hot steel on conveyor

Welche Stahlunternehmen produzieren den meisten Stahl in Deutschland? (Bild: Jordache - stock.adobe.com)

Die Stahlindustrie ist ein zentraler Knotenpunkt der deutschen Wirtschaft. ​Sie generiert rund sieben Milliarden Euro Wertschöpfung und sorgt für 12,7 Milliarden Euro Wertschöpfung in den Zulieferindustrien. Etwa vier Millionen Menschen arbeiten in stahlintensiven Branchen.

Aufgrund der Wirtschaftsschwäche sank die Rohstahlproduktion 2023 auf 35,4 Millionen Tonnen. ​Besonders betroffen ist die Elektrostahlerzeugung, sie liegt sogar unter dem Niveau des Krisenjahrs 2009. ​Welche deutschen Stahlhersteller an der Spitze liegen, erfahren Sie in unserer Bildergalerie.

Weitere Stahlhersteller in Deutschland sind:

  • Buderus Edelstahl
  • ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi
  • BGH Edelstahl
  • Friedrich Lohmann
  • VDM Metals
  • Dörrenberg Edelstahl
  • Kind & Co. Edelstahlwerk
  • Vaccumschmelze

Einige Standorte besitzen ein integriertes Hüttenwerk mit Hochofen, Stahl- und Walzwerk, mit einer Primärstahlproduktion auf Basis von Eisenerz. Andere - und das sind die meisten - arbeiten mit Elektrostahlwerken. Hier findet die Stahlproduktion mit Strom statt auf Basis von Stahlschrott (Sekundärstahlproduktion). Einen Überblick, welche Werke wie arbeiten, gibt die folgende Grafik der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

 

Stahlstandorte in Deutschland
Hier wird in Deutschland Stahl produziert. (Bild: Wirtschaftsvereinigung Stahl)

Wie entwickelt sich der Strombedarf der Stahlindustrie?

​ Der Strombedarf wird von 7 TWh heute auf 24 TWh im Jahr 2030 steigen.

​ Wie sieht der Stahlaußenhandel Deutschlands aus?

​ Die Exporte blieben 2023 mit 23 Millionen Tonnen konstant, während die Importe auf 19,9 Millionen Tonnen zurückgingen. Der Saldo stieg auf 3,2 Millionen Tonnen.

​Wie trägt die Stahlindustrie zur Kreislaufwirtschaft bei?

Stahl ist zu 100 Prozent recycelbar. Die deutsche Stahlindustrie setzt jährlich rund 20 Millionen Tonnen Stahlschrott ein. Die Sammelrate für Baustahl beträgt rund 97 Prozent.

Rohstahlproduktion in Deutschland zwischen 2010 und 2023
Die Rohstahlproduktion in Deutschland sank im Jahr 2023 auf 35,4 Millionen Tonnen. Vor allem die mittelständisch geprägte Elektrostahlerzeugung bewegt sich dramatisch nach unten. Hier liegt die Produktion sogar unter dem Niveau des Krisenjahrs 2009. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten der WV Stahl)
Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

Umsatz der deutschen Stahlindustrie von 2010 bis 2023
Die Umsätze der Stahlunternehmen sind im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Mit 50,6 Milliarden Euro liegen diese jedoch immer noch deutlich über dem Niveau der vergangenen Jahre. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten der WV Stahl)

An welche Branchen liefern Stahlunternehmen ihren Stahl?

Nach wie vor sind die Bauindustrie, die Automobilindustrie und der Maschinenbau die wichtigsten Abnehmerbranchen der Stahlindustrie. Naturgemäß ist auch der Anteil der Metallwarenindustrie sehr hoch. Je höher der Stahleinsatz, desto eher hilft grüner, also CO2-neutraler Stahl, dabei den Product Carbon Footprint in diesen Branchen weiter zu senken.

