Semmering-Basistunnel

Chefeinkäufer zweigt Baumaterialien im Millionenwert ab

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Panoramablick auf einen Teil der Baustelle des Semmeringer Basistunnels
Panoramablick auf die Baustelle Fröschnitzgraben des neuen Semmering-Basistunnels.

Der leitende Einkäufer des prestigeträchtigen Tunnelprojekts soll Ziegel, Beton, Baustahl und andere Materialien veruntreut und weiterverkauft haben.

Beim Bau des österreichischen Semmering-Basistunnels soll es zu einem groß angelegten Betrug in Millionenhöhe gekommen sein. Im Jahr 2018 fiel es auf: Plötzlich fehlten rund 300.000 Liter Diesel von der Baustelle Grautschenhof. Dort entsteht einer von drei Tunnelabschnitten für den neuen Semmering-Basistunnel.

In der Folge erstattete die beteiligte niederösterreichische Transportfima Arge Anzeige bei der Polizei, dass einer ihrer Mitarbeiter verdächtigt werde. Die Arge hatte von der ÖBB den Zuschlag für den sieben Kilometer langen Tunnelabschnitt Grautschenhof zwischen Mürzzuschlag und Spital am Semmering erhalten.

Diesel und Baumaterialien veruntreut

Die Beamten ermittelten darüber hinaus weitere betrügerische Aktivitäten. Es fehlten nicht nur tausende Liter Treibstoff, sondern auch tonnenweise Beton, Stahl, Ziegel und andere Baumaterialien. "Ermittelt wird gegen acht Beschuldigte wegen Betrugs und Untreue", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Leoben, Andreas Riedler, dem österreischischen "Kurier".

Vorläufigen Ermittlungen zufolge soll der Chefeinkäufer der Baustelle zusammen mit mehreren Komplizen die Baumaterialien abgezweigt und und weiterverkauft haben. Bislang sprechen die Ermittler von einem Schaden in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro. Um das Diebesgut weiterzuverkaufen, sollen die Beschuldigten sogar eigene Firmen gegründet haben.

Ermittlungen laufen aber auch gegen Zulieferer. Diese sollen Scheinrechnungen ausgestellt haben.

Der Bau des Semmering-Basistunnels in Bildern

Tunnel Gloggnitz
Blick in den Tunnel der Baustelle Gloggnitz. Die Wände wurden mit Spritzbeton ausgekleidet.
Tunnelbohrer Fröschnitzgraben
Baustelle Fröschnitzgraben: Rückseite des Tunnelbohrers.
Kaverne Fröschnitzgraben
Kaverne im Tunnel bei Fröschnitzgraben.
Kaverne mit Verbindungsstollen Fröschnitzgraben
Kaverne mit Verbindungsstollen im Fröschnitzgraben.
Verbindungsschacht Fröschnitzgraben
Blick von unten in den Verbindungsschacht der Baustelle Fröschnitzgraben.
Tübbinge Fröschnitzgraben
Tübbinge auf der Baustelle Fröschnitzgraben.
Bohrkopf Fröschnitzgraben
Bohrkopf des Tunnelbohrers auf der Baustelle Fröschnitzgraben.
Sprengvorbereitungen Gloggnitz
Sprengvorbereitungen auf der Baustelle Gloggnitz.
Sprengung Gloggnitz
Moment der Sprengung im Tunnel Gloggnitz.
Schweißen Gloggnitz
Schweißarbeiten im Tunnel Gloggnitz.
Ausbruch Gloggnitz
Ausbruch mit einem Reißlöffel auf der Baustelle Gloggnitz.
Verladestation Gloggnitz
Verladestation bei Gloggnitz.
Förderband Gloggnitz
Förderband auf der Baustelle Gloggnitz.
Baustelle Gloggnitz Nacht
Blick auf die Baustelle Gloggnitz bei Nacht.
Schachtabteufanlage Göstritz
Schachtabteufanlage im Tunnel auf der Baustelle Göstritz.
Verbindungsschacht Göstritz
Verbindungsschacht auf der Baustelle Göstritz.
Schacht Grautschenhof
Schacht auf der Baustelle Grautschenhof mit Bagger und Schuttkübel.
Vortrieb Grautschenhof
Vortrieb beim Zwischenangriff Grautschenhof.

Details zum Bau des Semmering-Basistunnels

Der neue Semmering-Basistunnel wird genau 27,3 Kilometer lang sein. Er führt von Gloggnitz in Niederösterreich nach Mürzzuschlag in der Steiermark und unterquert die nördliche Alpenkette. Der Spatenstich erfolgte 2012 in Gloggnitz. Der Tunnel bekommt zwei Röhren und wird nach der Fertigstellung als Eisenbahntunnel genutzt.

Im Jahr 2014 wurde der Tunnelabschnitt Fröschnitzgraben begonnen, etwa 1,5 Jahre später startete der Bauabschnitt Gloggnitz. Im Mai 2016 kam der Tunnelabschnit Grautschenhof hinzu. Geplant wurde der Basistunnel übrigens bereits 1989, im Jahr 1994 erfolgte die Baugenehmigung.

Etwa 14 Jahre Bauzeit waren geplant. Durch Unfälle und Wassereinbrüche hat sich dieser Termin aber bereits ins Jahr 2027 verschoben. Der Semmering-Basistunnel ist Teil der Baltisch-Adriatischen Achse. Dadurch soll die stark frequentierte, aber in die Tage gekommene Semmeringbahn entlastet werden.

Nach Angaben der ausführenden ÖBB Infrastruktur sind alleine rund um den Bau 1.200 Menschen beschäftigt, rechnet man alle Baustellen zusammen. In der Betriebsphase sind rund 11.000 Personen beschäftigt, die meisten davon aus der Region und aus Österreich.