EU-Verpackungsverordnung

Die neue EU-Verpackungsverordnung hat Auswirkungen auf die Beschaffung und Produktion. (Bild: fotomek-Adobestock.com)

Die neue EU-VerpackV stellt viele Unternehmen vor neue Herausforderungen, doch das allgemeine Verständnis für die Forderung nach mehr Recycling ist hoch. Denn allein im Jahr 2023 fielen in der EU schätzungsweise 87 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an. Davon waren rund 65 %, also etwa 56,5 Millionen Tonnen, recycelbar. Bis 2030 wird erwartet, dass diese Zahl auf über 100 Millionen Tonnen anwächst, da der Konsum und die Industrialisierung weiterhin zunehmen. Mit der Umsetzung der neuen Verordnung wird angestrebt, dass bis 2030 alle Verpackungen recycelbar sind. Besonders für die verarbeitende Industrie ist der Ausbau der Kreislaufwirtschaft entscheidend, da sie den Übergang von linearen zu zirkulären Wertschöpfungsmodellen fördert.

Positive Nebeneffekte:

  • Kosteneinsparungen: Schätzungen zufolge könnten Unternehmen durch die Umstellung auf recycelbare Verpackungen und optimierte Materialnutzung bis zu 20 % der Verpackungskosten einsparen.
  • Ökobilanzverbesserungen: Durch innovative Recycling- und Wiederverwendungsstrategien kann die ökologische Bilanz um bis zu 30 % verbessert werden.

Schrittweise zu weniger Verpackungsmüll

Die neuen EU-Regeln zielen darauf ab, die Umweltbelastung durch Verpackungen signifikant zu reduzieren. Ein zentrales Vorhaben ist die Reduktion von Verpackungsabfällen durch Stärkung der Wiederverwendbarkeit und Kompostierbarkeit von Verpackungen. Der erste Meilenstein: 5 % weniger Verpackungsabfälle bis 2030. Bis 2035 sollen es 10 % und bis 2040 schließlich 15 % weniger sein.

Zudem führt die Verordnung verbindliche Vorgaben ein, die Unternehmen verpflichten, höhere Recyclingquoten zu erreichen. Beispielsweise muss der Anteil recycelter Materialien in Kunststoffverpackungen bis 2025 mindestens 25 % betragen und bis 2030 auf 30 % steigen. Auch für andere Materialien gibt es spezifische Ziele:

  • Kartonverpackungen: Bis 2025 müssen mindestens 75 % und bis 2030 mindestens 85 % der Kartonverpackungen recycelt werden.
  • Glasverpackungen: Bis 2025 muss der Recyclinganteil bei 70 % und bis 2030 bei 75 % liegen.
  • Metallverpackungen: Für Aluminium und Stahlverpackungen sollen bis 2025 mindestens 50 % und bis 2030 mindestens 60 % recycelt werden.
  • Papierverpackungen: Hier sollen bis 2025 mindestens 85 % und bis 2030 mindestens 90 % recycelt werden.

Darüber hinaus wird ein schrittweises Verbot bestimmter Einwegverpackungen eingeführt, um Plastikmüll zu verringern.

Neue Anforderungen an Industrie- und Transportverpackungen

Für Hersteller von technischen Produkten, Maschinen und Elektronik ergeben sich insbesondere neue Anforderungen an die Gestaltung und Nutzung von Industrie- und Transportverpackungen. Diese müssen künftig höheren Recyclingstandards entsprechen und aus recycelten Materialien bestehen, was Anpassungen der Vertriebs-, Logistik- und Produktionsprozesse erfordern kann.

Automobilindustrie: Viele Automobilunternehmen haben bereits begonnen, wiederverwendbare Verpackungen für den Versand von Bauteilen wie Motoren und Getrieben einzusetzen. Diese Verpackungen werden nach dem Gebrauch zurückgeschickt, gereinigt und erneut verwendet, was die Abfallmenge erheblich reduziert.

Elektronikindustrie: Die Elektronikindustrie setzt jährlich etwa 8 Millionen Tonnen Verpackungen ein, was eine erhebliche Reduktion von Abfallmengen durch recycelbare Materialien bedeutet. Beispiele hierfür sind Smartphones und Laptops, deren Verpackungen zunehmend aus recyceltem Papier und biologisch abbaubaren Kunststoffen bestehen.

Lebensmittelindustrie: Einige Lebensmittel- und Getränkeunternehmen setzen bereits auf recycelbare und kompostierbare Verpackungen für Produkte wie Joghurt, Getränke und Snacks. Eine bekannte Marke verwendet zum Beispiel Flaschen aus 100 % recyceltem PET für ihre Getränke, während ein anderes Unternehmen biologisch abbaubare Folien für seine Snackverpackungen entwickelt hat. Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie verbraucht jährlich rund 35 Millionen Tonnen Verpackungen. Eine Umstellung auf recycelbare Materialien kann also signifikante Auswirkungen haben.

Chemieindustrie: Verpackungen für Chemikalien und Reinigungsmittel müssen nicht nur recycelbar sein, sondern auch hohen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Einige Unternehmen haben begonnen, recycelte Kunststoffe für die Herstellung ihrer Kanister und Flaschen zu verwenden, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Die Chemieindustrie verwendet jährlich etwa 10 Millionen Tonnen Verpackungen, eine Umstellung auf recycelte Materialien könnte demnach eine viel Abfall einsparen.

F&E-Investitionen mitdenken und Lieferketten prüfen

Um für die zukünftigen Herausforderungen gewappnet zu sein, sollten betroffene Unternehmen zunächst ihre aktuellen Verpackungsprozesse analysieren und Schwachstellen sowie Optimierungspotenziale identifizieren. Hierbei können externe Expert:innen aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Recycling unterstützen. Langfristig ist es wichtig, in Forschung und Entwicklung zu investieren, um neue, nachhaltigere Verpackungslösungen zu entwickeln. Dazu gehört der Einsatz neuer Materialien, die sowohl den Recyclinganforderungen entsprechen als auch die notwendigen Schutz- und Transportfunktionen erfüllen.

Nicht zuletzt sollten Unternehmen ihre Lieferketten prüfen und strategische Partnerschaften mit Lieferanten eingehen, die recycelte Materialien bereitstellen können. Schätzungen zufolge könnte die Zusammenarbeit mit solchen Lieferanten die Abhängigkeit von Primärrohstoffen um bis zu 40 % reduzieren.

Katalysator für technologische Fortschritte und nachhaltige Geschäftsmodelle

Mit der EU-VerpackV kommen Veränderungen und Anpassungen auf die verarbeitende Industrie zu. Langfristig bieten die geforderten Maßnahmen jedoch klare Vorteile, sowohl in ökologischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Durch die Erfüllung der neuen Anforderungen können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Zudem können sie durch den Einsatz innovativer Verpackungslösungen ihre Ressourceneffizienz verbessern und Kosten sparen. Schätzungen zeigen, dass durch den Einsatz effizienterer Verpackungstechnologien Unternehmen ihre Verpackungskosten um bis zu 15 % senken könnten. Der ökologische Fußabdruck könnte durch die Reduktion von Verpackungsabfällen und den vermehrten Einsatz von recycelten Materialien um bis zu 25 % verringert werden. Die Verordnung stellt somit nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance dar, die Zukunft der verarbeitenden Industrie nachhaltig zu gestalten.

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