Modulare ERP-Systeme: Wie KMU ihre Resilienz stärken
Thomas Knorr, ForterroThomas Knorr,Forterro
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ERP-Systeme können besonders KMU bei ihrem Lieferkettenmanagement unterstützen.(Bild: rawintanpin - stock.adobe.com)
Wie modular aufgebaute ERP-Systeme es KMU ermöglichen, ein flexibles und damit reaktionsfähiges Supply Chain Management zu entwickeln.
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Die zunehmende Vernetzung der globalen Wirtschaft stellt Unternehmen vor komplexe Herausforderungen. Globale Krisen, zusammenbrechende Lieferketten und Cyberbedrohungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf Einkauf, Beschaffung und Produktionsplanung. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind als Teil komplexer Lieferketten, über die sie Rohstoffe, Vorprodukte oder Endprodukte liefern oder beziehen, den gleichen Risiken ausgesetzt wie Großunternehmen, jedoch aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen besonders anfällig für Störungen.
Ein effizientes Lieferkettenmanagement gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Bereits der Ausfall weniger Komponenten kann betriebliche Abläufe erheblich beeinträchtigen und zu finanziellen Verlusten führen. Modular aufgebaute ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) bieten KMU eine effektive Lösung, um eine belastbare Supply Chain Management-Strategie zu entwickeln und damit flexibel und reaktionsfähig zu bleiben.
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Datenbasierter Einkauf und effizientes Lieferantenmanagement
Der Einsatz von ERP-Systemen ermöglicht es KMU, Einkaufsprozesse effizienter zu gestalten, schneller auf Produktionsbedarfe zu reagieren und Engpässe frühzeitig zu erkennen. Die Suche nach dem besten Angebot im Einkaufsprozess wird effizienter: Durch die Integration aktueller Daten und Kosten – sowohl direkter Einkaufskosten als auch indirekter Faktoren wie Verpackung, Transport und Zölle – lassen sich fundierte Entscheidungen treffen. Die zentrale Erfassung und automatische Berechnung von Preisen und Konditionen im ERP-System stellt sicher, dass nicht nur der nominell günstigste, sondern der wirtschaftlich vorteilhafteste Lieferant ausgewählt wird.
Zusätzlich unterstützt ein ERP-System das Lieferantenmanagement, indem es eine umfassende Analyse und Bewertung von Lieferantenleistungen ermöglicht. Faktoren wie Liefertreue, Produktqualität, Preisgestaltung und Sonderkonditionen (z. B. Skonto) werden systematisch erfasst und ausgewertet. Die Diversifizierung der Lieferantenbasis wird durch den umfassenden Überblick und die datenbasierte Entscheidungsgrundlage erleichtert, was die Flexibilität und Versorgungssicherheit erhöht. Darüber hinaus bieten vor allem Cloud-basierte ERP-Lösungen standortunabhängigen Zugriff auf relevante Lieferantendaten, was die internationale Zusammenarbeit vereinfacht und KMU in die Lage versetzt, Ressourcen gezielt einzusetzen und langfristig zuverlässige Partnerschaften aufzubauen.
Echtzeittransparenz und Steuerung in der Lagerlogistik
Eine effiziente Lagerverwaltung ist entscheidend für die Stabilität der Lieferkette. Sie stellt sicher, dass Materialien in der erforderlichen Menge und zur richtigen Zeit verfügbar sind, um eine reibungslose Produktion und termingerechte Lieferungen zu gewährleisten. Eine zukunftsfähige Lagerlogistik erfordert die durchgängige Vernetzung aller relevanten Prozesse und Daten. Modular aufgebaute aber dennoch integrierte ERP-Systeme bieten hierfür eine leistungsfähige Lösung. Sie integrieren Daten aus zentralen Unternehmensbereichen wie Einkauf, Produktion und Vertrieb und ermöglichen eine 360-Grad-Sicht auf alle Prozesse.
Die zentrale Datenhaltung sorgt dafür, dass autorisierte Nutzer – von der Lagerverwaltung bis zur Logistikleitung – in Echtzeit auf Bestände, Bestellungen und Liefertermine zugreifen können. Dadurch werden isolierte Datensilos und Fehlentscheidungen vermieden. Basierend auf diesen Daten prognostiziert das ERP-System den Materialbedarf, berechnet optimale Lagerbestände und identifiziert Abweichungen, etwa Bestandsdifferenzen oder Lieferverzögerungen.