Wichtigste Abnehmerbranchen der Stahlindustrie
Rund zwei Drittel der Stahlnachfrage in Deutschland entfallen auf das Baugewerbe und die Automobilindustrie. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten der WV Stahl)

Strompreise in der Stahlindustrie: Raus aus der Abhängigkeit vom Gas

Besonders für die strombasierte Elektrostahlerzeugung aus Schrott spielt der Strompreis eine große Rolle. Pro Tonne Stahl verbraucht ein Elektrolichtbogenofen im Durchschnitt zwischen 350 und 400 kWh Strom. Das heißt für Elektrostahlwerke wie die Lechstahlwerke (780.000 Tonnen Stahl) und die Badischen Stahlwerke (1,41 Millionen Tonnen) im Jahr 2023 einen Stromverbrauch von geschätzt 273 Millionen kWh (Lechwerke) bzw. 493,5 Millionen kWh (Badische Stahlwerke) - im besten Fall. Damit zählen sie zu den Höchstverbrauchern in Deutschland.

In den Jahren 2021 bis 2023, besonders aber 2022, stieg der Strompreis in Deutschland stark an (siehe Grafik). Grund war der Ukrainekrieg und der Lieferstopp russischen Erdgases, auf das sich die Industrie jahrelang verlassen hatte. Auch die Gasspeicher waren damals nicht mehr ausreichend gut gefüllt. Nach dem Peak 2022 sank der Industriestrompreis wieder und erreicht 2024 wieder sein Niveau aus dem Jahr 2017 mit rund 17 Cent pro kWh inklusive Stromsteuer, da mittlerweile alternative Bezugsquellen gefunden wurden und ein Großteil der Stromerzeugung in Rekordzeit auf Erneuerbare umgestellt wurde.

Der Industriestrompreis schlug 2022 aus drei Gründen so extrem aus:

  • Der Industriepreis für Erdgas stieg im Jahr 2022 mit dem Ukrainekrieg an - von zuvor 2,95 Cent pro kWh auf 7,75 Cent pro kWh im Jahr 2023. 2024 lag er immer noch bei 6,22 Cent, da die alternativen Bezugsquellen teurer sind als das billige russische Gas.
  • Strom wird immer noch zu einem nennenswerten Anteil aus Erdgas gewonnen. Dieser lag 2023 bei rund 15,5 Prozent.
  • Es gilt in Europa das Merit-Order-Prinzip in der Strompreisbildung. Das heißt: Ein hoher Gaspreis wirkt sich direkt auf den Strompreis aus.
Industriestrompreis inklusive Stromsteuer in Deutschland von 1998 bis 2024
Der Industriestrompreis ist 2024 wieder auf dem Niveau von 2017 angelangt. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten des BDEW)

Welchen Beitrag kann klimaneutraler Stahl zum CO2-Ausstoß leisten?

Pro Tonne Stahl stoßen die Produzenten heute deutlich weniger CO2 aus als noch vor 30 Jahren, allerdings erreichen sie mit den etablierten Produktionsverfahren damit ihre Grenzen. Um Klimaneutralität zu erreichen, ist daher eine Umstellung der Stahlproduktion auf wasserstoffbasierte Verfahren notwendig.

Eine klimaneutrale Stahlindustrie bedeutet für Deutschland 50 bis 55 Millionen Tonnen weniger CO2 pro Jahr. Das entspricht etwa 30 Prozent aller Emissionen der deutschen Industrie und sieben Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland.

In der Stahlindustrie lassen sich pro Tonne eingesetztem klimaneutralen Wasserstoff rund 28 Tonnen CO2 einsparen, so viel wie in keiner anderen Branche. Die entscheidende Voraussetzung für den Einsatz von Wasserstoff in der Stahlproduktion sind jedoch bezahlbare Preise.

Stahlindustrie und Abnehmer sind große Arbeitgeber

Den höchsten Stahlanteil an Vorleistungen hat die Stahl- und Metallverarbeitung in Deutschland (59 Prozent). Mit weitem Abstand folgt der Maschinenbau (20 Prozent), dann die Automobilindustrie (12 Prozent), das Bauhauptgewerbe (10 Prozent) und die Elektrotechnik (8 Prozent). In diesen größten stahlintensiven Branchen sind rund vier Millionen Menschen beschäftigt, das sind etwa zwei Drittel aller Industriearbeitsplätze, so die Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Arbeitsplätze in besonders stahlintensiven Branchen
Die größten stahlintensiven Branchen machen rund zwei Drittel aller Industriearbeitsplätze in Deutschland aus. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten der WV Stahl)

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