Elektrische Ladesäule

Eine ausgebaute Ladeinfrastruktur ist die Voraussetzung um die Nutzung von E-Mobilität voran zu bringen. (Bild: Wellnhofer Designs - stock.adobe.com)

Auch für die Logistik ist es an der Zeit, alte Denkweisen hinter sich zu lassen. Nie hat sich unsere Welt schneller entwickelt als in diesen turbulenten Zeiten. Das Thema E-Mobilität gewinnt mittlerweile für viele Wirtschaftszweige an Relevanz, so auch für die Logistik. Nicht zuletzt, weil die rechtlichen Rahmenbedingungen zunehmend rigider werden und das Schicksal des Verbrennermotors besiegelt erscheint. Noch verwendet ein Großteil der Logistikbranche Fahrzeuge mit Dieselmotoren. Diese sollen aber langfristig zumindest aus den Innenstädten verbannt werden.

Aufgrund hoher Stickoxid-Werte in vielen deutschen Städten wurden bereits einige Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge verhängt, so zum Beispiel in Hamburg, Stuttgart, Darmstadt und Berlin. Weitere Städte arbeiten bereits an einer Umsetzung der Durchfahrverbote. Das hätte zur Folge, dass Transporter künftig innerstädtische Zielorte nicht mehr bedienen könnten. Es besteht also dringender Handlungsbedarf.

Noch ist das Angebot an Elektro-Nutzfahrzeugen für die Logistik überschaubar, es wächst aber stetig. Anders als häufig behauptet, schließen sich schwere Nutzfahrzeuge und E-Mobilität nicht mehr aus, insbesondere weil Autobauer die Leistungsfähigkeit der Lithium-Ionen-Batterien und Elektromotoren erheblich verbessern konnten. Die Deutsche Post will dementsprechend bis 2030 den Anteil der E-Fahrzeugflotte auf der letzten Meile von weltweit 18 auf 60 Prozent steigern und Tesla hat die Serienproduktion und Auslieferung seines E-Lkw Semi für dieses Jahr angesetzt. Jeff Bezos, Geschäftsführer von Amazon, kündigte für seinen Onlineversandhandel sogar die „nachhaltigste Transportflotte der Welt“ an. Der Onlinehändler untermauerte die Aussage mit der Bestellung von 100.000 elektrischen Lieferwagen beim Start-up Rivian Automotive.

Auf Dauer könnten die E-Lieferwagen für die Logistik nicht nur nachhaltiger, sondern auch günstiger sein, da die Elektromotoren seltener in die Reparatur gegeben werden müssen. Außerdem bietet das Verkehrsministerium im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität seit März gewerblichen Unternehmen erstmals die Möglichkeit, Förderanträge für den Ausbau ihrer elektrischen Fahrzeugflotten und deren Ladeinfrastruktur zu stellen. Dass sich Unternehmen entlang der Lieferkette intensiver mit der E-Mobilität auseinandersetzen, liegt auch an den geänderten Konsumentenbedürfnissen. Statt Schnelligkeit steht bei vielen Konsumenten vermehrt die Nachhaltigkeit im Fokus, die Branche muss sich entsprechend anpassen.

Grundvoraussetzung ist eine Erweiterung der Ladeinfrastruktur

Wichtig, um diese Anpassung voranzutreiben, ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Dieses Jahr könnte die entscheidende Trendwende in der Mobilität markieren und den für die technologische Entwicklung typischen langwierigen Start endlich hinter sich lassen.

Noch sind E-Tankstellen aber rar gesät und der Flächenmangel stellt ein zusätzliches Problem dar. Die Logistikbranche muss demzufolge vermehrt auf eigene Ladestationen setzen. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Auf dem Gelände von Logistikzentren gibt es nämlich den Raum für Ladesäulen, außerdem befinden sich die Immobilien in Ballungsgebieten oder verkehrstechnischen Knotenpunkten mit praktischer Anbindung an die Autobahnen. Berücksichtigen Projektverantwortliche bei der Konzeption dieser Logistikstandorte verschiedene Lösungen für die Elektromobilität, könnten sich die Logistikunternehmen als ein wichtiger Treiber der Ladeinfrastruktur etablieren. Der Eigentümer und Entwickler von Logistikimmobilien P3 Logistic Parks setzt diese Pläne bereits für Mitarbeiter der Logistikimmobilien sowie für Lieferfahrzeuge um. Beispielsweise für das sich aktuell im Bau befindende Logistikzentrum in Ansbach bei Nürnberg, das über E-Ladestationen auf dem Pkw-Parkplatz verfügen wird.

Ladepunkte allein reichen für die E-Infrastruktur der Zukunft jedoch nicht aus, insbesondere das Aufladen großer Batterien für Trucks erfordert eine ausgeklügelte Neuplanung der Gebäude und der angrenzenden Infrastruktur. Batterien für Lkws und KEP-Fahrzeuge müssen sich bereits während des Be- und Entladens an den Toren ans Netz anschließen lassen, um Ausfallzeiten zu verringern. Logistikzentren der Zukunft könnten außerdem elektrische Fahrzeuge aller Art mit Strom versorgen, das gilt für 40-Tonnen-Fahrzeuge ebenso wie für Sprinter und E-Bikes.

Logistikimmobilien mit E-Infrastruktur erleichtern nicht zuletzt ihren Mietern, also zahlreichen Unternehmen in Industrie und Handel, den Einstieg in die Elektromobilität. Besonders profitieren Standorte mit vielen Beschäftigten, die Elektrofahrzeuge einsetzen, wie beispielsweise Onlinehändler oder Logistik- und Postunternehmen. DHL hat bereits mehrere tausend Ladepunkte an Logistik-Standorten in Deutschland installiert. Der Paketdienst rüstet hierfür bestehende Logistikzentren nach und plant neue Standorte mit einer integrierten Infrastruktur für strombetriebene Fahrzeuge.

Grüner Strom aus eigener Produktion

Die elektrischen Lieferautos stoßen zwar keine Emissionen auf der letzten Meile in den Städten aus, ob die Antriebe tatsächlich CO2-neutral fahren, hängt aber von der Art des Stroms an den Ladesäulen ab. Logistikgebäude setzen deswegen immer häufiger großflächige Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern ein. Auch eigene Windkraftanlagen könnten bald zur Ausstattung gehören. Betreiber würden die Möglichkeiten haben, die grünen Stromquellen zu einem parkweiten Mikronetz zu kombinieren, das alle Mieter mit erneuerbarer Energie versorgt, einschließlich der Bereitstellung von Schnellladestationen für gewerbliche Fahrzeuge. Der von diesem Mikronetz erzeugte Strom könnte sogar für eine Onsite-EV-Servicestation verwendet werden, an der private Nutzer ihre Fahrzeuge gegen Bezahlung aufladen.

Die E-Mobilitätsrevolution ist für alle Beteiligten eine große Chance. Für Logistikzentren stellt die Inbetriebnahme einer Ladestation unter Verwendung von eigenem, nachhaltigem Strom eine profitable Investition in die Zukunft dar, wenn man Strom auch als Dienstleistung versteht. Sowohl Nutzer als auch Mieter werden einen steigenden Strombedarf haben, sodass aus einer Notwendigkeit auch ein rentables Geschäftsmodell werden kann. Logistikunternehmen haben die Möglichkeit, eine Marktlücke zu schließen, und können auf diese Art einen wichtigen Beitrag zu nachhaltiger Mobilität leisten. Davon profitieren alle Akteure und nicht zuletzt die Umwelt.

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