Stahl- und Walzwerk // steelworks

Die USA stellen ihren Stahl nicht komplett selbst her. Zölle auf Importe treffen daher nicht nur die Lieferländer. (Bild: industrieblick - stock.adobe.com)

Bereits im März 2018 verhängte Donald Trump Importzölle von 25 Prozent auf Stahl, nun ist es wieder soweit: Sieben Jahre später verlangt der neue alte US-Präsident wieder einen Aufschlag. Das verärgert nicht nur die weltweiten Lieferanten, auch die auf Stahl angewiesenen US-Unternehmen leiden unter den höheren Preisen. Denn sie können nicht alle Qualitäten von Stahl aus heimischer Produktion beziehen.

Doch aus welchen Ländern kommen die US-Stahlimporte? Immerhin müssen die Vereinigten Staaten rund ein Viertel ihres Stahlverbrauchs einführen. Das waren 2023 rund 28,156 Millionen Tonnen Stahl, die aus anderen Ländern importiert wurden. Im Vergleich zu 2022 mit 30,849 Millionen Tonnen ist das ein Rückgang um 8,7 Prozent.

Die größten Lieferländer für Stahl in die USA waren im Gesamtjahr 2023 laut Census Bureau:

  1. Kanada: 6.885.000 Tonnen
  2. Mexiko: 4.184.000 Tonnen
  3. Brasilien: 3.942.000 Tonnen
  4. Südkorea: 2.637.000 Tonnen
  5. Japan: 1.189.000 Tonnen
  6. Deutschland: 1.042.000 Tonnen
  7. China: 598.000 Tonnen
  8. Taiwan: 579.000 Tonnen
  9. Vietnam: 526.000 Tonnen
  10. Algerien: 526.000 Tonnen
  11. Niederlande: 508.000 Tonnen
  12. Italien: 440.000 Tonnen
  13. Rumänien: 375.000 Tonnen
  14. Thailand: 362.000 Tonnen
  15. Indien: 335.000 Tonnen

Der Anteil des importierten Stahls lag 2023 in den USA zwischen 19 und 23 Prozent.

Welche Stahlprodukte importieren die USA?

Zu den wichtigsten Stahlerzeugnissen, deren Importe im Dezember im Vergleich zum November deutlich gestiegen sind, gehören Ölprodukte (+52 Prozent), warmgewalzte Bleche (+38 Prozent), Bleche in Ringen (+28 Prozent), Leitungsrohre (+27 Prozent) und Bleche in abgelängten Stücken (+21 Prozent). Zu den Produkten mit einem signifikanten Anstieg der Importe für das Gesamtjahr 2023 gegenüber 2022 gehören Bleche in abgelängter Form (+20 Prozent) und Blöcke, Knüppel und Brammen (+16 Prozent).

Weniger eigene Stahlproduktion in den USA

Die US-Stahlindustrie hat ihren Umsatz 2024 um rund fünf Prozent auf knapp 140 Milliarden US-Dollar steigern können. Dies geht aus Prognosen des Marktforschungsunternehmens IBIS World hervor. Das Plus sei aber vor allem auf Preiseffekte zurückzuführen. Diese sorgten auch für einen Gewinnanstieg von gut 19 Prozent. Die Gewinnmargen hätten sich sogar nahezu verdoppelt.

Die Stahlbranche der USA umfasst etwa 235 Unternehmen mit rund 80.700 Mitarbeitern. Sie produzierten 2024 gut 87,1 Millionen Tonnen Stahl. Damit verlief das Geschäft aber weniger gut, denn die Stahlproduktion  So sank der Stahlausstoß im vergangenen Jahr nach Angaben des American Steel and Iron Institute um 2,5 Prozent. Damit musste der Verband das dritte Jahr in Folge rote Zahlen vermelden. Zum Vergleich: In Deutschland betrug die Produktion 2023 rund 35,4 Millionen Tonnen.

Mit der Produktion von 87 Millionen Tonnen erreichen die US-Stahlhersteller jedoch nur eine Auslastung von etwa 75 Prozent laut Germany Trade & Invest.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

Die schwache Produktion ist laut GTAI umso erstaunlicher, als sich die USA in einer Boom-Phase befinden. So dürfte das Bruttoinlandsprodukt 2024 um nahezu drei Prozent gewachsen sein. Für 2025 erwartet die Zentralbank Fed nur einen minimalen Rückgang auf 2,5 Prozent.

Auch in den USA ist die Hauptabnehmerbranche für Stahl das Baugewerbe. Damit ging es bergauf. Die Bauleistungen stiegen zwischen Januar und November 2024 um nominal 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so das nationale Statistikamt. Besonders gut lief es in vielen Sparten des gewerblichen Hochbaus sowie des Tiefbaus, die besonders viel Stahl nachfragen.

Die Infrastruktur wird mit Hilfe des Ende 2021 verabschiedeten Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) kräftig ausgebaut. Im Rahmen des IIJA stellen die USA insgesamt 550 Milliarden US-Dollar für neue Projekte zur Verfügung. Das Programm läuft zwar Ende 2026 aus, doch Großprojekte, die 2025 und 2026 bewilligt werden, dürften erst Anfang der 2030er-Jahre fertiggestellt werden. Das heißt, die Nachwirkungen reichen bis dahin.

Schwache Nachfrage der Automobilbranche

Wie hierzulande ist der Automobilsektor der zweitgrößte Stahlabnehmer. Und hier verlief das Geschäft 2024 nur mäßig. Die Neuzulassungen stiegen laut Cox Automotive lediglich um rund zwei Prozent, wobei der Wert der verkauften Neuwagen um ein Prozent sank, so das Autoportal Edmunds. Die Aussichten für 2025 sind wieder etwas positiver, laut Cox sollen die Neuzulassungen um knappe drei Prozent zulegen. Allerdings werde der wertmäßige Zuwachs abermals gering ausfallen.

Biden verbietet den Verkauf von U.S. Steel an Nippon Steel

Die US-Stahlbranche versucht, sich von ausländischem Einfluss abzuschotten. So hatte die US-Regierung unter Joe Biden als eine der letzten Amtshandlungen den Verkauf von U.S. Steel an den japanischen Stahlhersteller Nippon Steel untersagt. Beide gehören zu den 25 größten Stahlherstellern der Welt. U.S. Steel ist der drittgrößte amerikanische Stahlproduzent.

  1. Nucor:
  2. Cleveland-Cliffs
  3. U.S. Steel
  4. Steel Dynamics
  5. Arcelor Mittal (US)
  6. Commercial Metals

(Ranking nach Umsatz 2024 laut IBIS World)

Die USA belegt nach Angaben der World Steel Association unter den größten stahlproduzierenden Ländern den vierten Rang nach China, Indien und Japan.

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