Energiewende

Ex-AKW-Standorte bekommen XXL-Batteriespeicher

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Ehemaliges AKW-Gelände Philippsburg: Hier soll der Energiespeicher stehen.
Ehemaliges AKW-Gelände Philippsburg: Hier soll der größere der beiden Batteriespeicher einmal stehen.

Auf dem Gelände der ehemaligen AKW Philippsburg und Gundremmingen wollen Energieversorger XXL-Energiespeicher installieren. Was hinter den Vorhaben steckt.

Seit 2017 und 2020 läuft der Rückbau der beiden Kernkraftwerksblöcke des ehemaligen AKW Philippsburg, nördlich von Karlsruhe. Nun gibt es einen Plan, was aus dem Gelände werden soll: Ein Knotenpunkt und Speicherort für große Strommengen aus erneuerbaren Energiequellen.

Auf einem benachbarten Teil des Energieparks hat der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW bereits ein großes Gleichstrom-Umspannwerk errichtet. Dieser sogenannte Konverter ist Teil der neuen Gleichstromverbindung Ultranet und wird Windstrom aus Norddeutschland im Südwesten der Republik verfügbar machen.

Nun will der Energieversorger EnBW dort einen der größten Batteriespeicher Deutschlands bauen. Geplant ist eine Kapazität von 800 Megawattstunden (MWh) und eine Leistung von 400 Megawatt (MW). Das entspricht den Angaben von EnBW zufolge rechnerisch dem täglichen Strombedarf von rund 100.000 Haushalten.

Noch befindet sich das Projektvorhaben n einem frühen Stadium. Sowohl die finale Investitionsentscheidung als auch die Baugenehmigung stehen noch aus. Frühestens Ende 2027 sei ein Netzanschluss denkbar.

Ende Oktober wurden in Gundremmingen die Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks gesprengt. Nun beginnt der Bau für einen riesigen Batteriespeicher.Die "Niederlegung", wie es im Fachjargon heißt, markiert eine Energiewende im Ort. Nur wenige Tage nach der Sprengung mit zehntausenden Schaulustigen war in Gundremmingen nun der Spatenstich für einen riesigen Batteriespeicher.

Zwar gibt Betreiber RWE an, dass es sich um den größten Batteriespeicher in der Bundesrepublik handeln soll, mit einer Leistung von 400 Megawatt und einer Kapazität von 700 Megawattstunden liegt der geplante Speicher jedoch hinter dem Philipsburg-Projekt. Aber: "Das reicht, um mit einem Elektroauto 3,9 Millionen Kilometer weit zu fahren", sagt RWE-Chef Markus Krebber.

Wichtige Aufgabe für Batteriespeicher

Im Zuge der Energiewende und der zunehmenden Stromerzeugung durch erneuerbare Energien, setzen neben Haushalten auch immer mehr Unternehmen und auch Energieversorger auf Batteriespeicher. Für letztere geht es vor allem darum, die Stromversorgung und das Netz stabil zu halten. Auch stark schwankende und sogar negative Strompreise an der Börse sollen auf diese Weise weniger werden. Steht ein Überschuss Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung, nehmen Speicher ihn aus dem Netz auf.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hatte bereits 2022 in einer Studie den Bedarf an Batteriespeichern auf 180 Gigawattstunden (GWh) bis zum Jahr 2045 geschätzt. Derzeit haben die Speicher eine Kapazität von 21,4 GWh, wie aus den Battery Charts der RWTH Aachen hervorgeht.

„Großbatteriespeicher haben im Energiesystem der Zukunft die Aufgabe, kurzfristig zwei Seiten miteinander in Einklang zu bringen: die wetterabhängige Erzeugungsleistung der erneuerbaren Energien und den tatsächlichen Strombedarf von Haushalten, Gewerbe und Industrie“, erklärt Peter Heydecker, Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur bei der EnBW.

Warum am Standort Philippsburg?

Mit der Großbatterie würde Philippsburg nach EnBW-Angaben zu einem „zentralen Knotenpunkt und Speicherort für Strom aus erneuerbaren Energien“ in Deutschland. Der Standort bietet unter anderem den Vorteil, dass es bereits einen Netzanschluss und die entsprechende Infrastruktur gibt.

Wie viel kostet ein XXL-Speicher?

Zu den Kosten der beiden Großprojekte äußern sich die Unternehmen nicht. Der Philipsburg-Speicher soll nach eigenen Angaben aber ohne staatliche Förderung umgesetzt werden. „Neben den Erlösen aus der Vermarktung der Strommengen soll sich der Speicher über das Angebot von netzdienlichen Leistungen finanzieren“, heißt es vonseiten EnBW.

Welche anderen Batteriespeicherprojekte gibt es von EnBW?

Das Philippsburg-Projekt ist nicht der erste Batteriegroßspeicher des Energieversorgers. In Marbach (Kreis Ludwigsburg) wird aktuell eine Anlage mit 100 MWh und 100 MW Leistung gebaut. Rein rechnerisch könnte der Speicher 24 Stunden lang den Strombedarf von rund 12.500 Haushalten decken. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant.

Bereits 2022 hatte EnBW in Heilbronn einen Batteriespeicher in Betrieb genommen – zusammen mit Audi. Der Speicher besteht aus zwölf sogenannten Second-Life-Batterien aus zerlegten Erprobungsfahrzeugen von Audi. Zusammengeschaltet bringen sie es auf eine Gesamtleistung von einem Megawatt (MW) – damit könnte der sofort einsatzbereite Speicher etwa eine Stunde lang den Stromverbrauch von rund 3.000 Haushalten decken. Die Anlage dient als Referenz für zunächst vier Projekte, die bei der EnBW für die nähere Zukunft derzeit geplant sind.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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