Kunststoffgranulate in einer Hand

Kunststoffe werden sind teuer geworden. Das hat mehrere Gründe. (Bild: black_kira - stock.adobe.com)

Kunststoffe sind als Verpackungen sowohl notwendig als auch beliebt. Doch die Branche kämpft mit Lieferproblemen. Rohstoffe für die Herstellung von Kunststoffen sind aktuell Mangelware.

Das fängt bei unbedruckter Folie an und hört bei umfangreichen Verpackungen für Großversendungen auf. Die Kunststoffbranche ist auf die weltweiten Lieferketten angewiesen. Und die sind - ohnehin durch Corona gestresst - unter Druck aufgrund zahlreicher Faktoren.

Eine Umfrage des Branchenverbands Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) ergab im März, dass drei Viertel der befragten Firmen klagten, ihre Versorgung mit Rohstoffen sei schlecht oder sogar sehr schlecht. Rund 80 Prozent gaben an, dass ihre Lieferfähigkeit eingeschränkt sei, und ebenso viele erwarteten für die kommenden Wochen, dass die Situation anhält oder sogar noch schlechter wird.

Auch für April konnte die Verbandschefin Mara Hancker keine Entwarnung geben. "Es ist immer noch schwierig, an die Rohstoffe zu kommen. Und da wo man sie bekommt, ist es extrem teuer", zitiert die Deutsche Welle Hancker.

Laut Frank Anneken von Kloepfel Consulting weigerten sich teilweise bis zu einem Drittel der Lieferanten, derzeit ein Angebot abzugeben, weil sie es am nächsten Tag ohnehin nicht mehr halten könnten. Viele ließen sich - wenn überhaupt - nur noch auf einen Monat Preisbindung ein. Aber oft sei selbst zu Mondpreisen keine zeitnahe Lieferung möglich, so Anneken. Die Folge: Lieferzeiten von sechs oder mehr Wochen.

Steigende Preise für Rohstoffe und Vorprodukte

Zwischen Januar und März dieses Jahres wurden wichtige Kunststoffe der Verpackungsindustrie deutlich teurer. Der Preis für Polyethylen stieg beispielsweise um mehr als 35 Prozent. Andere Kunststoffe wie Polyurethane (PUR) verteuerten sich im vergangenen Halbjahr um rund 50 Prozent.

Der Grund: Auch die Kunststoffhersteller müssen mehr für die Herstellung ihrer Produkte zahlen. So verteuerte der Spezial-Chemiekonzern Lanxess zum Beispiel Adipinsäure und Hexandiol - und das gleich zwei Mal hintereinander.

Auch die Preise für die technischen Kunststoffe Durethan und Pocan wurden sowohl im Dezember als auch im März jeweils teurer. Gestiegene Rohstoffpreise wie Benzol sowie höhere Kosten für Energie und Logistik seien die Gründe, so Lanxess.

Wie in vielen anderen Bereichen, etwas bei den Halbleitern, ist auch bei den Kunststoffen Corona der Auslöser gewesen. Denn mit Beginn der Pandemie standen alle Zeichen zunächst auf Flaute. Die Zwangspause setzte Schiffe in Häfen fest, Anlagen wurden gewartet, ein Großteil der Produktion fiel wegen Quarantäne- oder Krankheitsfällen aus. Auch die Winterstürme in den USA legten einen Teil der Lieferketten lahm. Nicht zuletzt kam die Havarie der Ever Given hinzu, die zahlreiche Container- und Tankschiffe an der Weiterfahrt hinderte.

Gleichzeitig mit einem Weniger an Rohstoffen und Vorprodukten stieg aber die Nachfrage - vor allem aus China, dessen Wirtschaft sich schneller berappelte als die anderer Staaten. "Dort boomt der Markt und saugt gerade alles auf", so Hancker in zur DW.

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Auch medizinischer Bereich betroffen

Allerdings sind nicht nur Einzelhändler oder B2B-Unternehmen der Industrie betroffen. Zunehmend könnte auch der medizinische Bereich unter der Knappheit leiden. So werden zum Beispiel Spritzen, Kanülen oder auch Transportbehälter - etwa für Impfstoffe - aus Kunststoffen gefertigt. Das unter dem Namen Styropor bekannte expandierte Polystyrol (EPS) ist bereits knapp geworden.

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