Was macht die Beschaffung in Polen attraktiv? Und für welche Branchen ist das Land besonders wichtig? Antworten gibt unsere Analyse von Polen als Beschaffungsmarkt.
Anzeige
Kein osteuropäischer EU-Staat entwickelte sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten dynamischer als Polen. Nach dem langen Boom, der auf den EU-Beitritt 2004 folgte, wächst die Wirtschaft derzeit zwar nur noch um rund drei Prozent im Jahr.
Einkäuferland Polen: Fakten zur Beschaffung in Polen
Offizieller Name:
Republik Polen
Hauptstadt:
Warschau
Bevölkerung:
38,56 Millionen
Bruttoinlandsprodukt 2017:
456 Milliarden Euro
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf:
11.867 Euro
Wirtschaftswachstum 2016/2017/2018*:
2,7% / 3,5% / 3,2%
Inflationsrate 2017 / 2018*:
1,8% / 2,1%
Importe 2016:
178,2 Milliarden Euro
Exporte 2016:
183 Milliarden Euro
Deutsche Importe aus Polen:
178,2 Milliarden Euro
Deutsche Exporte nach Polen 2016:
54,8 Milliarden Euro
Anzeige
* geschätzt
Beschaffung in Polen: Die wichtigsten Ausfuhrgüter
Das Land bleibt einer der wichtigsten Beschaffungsmärkte für Einkäufer aus dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau, der Elektrotechnik, Automobilindustrie, und chemischen Industrie.
Ausfuhrgüter
Prozentualer Anteil
Nahrungsmittel
10,7%
Kfz- und Kfz-Teile
10,7%
Maschinen
9,3%
Chemische Erzeugnisse
8,8%
Elektronik
7,8%
Elektrotechnik
7,3%
Metallwaren
4,7%
Textilien und Bekleidung
3,6%
Sonstige
37,1%
Anzeige
Grafik: gtai
Produktivität, Qualität und Kosten
Jeder fünfte Pole besitzt einen Hochschulabschluss – oft von einer der renommierten technischen Hochschulen in Warschau, Breslau, Krakau oder Lodz. Durch das hohe Qualifikationsniveau seiner Arbeitnehmer hat sich Polen längst von der verlängerten Werkbank, an der deutsche Firmen günstig Teile mit geringer Fertigungstiefe produzieren ließen wegentwickelt.
Anzeige
Heute können polnische Zulieferer auch eigenständige Entwicklungsleistungen für ihre Kunden anbieten und technisch komplexe Produkte wie Präzisionsmaschinen oder Hydraulikkomponenten zu immer noch sehr wettbewerbsfähigen Konditionen fertigen. Der Boom der vergangenen Jahre hat allerdings dazu geführt, dass Fachkräfte in Polen heute ebenso schwer zu finden sind, wie in Deutschland. Außerdem haben sich die Löhne in vielen Branchen schneller entwickelt als die Produktivität.
Durchschnittlicher Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe:
955 Euro
Analphabetenquote:
0,2%
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs:
11,9 Jahre
Anteil der Bevölkerung mit Hochschulreife:
59%
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss:
30%
Human Development Index:
Platz 36 von 188
Global Competitiveness Index:
Platz 36 von 138
Offizielle Arbeitslosenquote 2017:
5,2%
Arbeitsproduktivität im EU-Vergleich (Durchschnitt der EU-28 = 100; Deutschland = 105,1:
77,7
Beschaffung in Polen: Infrastruktur und Logistik
Schon die räumliche Nähe Polens erleichtert Einkäufern die Beschaffung in Deutschlands östlichem Nachbarland. Im Zuge der Fußball-Europameisterschaft 2012 hat das Land außerdem sein Autobahnnetz ausgebaut und modernisiert.
Polens wichtigster Hafen, Danzig, macht inzwischen sogar Hamburg Konkurrenz. Allerdings müssen Zöllner an der deutsch-polnischen Grenze noch immer so viele Lkw abfertigen, dass die Grenzübergänge zu Nadelöhren werden, die eine Just-in-Time-Belieferung aus Polen fast unmöglich machen.
Anzeige
Außerdem befinden sich kleinere Straßen nachwievor in einem sehr schlechten Zustand. Der Zustand der polnischen Eisenbahnen gilt als desolat.
Nirgendwo in Europa ist die Wirtschaftspolitik weniger berechenbar als in Polen. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer im vergangenen Jahr.
Anzeige
Das größte Risiko für die Beschaffung in Polen ist nach Ansicht der 351 befragten Unternehmer die rechtspopulistische Regierung des Landes. Sie weigert sich, die Unabhängigkeit der Gerichte anzuerkennen. Die EU prüft deshalb zur Zeit, ob Polen noch die Kriterien eines Rechtsstaates erfüllt.