
Salinas Grandes in den argentinischen Anden: Ein Salar für Gewinnung von Lithium aus Salz. (Bild: Kseniya Ragozina - stock.adobe.com)
Lithium ist spätestens durch die geplante Mobilitätswende weg vom Verbrenner und hin zum Elektroauto zu einem der gefragtesten Rohstoffe geworden. Die größten Ressourcen rechnen Experten den südamerikanischen Staaten Chile, Argentinien und Bolivien zu. Auch in Australien, den USA, Afrika und China findet sich das „weiße Gold“ im Boden.
In Europa trägt Portugal einen kleinen Teil bei, darüber hinaus zählen Deutschland und Tschechien zu den erfolgversprechendsten Ländern. Daneben gibt es auch in Frankreich Regionen, die zur Lithiumgewinnung geeignet sind.
Abbau im Bergwerk und aus Sole
Doch der Abbau des weichen Rohstoffs ist nicht einfach. Lithium ist oft nur in geringen Konzentrationen vorhanden. Es wird entweder als Lithiummineral aus Festgestein (Erzen) im Bergbau gewonnen oder aus lithiumhaltiger Sole extrahiert. Beide Formen fördern seit Jahren stetig wachsende Mengen Lithium.
Allerdings schlagen die Kosten der Abbaumethoden in unterschiedlich hohen Anteilen zu Buche: Während Abbau und Konzentratherstellung aus Festgestein rund 21 Prozent der Gesamtproduktionskosten ausmachen, sind es bei Gewinnung aus Sole nur 16 Prozent, hat die DERA ausgerechnet. Bei Solevorkommen sind darüber hinaus Verunreinigungen etwa mit Magnesium oder Sulfat ein Kostentreiber.
Dabei gibt es unterschiedliche Geschäftsmodelle: Einige Unternehmen fördern lediglich das lithiumhaltige Gestein und liefern dies an Weiterverarbeiter. Andere extrahieren den Rohstoff selbst und verkaufen dann erst die hochreinen Verbindungen wie Lithium-Carbonat, Lithium-Oxid oder -Hydroxid sowie Lithiumchlorid.
Doch welche Produzenten sind im Lithium-Business aktiv? Wer fördert Lithium oder plant die Bergwerks-Förderung? Ein (nicht vollständiger) Überblick über die wichtigsten aktuellen Player.
Talison Lithium
Am größten Produzenten Talison Lithium sind die beiden Unternehmen Albemarle Co. und das Joint Venture aus Sichuan Tianqi Lithium Co. Ltd. und IGO zu 49 Prozent bzw. 51 Prozent beteiligt. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Westaustralien (Perth und Greenbushes) und wurde 2009 gegründet.
Das Lithium wird seit 1983 aus der Greenbushes-Mine gewonnen, einem Tagebau in Westaustralien. Sie gilt als größte Lithiummine der Welt. Talison baut den Rohstoff hier im herkömmlichen Bergbau ab. 2019 hat Talison ein weiteres Lithium-Projekt eröffnet, was die Gesamtproduktionskapazität auf 1,34 Millionen Tonnen Lithium pro Jahr erhöhen soll. Das Unternehmen besitzt weitere Explorationsprojekte in Chile.
Sociedad de Quimica y Minera de Chile S.A. (SQM)
Der zweitgrößte Lithiumproduzent ist laut Deutscher Rohstoffagentur (DERA) das 1968 gegründete Chemieunternehmen SQM. Die Firma mit Hauptsitz in Santiago de Chile förderte 2015 etwa 7.270 Tonnen Lithium, darunter vor allem Lithium-Carbonate. Neben Lithium bzw. Lithiumverbindungen produziert das Unternehmen auch Nitrate und Jodchemikalien. Hauptgewinnungsgebiet des Lithiums ist der Salar de Atacama im Norden Chiles in der Atacama-Wüste. Die Salztonebene ist das größte aktive Evaporit-Becken in der Region.
Albemarle Co.
Albemarle gehört zu den führenden Lithiumproduzenten. Das Spezialchemie-Unternehmen hat seinen Sitz in Charlotte, North Caroline (USA). Es stellt Lithium-Carbonat und Lithium-Hydroyxid als Ausgangsstoffe für Batterien her. Im Jahr 2015 lag die Jahresproduktion bei etwa 5.360 Tonnen Lithium.
