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No-Deal Brexit: Das sind die Notfallpläne der Unternehmen

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Brexit-Notfallplan Airbus
Brexit-Notfallplan AirbusDer Luft- und Raumfahrtkonzern droht mit der Schließung von Fabriken, wenn es zu einem harten Brexit kommt. Laut Konzernchef Tom Enders gebe es in der Welt viele Länder, die gern Tragflächen für Airbus bauen würden. In Großbritannien bündelt Airbus fast seinen gesamten Tragflächenbau, das heißt Zulieferteile müssen importiert werden, anschließend gehen die Tragflächen wieder in alle Welt. Für die Vorbereitung hat der Konzern mehrere Millionen Euro investiert, unter anderm, um Vorräte für die Produktion aufzubauen, die IT-Systeme vorzubereiten und um Dienstreisen der Mitarbeiter zwischen Insel und Kontinent zu planen.
Brexit-Notfallplan Bayer
Brexit-Notfallplan BayerDer Chemie- und Pharmakonzern hatte bereits im Mai 2017 mit der Erstellung von Notfallplänen begonnen und will größere Lagerflächen für Medikamente in Großbritannien und der EU einrichten. Dafür hatte Bayer die Lieferwege nach und von Großbritannien und Irland erfasst und schon im vergangenen November 2017 sei die Aufstockung der Medikamentenvorräte in die Planung aufgenommen worden.
Brexit-Notfallplan BMW
Brexit-Notfallplan BMWDer Autohersteller hatte seine jährlichen Wartungsarbeiten für seine vier Werke in Großbritannien auf die Zeit nach dem geplanten Brexit Ende März vorgezogen. So wollte BMW verhindern, dass die Lieferkette wegen eventueller Turbulenzen unterbrochen wird. Nach dem verschobenen Austrittsdatum hat BMW nun einen Teil seiner Motorenproduktion aus Hams Hall abgezogen. Zudem will BMW Lagerkapazitäten erhöhen.
Brexit-Notfallplan Bosch
Brexit-Notfallplan BoschDer Zulieferer will sich vor allem bei den Zöllen und der Warenverfügbarkeit absichern, denn alleine durch Zölle, die bei einem ungeregelten Brexit fällig würden, erwartet Bosch Kosten im zweistelligen Millionenbereich.
Brexit-Notfallplan Deutsche Bank
Brexit-Notfallplan Deutsche BankDeutschlands bislang noch größte Bank will die Transaktionen von Großkunden, die bisher über London abgewickelt wurden, künftig in Frankfurt betreuen. Das Kreditinstitut rüstet sich damit für den Fall, dass das Clearing für in Euro denominierte Zinsderivate nach dem Brexit nicht mehr über die Clearing-Stellen in der City laufen dürfte. Die Arbeiten an der neuen Infrastruktur seien fast abgeschlossen, hieß es. Das Institut beschäftigt aktuell rund 9.000 Mitarbeiter in Großbritannien.
Brexit-Notfallplan DHL
Brexit-Notfallplan DHLSeit Monaten macht sich die Deutsche-Post-Tochter DHL fit für einen Brexit ohne Austrittsabkommen. Wöchentlich stellt der Logistiker rund 50 neue Mitarbeiter ein. Diese sollen vor allem an den DHL-Drehkreuzen für die künftige Zollabwicklung zuständig sein.
Brexit-Notfallplan Dyson
Brexit-Notfallplan DysonDer britische Staubsaugerhersteller verlagert seine Unternehmenszentrale von Großbritannien nach Singapur. Allerdings begründet Dyson den Schritt nicht mit dem Brexit – schließlich hatte sich Unternehmenschef Dyson explizit für einen EU-Austritt ausgeprochen. Vielmehr sei die wachsende Bedeutung Asiens ausschlaggebend, denn dort befänden sich sowohl eine wachsende Mehrheit seiner Kunden sowie alle Produktionsstandorte.
Brexit-Notfallplan Easyjet
Brexit-Notfallplan EasyjetDer britische Billigflieger versucht sicherzustellen dass die Airline bis zum 29. März mehrheitlich Eignern aus dem EU-Wirtschaftsraum gehört. Das ist Voraussetzung dafür, dass die Airline ihre EU-internen Strecken weiter befliegen darf. Um das zu erreichen, will Easyjet Aktionäre aus Großbritannien und anderen Nicht-EU-Ländern loswerden. Dazu könnte das Unternehmen deren Stimmrechte aussetzen oder sie zwingen, ihre Anteile an EU-Bürger zu verkaufen, berichtetet das Handelsblatt. Zudem habe Easyjet bereits 130 Airbus-Flugzeuge auf eine österreichische Tochtergesellschaft übertragen, bis zum 29. März sollen auch die Lizenzen der Besatzungen übertragen werden.
Brexit-Notfallplan Ford
