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Zehn Tipps für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen

Gehaltsverhandlungen haben vor allem mit Psychologie zu tun. Doch welche Strategie funktioniert und welche Stolperfallen sollten Sie besser vermeiden? Diese 10 Tipps geben die Marschrichtung vor.

1. Den eigenen Marktwert kennen

Bevor Sie eine Gehaltserhöhung fordern, sollten Sie intensiv recherchieren, wie hoch Ihr eigener Marktwert ist. Hierzu können Sie sich zum Beispiels bei ehemaligen Studien- oder Ausbildungskollegen informieren. Auch branchenbezogene Rankings geben Anhaltspunkte.

„Achten Sie darauf, dass sich Ihre Vorstellung mit Ihrer Leistung deckt. Wer Überdurchschnittliches leistet, der darf auch überdurchschnittlich und übertariflich verdienen“, sagt Gehalts-Coach und Karriereberater Martin Wehrle zum Thema Gehaltsgespräch.

2. Zeigen, was man leistet

Vielleicht am wichtigsten bei Ihrer Vorbereitung auf die Verhandlung ist das Justieren Ihrer inneren Haltung und Einstellung. Machen Sie sich bewusst: Sie sind kein Bittsteller! Mitarbeiter sollten nicht nach einer Gehaltserhöhung, sondern einer Gehaltsanpassung fragen, schließlich sind sie bereits mit ihrem hohen Engagement in Vorleistung gegangen.

Am besten fährt derjenige, der genau belegen kann, wie sich seine Leistungen erweitert haben. Dazu gehört, zeigen zu können, dass man seine Leistung ausgebaut hat, effizienter arbeitet, vielleicht wichtigere Aufgaben übernommen hat.

2. Wer sagt die Zahl?

Beim Einstellungsgespräch rät Gehaltscoach Martin Wehrle, die gewünschte Gehaltsvorstellung selbst zu nennen. Voraussetzung: Im Gespräch wurde bereits viel Inhaltliches besprochen.

Der Grund: Wenn der Bewerber zuerst eine hohe Summe fordert, fällt es den Personalern schwerer, eine wesentlich niedrigere Summe zu bieten. Allerdings ist natürlich nie auszuschließen, dass das Angebot des Arbeitgebers vielleicht über dem eigenen gelegen hätte.

Wichtig: Nie ein Monatsgehalt, sondern das Jahresgehalt nennen, da vorher unklar ist, wie viele Monatsgehälter das Unternehmen zahlt. Auch keine Spanne von-bis angeben, sondern nur die höhere Zahl nennen.

4. Ein bisschen Feilschen darf sein

Wer kein Interesse an Spielchen hat, möchte vielleicht einfach den Preis nennen, den er für angemessen hält, und ihn dann auch bekomen. Aber so funktionieren Gehaltsverhandlungen leider nicht. „Wenn 50.000 anvisiert werden, darf die Forderung ruhig bei 55.000 oder sogar 58.000 liegen“, rät Coach Wehrle. Und: Der Gesprächspartner kann dann das gute Gefühl haben, dass er nicht so schnell nachgegeben hat. Eine gute – und lustige – Weiterbildung fürs Feilschen ist die legendäre Flaschenszene aus Monty Pythons „ Das Leben des Brian“.

5. Vorsicht vor einem Ultimatum

Die Ansage „Mehr Gehalt oder ich bin weg“ bringt wenig. Statt konfrontativ sollten Sie kooperativ sein, denn am Ende entscheidet auch die „gute Chemie“ zwischen Verhandlungspartnern. Wer doch ein Ultimatum setzt, sollte sich sehr sicher sein, dass sich die Verhandlung und damit das Angebot in der Einigungszone befinden.Sonst ist peinliches Zurückrudern nötig.

6. Frauen müssen hart bleiben

Das starke Gefälle bei der Entlohnung von Frauen und Männern zeigt, dass gerade Frauen für Gehaltsverhandlungen die ganz harten Bandagen brauchen, selbst wenn es gegen den Strich geht. Berater Martin Wehrle rät davon ab, Konjunktive à la „ich hätte vielleicht gerne“ bei der Forderung nach einem höheren Gehalt zu verwenden: Frauen sollten keine Bitten vortragen, sondern Forderungen stellen, das müssen sie in einer tiefen Tonlage tun. Und nicht vergessen: Wenn der Chef „nein“ sagt, nicht klein beigeben.

7. Argumente, die funktionieren

Mit praktischen Beispielen und Zahlen untermauert, kommen diese Tatsachen beim Chef an:

  • Das Unternehmen spart oder verdient zusätzliches Geld durch mich.
  • Ich habe in letzter Zeit immer mehr Arbeit und Verantwortung übernommen.
  • Das Unternehmen profitiert von meiner verbesserten Qualifikation.

8. Argumente, die nicht funktionieren

Ein No-Go ist der Hinweis, dass man aus privaten Gründen mehr Geld benötigt. Die These, der Wettbewerb zahle mehr, bleibt ohne Nachweis eine leere Floskel. Ebenso problematisch sind die Aussage, dass eine Gehaltserhöhung zu besserer Arbeit motivieren würde oder das Argument, alle Kollegen seien der Ansicht, dass mehr verdient werden sollte.

Vorsicht ist auch geraten mit Argumenten wie „Ich bin schon so lange dabei“ oder „Ich mache meine Arbeit seit Jahren zum selben Gehalt“. Ein Kardinalfehler wäre es, den höheren Verdienst eines Kollegen für die gleiche Aufgabe ins Feld zu führen. „Argumentieren Sie nie mit Kollegengehältern, sondern sagen Sie, Sie haben Ihren Marktwert recherchiert “, empfiehlt Martin Wehrle.

9. Wie man sich gegen Totschlagargumente wehrt

Leider ist kein Geld da; der Gehaltsetat leider ausgeschöpft, die Firma kann sich derzeit keine Lohnerhöhung leisten: Hinter diesem Argument verschanzen sich viele Vorgesetzte. So können sie sogar noch nett sagen, dass die Leistung ja durchaus anerkennenswert ist. Auch oft verwendet: Das eigene Gehalt liege ohnehin schon über dem der Kollegen.

Hier hilft nur, zu argumentieren warum mehr Gehalt ein gutes Investment ist und welche Vorteile man dem Unternehmen bringt. Wer nicht möchte, dass sich der Verhandlungspartner mit mangelnder Entscheidungskompetenz herausredet, sollte im Vorfeld durch freundliches Nachfragen klären, ob und wie weit dessen Mandat reicht.

10. Es muss nicht immer Geld sein

Eine lohnende Strategie kann auch sein, andere Verhandlungsposten einzubeziehen, wie zum Beispiel den Einsatzort, die Flexibilität, den Firmenwagen oder die Arbeitszeit. Gerade erst kündigte die IG Metall an, in der nächsten Tarifrunde auch die zeitweise Selbstbestimmung der Wochenarbeitszeit bei teilweisem Lohnausgleich einzufordern. Vielleicht ein Vorbild?

Autor: Daniela Hoffmann

Bild: number 1411/Shutterstock.com

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