Gas-Pipeline im Vordergrund, im Hintergrund ein industrieller Komplex

Die Unternehmen leiden unter hohen Rohstoffpreisen - und ein Ende ist nicht in Sicht. (Bild: Studio-FI - stock.adobe.com)

Zusammenfassung der Inverto-Rohstoffstudie 2022

  • Der Anstieg der Rohstoffpreise nimmt auch in 2022 kein Ende. Enorm gestiegene Energiekosten haben beträchtlichen Einfluss auf das Geschäftsergebnis Diverse Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen werden ergriffen.
  • Die verstärkte Versorgungsknappheit führt zu anhaltenden Herausforderungen und zusätzlichen Kosten Unternehmen stellen sich auf mittel bis langfristige
    Knappheitssituationen ein.
  • Dringende Aufgaben können im Einkauf aufgrund von Personalengpässen kaum bewältigt werden Wer ein schlagkräftiges Team hat, besitzt einen Wettbewerbsvorteil.
  • Der Ukraine-Krieg hat den Druck auf die Rohstoffpreise und Versorgungssituation weiter verschärft Unternehmen sind unterschiedlich stark betroffen und bereiten sich aufdauerhafte Veränderungen im Einkauf und in den Lieferketten vor.

Viele der befragten Unternehmen fühlen sich durch steigende Rohstoff- und Energiepreise gefährdet. Ein Ende ist für die meisten noch nicht in Sicht.

Der Einfluss von steigenden Rohstoffpreisen bleibt auch in 2022 auf sehr hohem Niveau. Laut 90 Prozent der Befragten wirkt sich dieser Faktor am stärksten auf ihr Geschäftsergebnis aus. Dabei dürften die stark gestiegenen Energiepreise viele Unternehmen überrascht haben: In der letztjährigen Studie haben nur 27 Prozent steigende
Strompreise und 23 Prozent steigende Öl-/Gas-Preise als große Gefahr erachtet.

Seither sind die Energiepreise zur zweitgrößten Belastung für das Geschäftsergebnis (86 Prozent) geworden. Sie wirken sich sogar zweifach aus: direkt durch eine verteuerte eigene Produktion und indirekt durch Verteuerungen bei Zulieferern.

Hohe Energiepreise werden zukünftig auch die Rohstoffpreise, Produktions- und Transportkosten steigern, da die gesamte Supply Chain betroffen ist. 81 Prozent der Befragten rechnen weiter mit stark oder moderat steigenden Rohstoffpreisen in den nächsten 18 Monaten. Im vergangenen Jahr waren es noch 76 Prozent.

Kritische Rohstoffe: Der große Überblick

Salzsee Salar de Uyuni -
Salar de Uyuni (Bild: Gerd Mischler)

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Um sich gegen massive Preissteigerungen zu wappnen, müssen Unternehmen Transparenz über die gesamte Supply Chain schaffen und schützende Gegenmaßnahmen treffen

Als Reaktion auf die gestiegenen Kosten wird die „Weitergabe gestiegener Rohstoffkosten an den Kunden“ weiterhin als die geeignetste Maßnahme (62 Prozent) erachtet, jedoch mit einem Rückgang um 13 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021. Dies bestätigt die Bedenken vieler Befragten aus dem letzten Jahr, die eine Weitergabe der gestiegenen Rohstoffkosten nur bedingt für möglich hielten.

Projekte zur

  • Reduzierung des Materialeinsatzes,
  • zur Materialsubstitution
  • sowie zum Recycling

gewinnen als geeignete Maßnahmen recht deutlich an Bedeutung. Sie steigen um jeweils zehn Prozentpunkte. In der tatsächlichen Anwendung liegen sie aktuell jedoch noch zurück.

Im Vergleich zu 2021 werden langfristige Preisfixierungen mit Lieferanten aufgrund des hohen Preisniveaus von weniger Befragten als geeignete Maßnahme gesehen (minus 21 Prozentpunkte). Dafür erfahren Preisvereinbarungen mit Preisgleitklausel für Rohstoffkosten mit Lieferanten (z.B. Koppelung an Index) eine deutliche Steigerung (plus 14 Prozentpunkte) bei ihrer Beliebtheit und werden von 78 Prozent der Befragten umgesetzt.