Brexit-Notfallplan FordFord will sein Motorenwerk im britischen Bridgend schließen. Dort sind derzeit rund 1.700 Mitarbeiter tätig. Laut einer Mitteliung soll das Werk bis September 2020 aufgelöst sein. Die beiden anderen Fabriken in London und Halewood bei Liverpool sollen noch bleiben. Grund für die Schließung ist unter anderem die Unsicherheit durch den Brexit, aber auch die schwächelnde Nachfrage weltweit sowie der Trend weg vom Verbrennungsmotor.
Brexit-Notfallplan Jaguar Land Rover
Brexit-Notfallplan Jaguar Land RoverBereits im vergangenen Jahr hatte der mittlerweile deutsche Autohersteller die Produktion in Großbritannien auf eine 3-Tage-Woche gedrosselt. JLR-Chef Ralf Speth warnte, dass der uneingeschränkte Zugang zum europäischen Binnenmarkt „genauso wichtig ist wie die Räder für unsere Autos“. JLR baut auf der Insel Autos der Marken Mini und Rolls-Royce. Einen Wegzug aus der angestammten Heimat hatte Speth nicht mehr ausgeschlossen. Zunächst plant das Unternehmen jedoch einen Produktionsstopp für seine drei Werke im April. Zudem soll die Produktion des SUV Discovery in die Slowakei verlagert werden, um im britischen Stammwerk Elektroautos zu bauen.
Brexit-Notfallplan Opel
Brexit-Notfallplan OpelDer französiche PSA-Konzern überlegt, seine Astra-Produktion aus dem britischen Ellesmere Port abzuziehen und auf den Kontinent zu verlegen, falls ein No Deal Brexit mit all seinen Folgen (Zoll, Lieferengpässe) die Produktion unrentabel macht.
Brexit-Notfallplan Pets at Home
Brexit-Notfallplan Pets at HomeDer größte Tierbedarfshändler auf der Insel hat angekündigt, seine Lager, etwa für Tierprodukte und -futter im Wert von acht Millionen britischen Pfund aufzustocken. So will das Unternehmen möglichen Engpässe begegnen, die durch lange Wartezeiten an brititschen Häfen entstehen könnten. Rund 17 Prozent der Waren bezieht Pets at Home von außerhalb des Landes.
Brexit-Notfallplan Panasonic
Brexit-Notfallplan PanasonicDer japanische Elektronik-Konzern teilte bereits im August 2018 mit, dass er seinen Europasitz nahe London nach Amsterdam verlegen wird und begründete das unter anderem mit dem Brexit. Der Schritt wurde auch bereis vollzogen. Europa-Chef Laurent Abadie fürchtete einem Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei zufolge, dass die Regierung in Tokio Großbritannien bei künfigen Steuersenkungen als Steuerparadies einstufen und dort tätige japanische Unternehmen dann mit höheren Steuern in der Heimat belasten könnte. Der Umzug garantiere außerdem den freien Waren- und Personenverkehr.
Brexit-Notfallplan P&O Ferries
Brexit-Notfallplan P&O FerriesDie Fährgesellschaft will ihre Flotte für den Verkehr über den Ärmelkanal unter zyprischer Flagge anmelden. Der Schritt bringe dem Unternehmen deutlich günstigere Steuerbedingungen, da die Schiffe dann unter der Flagge eines EU-Mitgliedslandes liefen, sagte sie.
Brexit-Notfallplan Ryan Air
Brexit-Notfallplan Ryan AirRyanair hat seine Pläne veröffentlicht, um sicherzustellen, dass die Fluggesellschaft im Falle eines harten Brexits mehrheitlich im Besitz von Aktionären aus der Europäischen Union bleibt. Die Beschlüsse sollen an dem Tag in Kraft treten, an dem britische Staatsangehörige nicht mehr als EU-Bürger gelten, sofern Großbritannien ohne ein Abkommen aus der EU austritt. Nach EU-Regeln zur Eigentümerschaft müssen die Aktien von Fluggesellschaften in Europa mehrheitlich, also zu mindestens 50 Prozent plus eins, von Investoren aus dem Binnenmarkt gehalten werden.
Brexit-Notfallplan Sony
Brexit-Notfallplan SonyWie Panasonic verlegt auch der japanische Elektronikkonzern Sony seinen europäischen Hauptsitz von London nach Amsterdam. Damit könne das Unternehmen seinen Geschäftsbetrieb ohne Beeinträchtigung fortsetzen, wenn Großbritannien die Europäische Union verlasse, sagte eine Sprecherin.
Brexit-Notfallplan Tesco
Brexit-Notfallplan TescoDie britische Supermarktkette will ebenfalls für einen No-Deal-Brexit vorsorgen und vergrößert ihre Lager. Zudem hatte der geplante EU-Austritt bereits Folgen: Marken von Unilever (beispielsweise Dove, Ben & Jerrys Eiscreme, Knorr oder Persil) wird es nach einem Brexit wahrscheinlich nicht mehr bei Tesco zu kaufen geben, da Unilever eine Preiserhöung um zehn Prozent angekündigt hatte – wegen des rapiden Verfalls des britischen Pfundes seit dem Brexit-Votum.