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Besonders vorteilhaft ist hierbei der Einsatz von Cloud-basierten ERP-Lösungen. Neben vereinfachter Datenhaltung, Kosteneffizienz und hoher Skalierbarkeit ermöglichen sie die flexible Anpassung von Lagerbeständen und Materialflüssen an betriebliche Anforderungen und Marktbedingungen unter Verwendung der neuesten Softwareinnovationen – und das ständig aktualisiert. Integrierte Logistikfunktionen sorgen für eine transparente Datenerfassung und Verwaltung aller Lagerbewegungen in Echtzeit - von Warenein- und -ausgängen über Umbuchungen bis hin zu Retouren und Inventuren. Weitere Vorteile einer Cloud-basierten ERP-Lösung sind regelmäßige Sicherheitsupdates, der vereinfachte Zugang zu neuen Lagertechnologien und die Möglichkeit, externe Lagerverwaltungssysteme (LVS) oder Echtzeit-Tracking-Lösungen über standardisierte Schnittstellen nahtlos zu integrieren.
Echtzeit-Zusammenarbeit über Grenzen hinweg
Laut „ERP Barometer 2024“ plant jedes dritte Unternehmen, sein Lieferkettenmanagement durch den Einsatz eines ERP-Systems zu verbessern. Moderne ERP-Lösungen bieten die Möglichkeit, standortunabhängig auf das System und die relevanten Daten zuzugreifen – jederzeit und von überall, sofern eine Internetverbindung vorhanden ist. Standardisierte Prozesse sowie integrierte Funktionen für Mehrsprachigkeit und Mehrwährungsfähigkeit ermöglichen es den Mitarbeitern an verschiedenen Standorten, auf dieselben zentralen Daten zuzugreifen und schnell auf Veränderungen zu reagieren. So können KMU beispielsweise bei Lieferengpässen schneller alternative Lieferanten in anderen Regionen zu finden und ihre Beschaffungsprozesse effizient anpassen.
(Bild: Forterro)
Der Autor
Thomas Knorr ist Director Cloud Transformation bei Forterro und unterstützt die Digitalisierung sowie den Weg in die Cloud bei den Forterro Portfolio-Unternehmen. Seit über 18 Jahren befasst er sich mit dem Thema „Cloud ERP“ für kleine, mittelständische und große Unternehmen und begleitete Cloud-Transformation auf Kunden- und Anbieterseite unter anderem bei SAP, Workday und IFS.
Zudem unterstützen ERP-Systeme KMU bei der Einhaltung internationaler Vorschriften (Steuer- und Zollvorschriften, Import- und Exportrichtlinien, Datenschutzbestimmungen, E-Rechnung etc.) und verringern so die Komplexität globaler Lieferketten. Cloud-basierte ERP-Lösungen bieten hier entscheidende Vorteile: Viele moderne Cloud-ERP-Systeme bieten standardisierte Schnittstellen wie EDI (Electronic Data Interchange) oder RESTful APIs, die den Datenaustausch vereinfachen. Automatisierte Hersteller-Updates halten Software und Schnittstellen stets auf dem neuesten Stand. Im Gegensatz zu On-Premise-Lösungen, die oft aufwändige Integrationen erfordern, reduziert sich dadurch der Implementierungs- und Wartungsaufwand erheblich.
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Zukunftssicherung durch Innovation
Angesichts von Ressourcenknappheit und intensivem Wettbewerb ist eine flexible ERP-Lösung für KMU unerlässlich, um Schwachstellen in der Lieferkette zu erkennen und zu beheben. Cloud-ERP-Systeme bieten hierfür eine ideale Basis. Sie ermöglichen nicht nur effiziente und stabile Prozesse, sondern bieten auch beste Voraussetzungen, um moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning zu integrieren und neue Innovationspotenziale zu erschließen. Auf Basis von Daten wie Lagerbeständen, Bestellhistorien, Lieferzeiten und Retourenquoten generieren KI-gestützte Lösungen präzise Prognosen und steuern Prozesse intelligent. So können Lagerhaltung, Routenplanung und Bestandskontrolle optimiert und wiederkehrende Aufgaben wie die Kommissionierung automatisiert werden. Damit steigern Mittelständler ihre Wettbewerbsfähigkeit und machen sich fit für die Zukunft.
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