
Welcher Betrag steht bei Einkäufern auf der Lohnabrechnung? Der Gehaltsreport 2022 hat es herausgefunden. (Bild: Wissmann Design - stock.adobe.com)
Wie viel verdienen Beschäftigte im Einkauf auf unterschiedlichen Positionen und in verschiedenen Branchen? Gerade für Einsteiger im Einkauf, ob als operativer oder strategischer Einkäufer, Einkaufsleiter, Projekteinkäufer, Lead Buyer oder Supply Chain Manager, ist es wichtig zu wissen, ob sie mit ihren Gehaltsforderungen richtigliegen oder vielleicht übers Ziel hinausschießen. Doch auch für altgediente Mitarbeiter ist es entscheidend zu wissen, wie sie im Vergleich zu Kollegen und Kolleginnen innerhalb und außerhalb der eigenen Branche bezahlt werden. Viele Beschäftigte in Einkaufsabteilungen wollen ihren Marktwert wissen.
Diese Aspekte untersucht der Einkäufergehaltsreport 2025 der Einkaufsberatung Kloepfel. Befragt wurden rund 1.900 Angestellte und Führungskräfte aus dem Einkauf in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die Umfrage unterteilt die befragte Einkaufsprofis in:
- Operative Einkäufer,
- Strategische Einkäufer,
- Lead Buyer/ Commodity Manager,
- Projekteinkäufer,
- Supply Chain Manager,
- Einkaufsleiter und
- Chief Procurement Officer (CPO).
Breite Gehaltsspanne – von operativ bis CPO
Die Gehälter variieren stark nach Position. Operative Einkäufer verdienen im Schnitt rund 55.000 Euro, während strategische Einkäufer bei etwa 80.000 Euro liegen. Einkaufsleiter kommen auf durchschnittlich 114.000 Euro, an der Spitze stehen die CPOs (Chief Procurement Officers) mit 163.000 Euro im Jahr. Besonders profitieren Beschäftigte, die strategische Verantwortung übernehmen und sich aktiv in Themen wie Nachhaltigkeit oder Automatisierung & Digitalisierung einbringen und KI im Unternehmen nutzen.
Luftfahrt vorn, Maschinenbau stark vertreten
Mit 30 Prozent der Teilnehmenden aus der Industrie ist der Maschinen- und Anlagenbau klar führend. Das mittlere Einkommen in der Industrie liegt mit 97.000 Euro genau im Gesamtschnitt. Luft- und Raumfahrt zahlt mit durchschnittlich 118.000 Euro am besten.
Bei den Einkaufsleitern führen Maschinenbau und Automobilindustrie mit bis zu 123.000 Euro – klar über dem Industriedurchschnitt von 114.000 Euro . Strategische Einkäufer erzielen 79.000 Euro, Spitzenreiter ist die Metallverarbeitung mit 87.000 Euro. Operative Einkäufer liegen stabil bei rund 55.000 Euro.
Projekteinkäufer und Lead Buyer werden höher eingestuft – mit rund 97.000 bis 100.000 Euro , je nach Branche. Bei den CPOs reicht die Spanne von 129.000 Euro im Maschinenbau bis 195.000 Euro in der Lebensmittelindustrie.
Regionale Unterschiede – Süden zahlt mehr
Auch der Standort beeinflusst das Gehalt erheblich. Baden-Württemberg (+10 Prozent) und Bayern (+5 Prozent) liegen klar über dem Bundesschnitt. Berlin überrascht mit Spitzengehältern für Einkaufsleiter von 128.000 Euro. Am unteren Ende stehen Sachsen (−22 Prozent), das Saarland (-28 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (−32 Prozent). Ein einheitlicher Trend nach Himmelsrichtungen zeigt sich jedoch nicht – vielmehr hängt das Niveau von der jeweiligen Wirtschaftsstruktur ab.
Umsatz macht den Unterschied
Die Gehaltskurve steigt mit dem Unternehmensumsatz deutlich an: Sie beginnt bei rund 75.000 Euro und erreicht den Durchschnitt von 96.000 Euro erst ab einem Umsatz von 100 Millionen Euro.
In Großunternehmen mit über 1 Milliarde Euro liegt das Gehalt rund 16 Prozent über dem Schnitt. Besonders deutlich profitieren Einkaufsleiter – sie steigern ihr Gehalt von 92.000 Euro auf bis zu 137.000 Euro um bis zu rund 50 Prozent.
CPOs setzen sich ab 250 Millionen Euro klar ab und überschreiten häufig die Marke von 175.000 Euro. Operative Einkäufer bewegen sich bis 500 Millionen Euro in einem engen Gehaltskorridor zwischen 49.000 Euro und 55.000 Euro, springen in Konzernen aber spürbar auf bis zu 98.000 Euro.