Nun soll es laut Boris Johnson am 31. Oktober so weit sein: Großbritannien soll aus der EU austreten – zur Not auch ohne Deal. Unternehmen beginnen, ihre Notfallpläne umzusetzen. Wir sagen, was sie planen.

Ein harter Brexit, also ein EU-Austritt Großbritanniens ohne Abkommen, wird immer wahrscheinlicher. Nachdem Ex-Premierministerin May den Austritt am 31. März verschoben hatte, steuert die neue Regierung Johnson ganz offensichtlich auf einen No-Deal-Brexit zu. Großbritannien will den Backstop streichen, die EU will den bereits ausgehandelten Kompromiss jedoch nicht wieder aufschnüren.

Doch ein solches No-Deal-Szenario hätte erhebliche Folgen für die britische und europäische Wirtschaft, darin sind sich alle Experten einig. Nicht nur wären von einem auf den anderen Tag Zölle fällig, es wären auch Grenzkontrollen und jede Mange Papierkram erforderlich. Das verursacht Kosten und Zeitverzögerungen. An Just-in-time-Lieferungen wäre daher ersteinmal nicht mehr zu denken.

Produzierende Unternehmen besonders betroffen

Besonders betroffen wären britische und internationale Konzerne, die in Großbritannien produzieren, etwa Airbus, Ford oder Bayer. Aber auch britische Handelsketten wie Sainbury fürchten um die Versorgung, sollten sich die Lkw in Dover oder auf dem Kontinent über Kilometer hinweg stauen. Die Lieferketten würden ordentlich durcheinandergewürfelt.

Brexit-Notfallpläne auslösen

In einem Interview mit Spiegel Online rät Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln): “Unternehmer, löst eure Notfallpläne aus!” Genau diese haben etliche Firmen bereits in der Schublade liegen, ob Mittelständler oder Großkonzerne aus.

Die EU hatte im Februar bereits einen Aktionsplan für den Güter- und Personenverkehr verabschiedet. Allerdings läuft diese Verordnung Ende 2019 aus.

Von Airbus bis Sony: Das sind die Brexit-Notfallpläne im Detail

Laut der britischen Handelskammer BCC haben bereits Tausende Firmen aus allen Branchen ihre Notfallpläne für einen ungeordneten Brexit erstellt. 35 davon hätten diese sogar bereits aktiviert. Die bisher bekannt gewordenen Pläne seien jedoch nur die “Spitze des Eisbergs”, zitiert die Zeitung The Guardian die Kammer.