Produktion des BMW 4er Gran Coupé im Münchner Werk.

Produktion des BMW 4er Gran Coupé im Münchner Werk. (Bild: BMW Group)

Die Universität St. Gallen und die Unternehmensberatung EY haben den aktuellen Global Family Business Index veröffentlicht. Im 2024er-Index der 500 größten Familienunternehmen finden sich wieder zahlreiche deutsche Unternehmen.

Europa mit Deutschland führt bei den Familienunternehmen

Die 500 Unternehmen im Index erzielten einen Gesamtumsatz von 8,8 Billionen US-Dollar – ein Anstieg von 10 Prozent gegenüber dem Index von 2023. Und das in einem Umfeld, in dem das weltweite BIP-Wachstum im Jahr 2023 bei 3,3 Prozent  lag.1 Die Größe dieser Familienunternehmen beeindruckt weiterhin mit einem durchschnittlichen Jahresumsatz von 17,6 Milliarden US-Dollar, wobei 80 Prozent  einen Umsatz von mehr als 5 Milliarden US-Dollar ausweisen.

Der Gesamtumsatz der 500 Unternehmen im Index entspräche, verglichen mit dem BIP der einzelnen Länder, der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt und läge damit nur hinter den USA und China.

Die Literatur kennt keine einheitliche Definition des Begriffs Familienunternehmen. Häufig werden sie mit mittelständischen Unternehmen oder kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gleichgesetzt. Zwar gibt es große Überschneidungen in diesen Gruppen, aber auch klare Unterschiede. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gehören nur dann zu dieser Gruppe, wenn sie einen gewissen Umsatz oder eine bestimmte Anzahl an Beschäftigten nicht überschreiten. Diese Kriterien spielen für die Einordnung als Familienunternehmen keine Rolle.

Die Stiftung Familienunternehmen nennt vier Kriterien, die ein Familienunternehmen ausmachen:

  1. Es gibt eine oder mehrere Familien, die die die Mehrheit an den Stimmrechten und/oder am Kapital besitzen.
  2. Eine oder mehrere Familien üben einen maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen aus (z.B. durch eine Führungstätigkeit im Unternehmen und/oder Entscheidungs- und Kontrollrechte in Gremien.
  3. In einem Familienunternehmen werden bestimmte Werte gelebt; es herrscht eine bestimmte Unternehmenskultur, die von der/den Familie(n) geprägt wird.
  4. Es besteht ein Fortführungswille, das Unternehmen soll also an die nächste Generation in der/den Familie(n) weitergegeben werden
Die größten deutschen Familienunternehmen - Plätze 21 bis 40 im Ranking.
Die größten deutschen Familienunternehmen - Plätze 21 bis 40 im Ranking. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von EY/Universität St. Gallen)

91 Prozent aller Unternehmen sind Familienunternehmen

In Deutschland gab es im Jahr 2017 nach laut Stiftung Familienunternehmen rund 2,95 Millionen familienkontrollierte Unternehmen. Als familienkontrollierte Unternehmen werden die Unternehmen bezeichnet, die sich mehrheitlich im Eigentum einer überschaubaren Anzahl von natürlichen Einzelpersonen befinden und somit von einer überschaubaren Anzahl von Personen kontrolliert werden.

Familienunternehmen sind aber nicht immer auch eigentümergeführt. Eigentümergeführte Unternehmen sind Unternehmen, bei denen darüber hinaus wenigstens einer der Eigentümer auch die Leitung des Unternehmens innehat. Die überwiegende Mehrheit der familienkontrollierten Unternehmen wird jedoch auch von der Familie geführt (ca. 2,83 Millionen).

Insgesamt machten Familienunternehmen mit 91 Prozent den überwiegenden Anteil an allen Unternehmen in Deutschland aus. Die Familienunternehmen, die die Rechtsform eines Einzelunternehmens haben, haben in den meisten Fällen weniger als zehn Beschäftigte, lediglich drei Prozent der Einzelunternehmen hatten mehr als 500 Beschäftigte.

Die größten deutschen Familienunternehmen auf den Plätzen 41 bis 60.
Die größten deutschen Familienunternehmen auf den Plätzen 41 bis 60. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von EY/Universität St. Gallen)

Was ist der Familiy Business Index?

Die Unternehmen im 2025 Index repräsentieren eine vielfältige Gruppe von Branchen und Regionen, darunter Unternehmen mit Hauptsitz in 44 Ländern – 47 Prozent davon in Europa, 29 Prozent in Nordamerika, 18 Prozent in Asien und 6 Prozent im Rest der Welt.

Selbst im heutigen schwierigen Geschäftsumfeld bleiben Fusionen und Übernahmen (M&A) ein zentraler Bestandteil der Wachstums- und Kapitalstrategie der weltweit größten Familienunternehmen. Fast die Hälfte (47 Prozent) der im aktuellen Index enthaltenen Unternehmen war in den letzten zwei Jahren an mindestens einer M&A-Transaktion beteiligt.

Die 500 größten Familienunternehmen sind gut positioniert, um durch ihr Wachstum, ihre Beschäftigung und ihren Einfluss in den Gemeinden, in denen sie tätig sind, einen bedeutenden Beitrag zur Weltwirtschaft zu leisten.

Die größten deutschen Familienunternehmen auf den Plätzen 61 bis 78.
Die größten deutschen Familienunternehmen auf den Plätzen 61 bis 72. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von EY/Universität St. Gallen)
Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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