Beschaffungsbereiche – direktes Material dominiert
Mehrfachnennungen zugelassen: 44 Prozent der Teilnehmenden kaufen indirekte Materialien und Dienstleistungen ein, 37 Prozent betreuen Projekteinkauf, je 29 Prozent Investitionsgüter und Handelsware, weiterhin beschaffen 69 Prozent direktes Material – der mit Abstand häufigste und zugleich lukrativste Bereich.
Lead Buyer erzielen hier 123.000 Euro, Supply-Chain-Manager 138.000 Euro und Einkaufsleiter 139.000 Euro. An der Spitze stehen CPOs mit bis zu 196.000 Euro im direkten Materialeinkauf.
Art des Einkaufs – Kombination zahlt sich aus
43 Prozent der Einkäufer verantworten sowohl direkte als auch indirekte Beschaffung und verdienen damit rund 10 Prozent mehr als der Gesamtschnitt von 96.000 EUR. Wer sich ausschließlich auf direkten Einkauf konzentriert, liegt 10 Prozent darunter, während Einkaufsleiter im indirekten Bereich mit 122.000 EUR besonders stark abschneiden.
Wie unterscheiden sich direkter und indirekter Einkauf?
Beschaffung wird in zwei Kategorien eingeteilt: direkte und indirekt. Der direkte Einkauf befasst sich mit der Beschaffung jener Ressourcen, die das Unternehmen für die Herstellung des eigentlichen Produkts benötigt. Bei einem Autohersteller sind das zum Beispiel Sitze und Reifen oder die Abgastechnik.
Der indirekte Einkauf ist dagegen zuständig für die Ressourcen, mit denen das Unternehmen als solches arbeiten kann. Das sind klassischerweise Druckerpapier, IT-Ausstattung oder Büromöbel.
Das bedeutet auch, dass in Dienstleistungsunternehmen der Anteil des indirekten Einkaufs naturgemäß höher ist als bei produzierenden Unternehmen. Oft greifen beide Arten auch ineinander.
So ist die Beschaffung eines Flottenfahrzeugs für ein Logistikunternehmen ein direkter Einkauf. Während das Tanken zur indirekten Beschaffung zählt.
Leistung messbar machen – und besser verdienen
Wo Leistung nicht bewertet wird (19 Prozent der Fälle), liegen die Gehälter rund 19 Prozent unter dem Schnitt von 96.000 Euro – besonders bei operativen Einkäufern. Am häufigsten zählen Einsparungen, Liefertermintreue und Versorgungssicherheit als Kriterium zur Leistungsmessung.
Selten genannte Kriterien wie Risikomanagement, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung gehen dagegen mit überdurchschnittlichen Einkommen einher, vor allem bei CPOs, Einkaufsleitern und Lead Buyern.
Geschlechterunterschied bleibt bestehen
Frauen im Einkauf verdienen im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Höhere Teilzeitquoten und eine geringere Präsenz in Führungspositionen erklären einen Teil der Differenz, dennoch bleibt ein Gender-Gap von 11 Prozent. Positiv: Im strategischen Einkauf ist der Unterschied mit nur drei Prozent minimal.
Arbeitszeit, Zufriedenheit und Fairness
Nur 2,4 Prozent der Befragten arbeiten in Teilzeit. Überstunden sind dagegen weit verbreitet: 28 Prozent leisten fünf Stunden und mehr pro Woche. CPOs arbeiten in 69 Prozent mit diesem Pensum und erreichen Spitzengehälter von 159.000 Euro bis 182.000 Euro.
Wer sehr zufrieden mit seinen Entwicklungsmöglichkeiten ist, verdient im Schnitt 114.000 Euro, während eher Unzufriedene nur auf 82.000 Euro kommen. Auch die Wahrnehmung von Fairness wirkt sich aus: Teilnehmende, die ihr Gehalt als „sehr fair“ einschätzen, liegen mit 119.000 Euro deutlich über denjenigen, die es als „gar nicht fair“ empfinden (69.000 Euro).
Die Autorin: Dörte Neitzel
Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.
Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.
Digitalisierung bringt Gehaltsvorteile
Unternehmen nutzen bereits (39 Prozent) Künstliche Intelligenz oder planen (39 Prozent) den Einsatz. Für Nutzer zahlt sich das aus: Sie verdienen im Schnitt 21 Prozent mehr als diejenigen ohne Nutzung, je nach Sektor sogar bis zu 38 Prozent. Digitalisierung ist damit nicht nur ein Effizienztreiber – sondern auch ein klarer Gehaltsfaktor.
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