53% der befragten Unternehmen geben an, dass Eisenmetalle/ Stahl sowie Kunststoffe zu den relevantesten Rohstoffgruppen in ihrem Unternehmen gehören. Da die Teilnehmer:innen davon ausgehen, dass die Preise bei beiden Rohstoffgruppen steigen, stellen diese ein großes potenzielles Risiko dar.

Die Relevanz von Strom (2019: 44%; 2020: 37%; 2021: 26%) und Öl und Gas (2019: 32%; 2020: 20%; 2021: 16%) hat nach dem Abwärtstrend der vergangenen Jahre wieder deutlich an Wichtigkeit gewonnen. Durch die Erwartung weiter steigender Preise, besteht auch hier ein großes potenzielles Risiko.

Einfluss des Ukraine-Kriegs auf die Rohstoffversorgung

Der Einfluss des Ukraine Krieges auf den Rohstoffeinkauf variiert. Erhebliche auf den Krieg zurückführbare Probleme in der Rohstoffversorgung bleiben zurzeit aus.

65 Prozent der Befragten beziehen weniger als zehn Prozent ihrer Rohstoffe aus der Kriegsregion, lediglich neun Prozent beziehen mehr als ein Zehntel von dort. Knapp einem Drittel fehlt die Transparenz über die Herkunft. 17 Prozent der Teilnehmer:innen verspüren keinen großen Einfluss durch den Ukraine-Krieg und haben seither keine Probleme mit der Rohstoffversorgung.

Die größten Lieferprobleme für Rohstoffe aus der Ukraine, Weißrussland und/ oder Russland bestehen bei Eisen Halbzeugen/Stahl ( 25 Prozent), Aluminium (13 Prozent) und Erdgas (12 Prozent). Die Befragten geben an, dass

  • Preissteigerungen (78%),
  • Verzögerungen in der Lieferkette (67%) und
  • eine schlechtere Verfügbarkeit von Rohstoffen (53%)

die größten Herausforderungen des Ukraine-Krieges darstellen.

Immerhin verfügen bereits 35 Prozent der befragten Unternehmen nach eigenen Angaben über stabile Lieferketten. Ein Viertel erwartet eine Stabilisierung der eigenen Supply Chain bis Ende des Jahres. Die verbliebenen 40 Prozent rechnen erst ab 2023 oder später mit einer Entspannung, sieben Prozent nach Ende des Ukraine Krieges.

Die wichtigsten möglichen Maßnahmen zur Absicherung sind seitens der Unternehmen bereits getroffen, so

  • das Durchführen von Preisverhandlungen (78%),
  • der Aufbau alternativer Lieferanten (67%),
  • die Absicherung durch indexbasierte Preise (56%),
  • die Prüfung alternativer Rohstoffe (54%) und
  • der Aufbau von Lagerbeständen (51%).

Die Teilnehmer:innen erwarten als dauerhafte Veränderungen für den Einkauf:

  • verbessertes Risikomanagement in der Lieferkette (82%),
  • verstärkte Nutzung von Dual-/Multiple Sourcing (63%),
  • höhere Lagerbestände mit weniger Just in time Lieferungen (58%).

Insgesamt schärft der Ukraine Krieg den Fokus auf eine erhöhte Resilienz und Flexibilität der Supply Chain mit Blick auf zukünftige Krisen.

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Die Teilnehmer:innen sehen bei allen Rohstoffen eher eine Gefahr ausgehend von Preissteigerungen als von Versorgungsproblemen.

Im Vergleich zu 2021 erwarten die Befragten besonders starke Preissteigerungen für Strom (+43 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021) und Öl/ Gas (+38 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr).

Mit Versorgungsproblemen rechnen die Teilnehmer vor allem bei Öl/ Gas, Eisenmetalle/ Stahl, Chemikalien, Papier/ Holz/Celluloseprodukte und Aluminium.

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