Verbraucher mit niedrigen Einkommen sind begeistert. Sie gelangen durch Car-Sharing-an ein Auto, das sie sich eigentlich nicht leisten können. Für Unternehmen ist die Idee nicht neu. Landwirte teilen schon seit den 1950er Jahren in „Maschinenringen“ Maschinen. Sie sind kluge Rechner und machen das mit Geräten, die sie nur selten brauchen. Das Modell wird häufig als sinnstiftendes Beispiel der Share-Economy herangezogen setzt. Einen Schlepper zum Anschaffungspreis von 120.000 Euro gibt es für 48 Euro pro Stunde zur Miete. Ab 530 Betriebsstunden sei ein Kauf wirtschaftlicher, so die Maschinenringe Deutschland GmbH.
Skaleneffekte nutzen
Bei einem Pkw liegt der Break-Even für einen Kauf bei rund 10.000 gefahrenen Kilometern pro Jahr. Dennoch „lohnt“ sich laut Branchen-Sprech der Carsharing-Branche ein Carsharing sich „für Unternehmen jeder Größe“. Bei Wenig-Fahrern sei die temporäre Leihe nach vorheriger Anmeldung schon aufgrund der eingesparten Fixkosten günstiger. Die Rechnung hat einen Haken. Sie bezieht sich auf den einzelnen Fahrer und nicht auf die Fahrzeuge selbst. Deren Laufleistung beträgt im Verleihgeschäft das Fünf- bis Sechsfache und beschert dem Vermieter am Ende sogar einen Gewinn. Diesen Skaleneffekt kann ein Fuhrpark auch für sich selbst generieren. So wie dies die Maschinenringe als Fuhrparks der Landwirte tun, in dem sie Mähdrescher, Schlepper und dergleichen zu günstigen Konditionen beschaffen, durch eine gute Disposition auslasten, wobei die Gewinne aus Mieterträgen bei den Vereinen zugunsten der Mitglieder verbleiben.
Firmeneigene Pools
„Ein professionelles firmeneigenes Fuhrparkmanagement kann Pools bilden und damit die Auslastung der Fahrzeuge sogar auf deutlich einfachere bessere Weise verbessern“, sagt Majk Strika, Geschäftsführer des auf gemischte Flotten spezialisierten Fuhrparkmanagement-Dienstleisters ARI Fleet Germany. Zu den Vorteilen gehörten die Nähe zu den Bedarfsträgern, kurze Wege und eingespielte Prozesse. Leistungsfähige, auf die Bedarfe einzelner von Unternehmen individualisierbare Software sei verfügbar. Vor allem größere Unternehmen planten solches Inhouse-Carsharing für Mitarbeiter, die nur wenig fahren.
In die eigene Tasche wirtschaften
Car-Sharing-Raten beinhalteten auch sämtliche Fahrzeugkosten, womit Anbieter bevorzugt werben. Dies suggeriert Kostensicherheit. Sicher sei nach Ansicht von Experten aber nur, dass die Kosten zu hoch sind. Denn pauschalen Raten wie sie es auch bei Full-Service-Leasingverträgen gebe, fehle die Transparenz; Kostenmanager mögen das gar nicht. Bei Autos im Besitz wisse man dagegen, was man dafür bezahlt hat, wie sich die Betriebskosten im Einzelnen zusammensetzen und könne durch eine professionelle Beschaffung und optimierte Prozesse Einfluss nehmen, so Strika. Abhängig von der Bedarfsstruktur eines Unternehmens lasse sich die Zahl der Bestandsfahrzeuge mit einem fuhrparkinternen Car-Sharing durchaus um bis zu 20% reduzieren.
Nutzungsarten berücksichtigen
Erfahrungen gibt es vor allem mit solchen firmeneigenen Pools, die einzelnen Abteilungen zugeordnet sind. Allerdings sind Fahrzeuge oft ungenutzt, während woanders notwendige Fahrten ausfallen oder externe Kapazität erfordern. Deshalb sollte ein Pooling firmenweit etabliert werden, wobei die Grenzen bei bestimmten Nutzungsarten allerdings eng gezogen sind. Eine Botenfahrt kann womöglich warten, bis ein Fahrzeug frei ist, ein Kundentermin in aller Regel nicht. Professor Ferdinand Dudenhöffer von CAR Center Automotive Research formuliert es pointiert: „Der Außendienstler braucht natürlich seinen eigenen, immer verfügbaren Pkw und darf nicht auf das Schlüsselbrett angewiesen sein. Schon gar nicht darauf, das Fahrzeug an irgendeiner Servicestation, womöglich am anderen Ende der Stadt, abholen zu müssen.“
Flexibilität schont Ressourcen
Kurzinterview mit Majk Strika, Geschäftsführer von ARI Fleet Germany:
Welche Voraussetzungen muss ein Poolfahrzeug erfüllen?
Es muss voll flexibel eingesetzt und falls es nicht mehr benötigt wird, jederzeit verkauft werden können.
Welche Konsequenzen hat das für die Fuhrparkfinanzierung?
Sie darf nicht an die eine bestimmte Fahrleistung geknüpft werden. Wer bei einem herkömmlichen Full-Service-Leasing einen Vertrag mit 90.000 Kilometern unterschreibt, nutzt diese auch aus, denn weniger Laufleistung wird nur minimal vergütet. Er meidet also Alternativen, auch wenn sie sich anbieten. Full-Service-Leasing ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll.
Welche Möglichkeiten bieten sich an?
Ein Kauf oder ein kaufähnliches Finanzleasingmodelle mit Vollamortisation über eine flexible Laufzeit und gleichzeitigem Anspruch auf den Restwert. Deutlich werden die Vorteile bei E-Fahrzeugen. Leasingfirmen kalkulieren Full-Service-Raten mit minimalsten Restwerten, obwohl sich abzeichnet, dass sich die Märke innerhalb der nächsten drei Jahre nach oben bewegen.