Albemarle ist zu 49 Prozent an Talison, also an der Greenbushes-Mine, beteiligt. Das Lithium wird in Australien (Greenbushes), in Chile (Salar de Atacama) und den USA (Silver Peak) gefördert. Würde man den Talison-Anteil hinzurechnen, wäre Albemarle weltgrößter Lithiumproduzent.
FMC Co.
FMC (Food Machinery Corporation) ist ein großes Chemieunternehmen mit Sitz in Philadelphia (USA). Das Unternehmen fördert über seine argentinische Tochter Minera del Altiplano seit 1995 Lithium in Argentinien im Salar de Hombre Muerto, einem Salzsee in Norden des Landes. Im Jahr 2015 war FMC Lithium mit rund 3.200 Tonnen viertgrößter Produzent. Allerdings machte der Bereich Lithium und Lithiumchemikalien nur etwa 4,5 Prozent des Gesamtgewinns aus.
Neben Lithiumkarbonat und Lithiumhydroxid stellt das Unternehmen auch Lithiumchlorid, Lithiummetall und organische Lithiumverbindungen an unterschiedlichen Standorten (Argentinien, China, Indien, Japan, Großbritannien) her. Nach Firmenangaben liegt der Fokus auf Lithiumhydroxid, Butyllithium und hochreinem Lithiummetall.
Allkem (früher Orocobre)
Seit der Fusion von Orocobre mit Galaxy sind die Unternehmen unter dem Namen Allkem unterwegs und haben sich zum fünftgrößten Lithiumproduzenten der Welt entwickelt. Das Unternehmen ist in Argentinien ansässig und fördert auch hauptsächlich in Nord-Argentinien im Salar Olaroz. In Australien erschließt das Unternehmen Lithiumvorkommen im Bergbau. Eine weitere Mine ist in Planung. James Bay im kanadischen Quebec soll jährlich bis zu 321. Tonnen des Lithium-Minerals Spodumen liefern. Ab 2022 soll der Bau beginnen, die Produktion könnte 2024 starten.
Tianqi Lithium
Das chinesische Unternehmen ist über Beteiligungen an anderen Unternehmen groß im Lithium-Geschäft unterwegs. Tianqi ist zusammen mit der australischen Independence Group (IGO) Mehrheitseigner von Talison. Auch an SQM ist es mehrheitlich beteiligt. Bei letzterem Deal drohte China Chile sogar mit „Konsequenzen“, würde die Regierung ihr Veto gegen die Beteiligung einlegen.
Im Joint Venture mit IGO baut Lithium vorwiegend in Australien ab, in der Greenbushes Mine. Die Lithium-Raffinerie in Kwinana - südlich von Perth - ist zu 100 Prozent im Besitz des JV. Dort produzieren die Unternehmen Lithiumhydroxid. Künftig soll der Rohstoff dort in Batterie-Qualität raffiniert werden.

Es gibt aber auch kleinere und neue Lithium-abbauende Unternehmen, die Projekte zum Teil erst anschieben.
Alpha Lithium
Das kanadische Unternehmen Alpha Lithium plant das Tolillar-Sole Projekt in der Provinz Salta in Argentinien zu erschließen. Beteiligt ist unter anderem der Uran-Hersteller Uranium One.
Bikita Minerals
Bikita Minerals baut in der Masvingo Provinz in Simbabwe seit mehr als 50 Jahren lithiumhaltiges Gestein, sogenannte Pegmatite, ab. Das findet in zwei Bergwerken, der Bikita-Mine und der Al-Hayat-Mine statt. Im Vergleich zu den anderen Unternehmen ist Bikita Minerals mit einer Jahresproduktion von etwa 1.000 Tonnen Lithium eher klein.
Arcadia Minerals
Das australische Unternehmen Arcadia Minerals wurde erst im Jahr 2020 gegründet. Es hat sich vor allem auf Batteriemetalle spezialisiert. Arcadia Minerals hat seinen Hauptsitz in Australien, baut aber vorwiegend in Namibia ab. Lithium soll dort künftig im Bitterwasser-Projekt abgebaut werden – etwa 190 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Windhoek, im westlichen Teil der Kalahari-Wüste.
