Insgesamt hat sich die Arbeitssicherheit in deutschen Unternehmen stark verbessert. Wo es noch Nachbesserungsbedarf gibt.(Bild: Serhii - stock.adobe.com)
Die Arbeitssicherheit in deutschen Unternehmen hat sich seit 2015 spürbar verbessert, trotzdem bestehen weiterhin erhebliche Defizite. Welche das sind.
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Der systematische Schutz von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit hat in den vergangenen zehn Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Das ist das Ergebnis der aktuellen Beschäftigtenbefragung der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA). Besonders drei positive Entwicklungen fanden die Macher der Umfrage heraus:
Mehr Betriebe setzen auf eine Gefährdungsbeurteilung: Im Durchschnitt aller Betriebe gab es einen Anstieg von 52 Prozent im Jahr 2015 auf 68 Prozent. Bei Kleinstbetrieben mit unter 10 Mitarbeitenden ging die Quote sogar von 42 Prozent auf 61 Prozent herauf.
Mitarbeitende werden stärker einbezogen: 79 Prozent der Mitarbeitenden wurden in die Gefährdungsbeurteilung eingebunden, im Vergleich zu 68 Prozent im Jahr 2015.
Mehr Schulungen für Führungskräfte: Hier gibt es einen Anstieg von 39 Prozent bei der letzten Umfrage auf aktuell 64 Prozent.
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Das heißt aber auch: In etwa einem Drittel aller Betriebe werden Gefährdungsbeurteilungen noch immer nicht durchgeführt.
Mehrheit findet Arbeitsschutzregelwerke verständlich und praxisnah
77 Prozent der Unternehmen finden die Vorschriften der Arbeitsschutzregelwerke verständlich, 75 Prozent halten sie für gut umsetzbar. 85 Prozent sagten, dass Sicherheitsmängel nach Meldung umgehend beseitigt werden, 59 Prozent, dass ihr Betrieb ausreichend tue, um langfristige gesundheitliche Belastungen zu minimieren.
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Ein „hoher Anteil“ der befragten Beschäftigten könne Beschwerden, Wünsche und Verbesserungsvorschläge zum Arbeitsschutz im Betrieb einbringen. Gefährdungen durch psychische Belastung würden in der Gefährdungsbeurteilung in ähnlichem Umfang wie andere Gefährdungen berücksichtigt, nämlich in 65 Prozent der Betriebe mit Gefährdungsbeurteilung.
Trotz aller Verbesserungen, zeigt die Umfrage erhebliche Schwachstellen auf. So gab nur die Hälfte der Befragten an, dass Arbeitsschutzthemen mindestens einmal jährlich in Besprechungen thematisiert werden. Ein Viertel berichtete, dass Verstöße gegen Vorschriften im Betrieb ohne Konsequenzen bleiben.
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Besonders besorgniserregend ist, dass rund ein Drittel der Betriebe nach wie vor keine Gefährdungsbeurteilung durchführt. Als Gründe wurden angegeben, dass Gefährdungen angeblich mündlich besprochen würden, keine relevanten Risiken bestünden oder die Beschäftigten diese selbstständig erkennen könnten.
Befragung von Betrieben und Beschäftigten
Um genaue Daten über den aktuellen Stand des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in Deutschlands Unternehmen zu erhalten, hat die GDA erstmals seit 2015 wieder eine große Betriebs- und Beschäftigtenbefragung durchgeführt.
Zwischen September 2023 und Juni 2024 wurden dabei 3.817 Betriebe sowie 3.824 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte deutschlandweit telefonisch befragt. Das gesamte Projekt wurde durch das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft im Auftrag der GDA durchgeführt.
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Was ist die GDA?
Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) ist eine auf Dauer angelegte Initiative von Bund, Ländern und Unfallversicherungsträgern im deutschen Arbeitsschutzsystem. Ziel des Bündnisses ist es, den Arbeitsschutz in den Betrieben kontinuierlich zu verbessern, um die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten weiter zu stärken.
(Bild: mi connect)
Die Autorin: Dörte Neitzel
Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.
Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.
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