende Stellenabbau in der Industrie setzte sich auch im Dezember fort. Auch wenn das Minus etwas größer ausfiel als im Vormonat, war der Rückgang bei Weitem nicht so stark wie im zweiten Quartal 2020. Die Beschäftigung ging in allen drei Teilsektoren zurück und wie schon in den Vormonaten waren die häufigsten Ursachen pandemiebedingte Entlassungen, der Abbau von Leiharbeitern sowie die Nichtbesetzung offener Stellen.
Einkaufspreise: Die Inflationsrate der Einkaufspreise schoss im Dezember förmlich in die Höhe und fiel so stark aus wie seit etwas mehr als zwei Jahren nicht mehr. Metalle (insbesondere Stahl) sowie Chemikalien und Kunststoffe wurden oft als teurer gemeldet. Eine Vielzahl der befragten Manager schrieb die Verteuerung den Lieferengpässen zu.
Verkaufspreise: Wie schon in den vergangenen zwei Monaten hoben die Hersteller auch im Dezember ihre Verkaufspreise an. Aufgrund des Kostenanstiegs zog die Inflationsrate auch hier an und kletterte auf den höchsten Stand seit März 2019. Das deutlichste Plus wurde im Vorleistungsgüterbereich verzeichnet.
Geschäftserwartungen: In den Chefetagen von Deutschlands Herstellern zeigte man sich auch am Jahresende sehr optimistisch hinsichtlich der Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist. Für Zuversicht sorgt in erster Linie die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie, Zugewinne in wichtigen Exportmärkten sowie ein nachhaltiger Anstieg der Investitionen. Der entsprechende Teilindex gab allerdings gegenüber dem annähernden Rekordhoch im November leicht nach.
Bearbeitet von Dörte Neitzel