Savannah Resources
Das britische Bergbau-Unternehmen will im Norden Portugals rund um den Ort Covas do Barroso ein Lithium-Vorkommen erschließen. Rund 60.000 Tonnen Lithium vermuten Geologen dort. Aufgrund von Protesten wurde bislang jedoch keine Abbaulizenz vergeben.
Standard Lithium
Das kanadische Unternehmen Standard Lithium baut den Rohstoff in den USA in Arkansas (Smackover Projekt) ab. Es hat sich neben dem Abbau selbst auch der Entwicklung von Abbautechnologien verschrieben. In Arkansas setzt Standard Lithium auf direkte Lithiumextraktion (DLE) und Reinigungstechnologien. Das soll nach Unternehmensangaben einen besonders effektiven Abbau des Rohstoffs ermöglichen.
American Lithium
In den USA besitzt American Lithium die Lithiumlagerstätte TLC Claystones, die sich in unmittelbarer Nähe der Tesla-Giga-Fabrik in Nevada befindet. Nach der Übernahme von Plateau Energy Metals treibt American Lithium ebenfalls die Erschließung der großen Hartgestein-Lithiumlagerstätte Falchani im Südosten Perus voran.
Core Lithium
Das australische Unternehmen Core Lithium entwickelt das Finniss Lithium Project in der Nähe von Darwin Port im Northern Territory, Australien. Geologen gehen davon aus, dass dort jährlich bis zu 173.000 Tonnen Lithium abgebaut werden können.
Infinity Lithium
Infinity Lithium ist ein australisches Unternehmen mit Tochtergesellschaften in anderen Ländern. So soll zum Beispiel über Extremadura Mining ein potenzielles Lithiumabbaugebiet in der Nähe der spanischen Stadt Cáceres erschlossen werden. Bürgerproteste haben hier bislang die Abbaugenehmigung verhindert.
Lithium Iberia
Das spanische Unternehmen will ebenfalls in der Nähe von Cáceres eine Lithiummine eröffnen. Aber auch hier laufen Anwohner Sturm gegen die Pläne.
Vulcan Energy Resources
Das Unternehmen mit Sitz im australischen Perth will über seine deutsche Tochtergesellschaft Vulcan Energie in Deutschland Lithium gewinnen – und zwar CO₂-frei, wie es betont. Ab 2024 will Vulcan Energie den Rohstoff im Oberrheingraben aus Sole extrahieren. Die Produktion ist noch nicht angelaufen, die Exploration läuft. Große Unternehmen wie Stellantis, Volkswagen, LG und Umicore haben sich im Vorfeld bereits Anteile an der künftigen Produktion gesichert.
Livent
Das US-Unternehmen produziert und handelt mit Lithiumchemikalien. Ein bedeutendes Lithium-Abbaugebiet von Livent ist der Salar del Hombre Muerto in Argentinien.
Jianxi Ganfeng Lithium
Das chinesische Unternehmen ist vor allem über Beteiligungen an unterschiedlichen Lithium-Firmen in die komplette Lieferkette von der Förderung bis zum Batteriebau und im Recycling involviert. Ganfeng Lithium besitzt unter anderem Anteile an Bacanora Lithium (Abbau in Mexiko), Minera Exar (Abbau in Argentinien) sowie Pilbara Minerals (Abbau in Australien).

In Chile ist Lithium Staatseigentum
Etwa 85 Prozent der bekannten Lithiumreserven konzentrieren sich auf lediglich fünf Länder - darunter Chile. In dem südamerikanischen Land ist Lithium seit dem Jahr 1975 „Material of Nuclear Interest“ und wird durch die CCHEN (Chilean Nuclear Energy Commision) verwaltet. Seit 1979 ist Lithium Staatseigentum und Lizenzen zum Abbau werden ausschließlich von CORFO (Corporación de Fomento de la Producción) vergeben.
Doch die chilenische Regierung hat begonnen, die Lithiumindustrie im Land zu reformieren und zu öffnen. Im Rahmen des Programms "Lithium Call" sollte Chile als Standort für die Lithiumindustrie deutlich attraktiver gestaltet werden - und zwar nicht nur beim Abbau, sondern entlang der kompletten Wertschöpfungskette.
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