Erdgasversorgung

Deutschland hinkt bei der Befüllung der Gasspeicher hinterher

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Gasspeicher Rehden
Gasspeicher Rehden.

Die europäischen Gaspreise sind moderat, trotzdem sind die Gasspeicher leerer als in den letzten Jahren. Das betrifft besonders einen deutschen Standort.

Die deutschen Gasspeicher sind laut INES (Initiative Energien speichern, Stand: 20. Juli 2025) mit rund 57 Prozent deutlich niedriger gefüllt als noch im Durchschnitt der Vorjahre (67 Prozent). Zum Tiefpunkt im März waren es rund 35 Prozent, was nach dem Winter zwar als normal gilt. Mit 250 TWh besitzt Deutschland in Europa die höchsten Gasspeicherkapazitäten, verteilt sind sie auf 49 Speicher.

Der Grund: Der vergangene Winter war zum einen kälter als in den Vorjahren, zudem verbrauchte die deutsche Industrie von November bis Februar wieder fast so viel Gas, wie vor Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022.

Besonders der Gasspeicher im niedersächsischen Rehden ist fast leer, er ist lediglich zu zwei Prozent gefüllt. Vor einem Jahr waren es gut 55 Prozent. Niedriger als jetzt war der Füllstand in Deutschlands größtem Gasspeicher nur kurz vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine (1 Prozent), damals gehörte Rehden allerdings noch zu Gazprom.

Hoher Gaspreis hält Käufer ab

Ein Grund für den niedrigen Füllstand in Rehden ist, dass der Betreiber SEFE nach eigenen Angaben nicht selbst speichert, sondern Kunden Speicherplatz bietet. Stadtwerke, Unternehmen, Energieversorger in Deutschland und in Europa kaufen im Sommer Gas, weil es dann günstig ist. Sie nutzen es entweder für ihre Kunden, für die Produktion oder sie spekulieren damit und verkaufen es im Winter teurer weiter.

Aktuell ist der Gaspreis jedoch relativ hoch, trotz des Sommers. Er stieg seit Anfang 2024 von rund 23 Euro auf aktuell 35 Euro pro MWh. Zwischenzeitlich erreichten sie durch den Israel-Iran-Krieg ein Niveau von 58 Euro. Das heißt: Für viele ist Gas offenbar immer noch zu teuer, um jetzt damit zu spekulieren, so die Bundesnetzagentur.

Staatliche Vorgaben zum Füllstand

Die Vorgaben für die Befüllung der Gasspeicher sind einfach: Bis zum 1. Oktober eines jeden Jahres müssen sie zu 80 Prozent gefüllt sein. Zum Stichtag 1. November galt bislang ein Satz von 90 Prozent, dieser wurde im Mai 2025 auf 80 Prozent abgesenkt. Für einzelne Speicher, etwa Rehden gilt ein Satz von 45 Prozent.

Bis 1. Februar dürfen die Füllstände auf bis zu 30 Prozent absinken, ein etwas höherer Satz von 40 Prozent gilt für die vier Speicher Bierwang, Breitbrunn, Inzenham-West und Wolfersberg. Die Bundesregierung hatte die Füllstandsvorgaben eingeführt, um die Versorgungssicherheit während der Winter zu gewährleisten, insbesondere da der Gasimport aus Russland 2022 stark reduziert wurde.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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