Greenbushes Mine in Australien

Greenbushes Mine in Australien: Größte Mine (nicht nur) für den Abbau von Lithium. (Bild: David_Steele - stock.adobe.com)

China umwirbt Australien für seine Lithiumversorgung. Auf dem G20-Gipfel in Indonesien trafen sich der australische Premierminister Anthony Albanese und Chinas Xi Jinping, um die künftigen Beziehungen auszuloten, schreibt The Diplomat. In den vergangenen fünf Jahren waren diese sehr angespannt durch einen Handelskrieg mit Boykotten und Sanktionen.

Ausgelöst wurde die Fehde durch eine öffentliche Kritik an China. Australien hatte beispielsweise den Tech-Konzern Huawei vom Bieterwettbewerb um das australische 5G-Netz ausgeschlossen. Auch hatte der damalige (konservative) Premier Scott Morrison den Ausstieg aus zwei chinesischen Projekten im Rahmen der neuen Seidenstraße (Belt and Road Initiative) bekannt gegeben. Zudem beschloss das Parlament Gesetze gegen die Einflussnahme und Spionage anderer Staaten in Australien. Während der Covid-Pandemie verlangte Canberra darüber hinaus öffentlich eine Erklärung, wie sich Covid-19 von Wuhan aus verbreiten konnte.

Peking fühlte sich gedemütigt und beschuldigte im Gegenzug die australische Regierung, sich in interne chinesische Angelegenheiten einzumischen und internationale Kampagnen zu Taiwan, Hongkong und den Uiguren anzuführen. Die Folge: 13 australische Industrien sind von chinesischen Importzöllen, Einfuhrboykotts oder Negativkampagnen betroffen. Das reicht von Lebensmitteln bis zu Rohstoffen wie Kohle. Zeitweise lies Peking bis zu 50 Kohlefrachter aus Down Under nicht anlanden. Nur australisches Eisenerz darf die Grenze weiterhin passieren.

Begehrtes Gut: Lithium aus Australien

Nun geht China also auf Australien zu und will sich Lithiumvorräte sichern. Das ist verständlich, immerhin ist das Land der größte Lithiumproduzent der Welt. Mit 55 Prozent oder 55 Millionen Tonnen gehört die Minenproduktion in Australien zu den größten - gefolgt von Chile und China. Bei den Reserven ist der fünfte Kontinent ähnlich gut aufgestellt. Laut US Geological Survey liegen in Australien die zweitgrößten Reserven des Rohstoffs, gleich nach Chile und noch vor Argentinien und China

Bei der Raffinade-Lithium sieht es etwas anders aus: Hier liegen die meisten Kapazitäten in China. Und dafür benötigt das Land mehr Ausgangsrohstoffe, um Lithiumhydroxyd oder -carbonat herzustellen. Bislang war aufgrund der Streitigkeiten mit Australien Kanada einer der Hauptanlaufstellen Chinas. Doch Anfang November hatte die kanadische Regierung mehrere chinesische Batteriemetallproduzenten angewiesen, sich von Beteiligungen im Land zu trennen. Man sorge sich um die Sicherheit der Lieferketten, so die Begründung. Daher wendet sich China nun offensichtlich dem "kleineren Übel" Australien zu - und stößt damit zu anderen Nachfragern.

Eigene Kategorie für Lithium-Exporte

Lief in Australien die Ausfuhr von Lithium bislang unter SITC 27 (Rohstoffe und Düngemittel), gibt es seit Januar 2021 die Kategorie "Lithiumkonzentrate" unter dem AHECC-Code 25309011. Die Ausfuhr von Lithium sollte dadurch transparenter werden. Mit Erfolg: Im Juni 2022 erreichte der Export von Lithiumkonzentraten aus Australien ein Rekord-Hoch mit 1,163 Milliarden australischen Dollar. Das ist eine Steigerung um 1.189 Prozent im Vergleich zu Juni 2021, die sowohl auf eine mengen- als auch wertmäßige Zunahme zurückzuführen ist, wobei der Preis die größere Rolle spielt. Das gibt die australische Regierung bekannt. Seit November 2021 ziehen die Exporte massiv an, wobei der Löwenanteil von 99 Prozent aus dem Bundesstaat Western Australia kommt.

Der Großteil der Lithium-Exporte aus Australien gehen jetzt schon nach China.

Chinas weltweite Lithium-Verflechtungen bringen Vorteile

China spielt auf dem globalen Lithiummarkt eine Hauptrolle - nicht nur, aber auch - wegen seiner zahlreichen Beteiligungen im Ausland. Und das sowohl an Minen als auch an Batterieherstellern. So verfügt das Reich der Mitte etwa über eine 23-prozentige Beteiligung von Tianqi Lithium aus Sichuan an SQM in Chile. Zudem ist Chengze International Limited an Lithium Chile beteiligt. Auch in Australien ist die Volksrepublik über Beteiligungen im Lithium-Geschäft. So besteht ein Joint Venture zwischen Tianqi Lithium mit der Greenbushes Mine – der größten Hartgestein-Lithiummine der Welt. Darüber hinaus ist Ganfeng Lithium an den zwei nächstgrößten Lithiumminen Australiens beteiligt. Kein Wunder also, dass 90 Prozent der aktuellen Produktion von Roh-Lithium nach China exportiert wird.

ESG-Kriterien sprechen für Australien

Für westliche Unternehmen, die sich nach ESG-Kriterien richten müssen, sind australische Lithiumlieferanten langfristig attraktiver als südamerikanische. Denn diese gewinnen Lithium vornehmlich durch Extraktion aus Hartgestein. In Western Australia gibt es viele lithiumhaltige Pegmatit-Lagerstätten. Zwar werden auch hier viel Energie und Chemikalien benötigt, das ist aber vergleichbar mit anderen Rohstoffen.

In Südamerika dagegen wird Sole aus der Erde gepumpt, die Lithium durch Verdunstung freigibt. Pro Tonne benötigen Produzenten dort bis zu 1,9 Millionen Liter Wasser - und das in einer sowieso schon extrem trockenen Region.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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