Crowdfox-Studie

So verändert KI den Einkauf

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Künstliche Intelligenz wird den Einkauf verändern.

Wie weit sind Unternehmen mit KI-Anwendungen? Und welche Erwartungen haben sie an die Technologie? Eine Crowdfox-Studie gibt Antworten.

Die Studie „AI for Procurement 2025“ von Crowdfox hat den Einsatz und die Erwartungen an Künstliche Intelligenz (KI) im Einkauf untersucht.

Hinsichtlich der Einstufung von Unternehmen in Bezug auf KI zeigt sich ein heterogenes Bild: Ein Großteil der Unternehmen hat Interesse an der Nutzung von KI, aber noch keine konkreten Maßnahmen getroffen (48 Prozent). 37 Prozent der Unternehmen sind bereits im Stadium des Testings und der Implementierung von KI-Lösungen in bestimmten Bereichen der Beschaffung, während 12 Prozent KI bereits aktiv in der Beschaffung einsetzen. Eine geringe Minderheit von 3 Prozent steht KI-Lösungen skeptisch gegenüber und setzt derzeit keine ein.

Aktuelle Einsatzfelder und Potenziale von KI

Im Procure-to-Pay-Prozess wird KI derzeit in verschiedenen Bereichen genutzt, allerdings oft noch nicht von der Mehrheit der Unternehmen. Die höchsten Nutzungsraten weist die interne Datenanalyse (29 Prozent in Nutzung) auf, gefolgt von der externen Datenanalyse, Produktsuche und ESG Reporting (jeweils 23 Prozent in Nutzung). Lieferantenmanagement (22 Prozent), Artikelauswahl (16 Prozent), SRM (16 Prozent) und Category Management (13 Prozent) zeigen geringere aktuelle Nutzungsraten.

Die Potenzialeinstufung für KI im Procure-to-Pay-Prozess ist überwiegend positiv. Als Bereiche mit (sehr) hohem Potenzial werden der Preisvergleich (74 Prozent), die Artikelauswahl (71 Prozent), der Lieferantenvergleich (65 Prozent), ESG Reporting (61 Prozent), Freitextbestellungen (55 Prozent) und Maverick Buying (35 Prozent) gesehen. Interessanterweise ist die Artikelauswahl für 45 Prozent der Befragten ein Bereich mit sehr hohem Potenzial, während 55 Prozent den Preisvergleich als hoch einschätzen.

Herausforderungen und erwarteter Mehrwert

Allgemeine Herausforderungen für die Beschaffung sind hauptsächlich ein hoher Zeitaufwand für die manuelle Bearbeitung von Bestellungen und unvollständige oder unspezifische Bestelleingaben. Auch Maverick Buying und die Häufigkeit von Freitextbestellungen stellen erhebliche Probleme dar.

Bei der Implementierung von KI-Lösungen sehen die Befragten spezielle Herausforderungen: Die Integration in bestehende Systeme (74 Prozent) wird am häufigsten genannt, gefolgt von Datenschutzbedenken (68 Prozent) und fehlendem Fachwissen (58 Prozent). Einführungskosten (39 Prozent) sowie Einarbeitung und Umstrukturierung des Teams (35 Prozent) sind ebenfalls häufig genannte Bedenken.

Vom KI-Einsatz in der Beschaffung erhoffen sich die Befragten einen erheblichen Mehrwert. Die Effizienzsteigerung (84 Prozent) steht dabei an erster Stelle, gefolgt von einer geringeren Fehlerquote (65 Prozent), Kostensenkung (55 Prozent), vereinfachtem Vertragsmanagement (55 Prozent), höherer Transparenz (52 Prozent) und verbessertem Lieferantenmanagement (32 Prozent).

Zukunftsaussichten und Einfluss von KI

Die Befragten erwarten, dass der Einfluss von KI auf die Beschaffung in den kommenden Jahren noch stärker spürbar wird. 61 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich der Wandel langsam und stetig vollziehen wird. Immerhin noch 29 Prozent glauben jedoch, dass es den Einkauf, wie wir ihn heute kennen, in naher Zukunft nicht mehr geben wird, während eine Minderheit von 10 Prozent nur minimale Auswirkungen erwartet.

Die Erwartungen an KI im Einkauf sind insgesamt hoch: 51 Prozent der Befragten erwarten, dass KI-Systeme Lieferanten und Produkte anhand von Echtzeit-Nachhaltigkeitskriterien wie CO₂-Reduktion auswählen werden. Auch glauben 39 Prozent, dass der manuelle Einkauf nicht mehr der Standard sein wird, sondern KI den Großteil des Einkaufs übernehmen wird. Immerhin fast ein Drittel hofft, dass Probleme wie Maverick Buying durch KI an Bedeutung verlieren werde.

Dirk Schäfer, Geschäftsführer von Crowdfox, über die Ergebnisse der Studie und die Folgen für CPOs.

Fast die Hälfte der Unternehmen arbeitet bereits an KI-Projekten im Einkauf. Trotzdem sehen sich nur zwölf Prozent als echte Vorreiter. Warum ist der Unterschied so groß?

Weil viele Unternehmen noch im Experimentiermodus sind. Es gibt Pilotprojekte, Proof-of-Concepts, kleine Tests. Aber nur wenige trauen sich, die Technologie wirklich im Alltag breiter auszurollen. Das hat zwei Gründe: zum einen die Angst, Prozesse zu stören, zum anderen die fehlende Erfahrung mit KI-Systemen. Aber das Warten kostet wertvolle Zeit. Unsere Studie zeigt klar: Die Vorreiter verschaffen sich gerade jetzt einen strategischen Vorsprung. In einem Jahr werden wir eine völlig andere Landschaft sehen, in der KI im Einkauf Standard ist. Und wer bis dahin nicht gestartet ist, wird deutlich schwerer aufholen können.

Warum nennen über die Hälfte der CPOs ausgerechnet Freitextbestellungen als größten Schmerzpunkt?

Weil sie der Inbegriff von Ineffizienz sind. Ein Mitarbeiter tippt einen beliebigen Text ins Bestellfeld, und schon beginnt das Chaos: Rückfragen, manuelle Korrekturen, Nachbuchungen. Das Ganze zieht sich durch den gesamten Prozess und bindet Ressourcen, die eigentlich für strategische Arbeit gebraucht würden. 52 Prozent der CPOs sehen darin ein gravierendes Problem, 68 Prozent kritisieren den immensen Zeitaufwand bei Individualbestellungen. Mit KI können wir diese Vorgänge heute automatisch erfassen, richtig zuordnen und systemkonform abwickeln. Das ist ein Quantensprung: Bestellungen, die früher Stunden oder gar Tage beansprucht haben, laufen in Sekunden durch. Gleichzeitig sinkt die Fehlerquote massiv.

61 Prozent glauben, dass der gesamte Bestellprozess bald weitgehend automatisiert sein wird. Viele halten das für überzogen.

Auf den ersten Blick klingt das radikal, aber wenn man die technologische Entwicklung betrachtet, ist es absolut realistisch. Vor drei Jahren war ChatGPT ein Experiment, heute nutzen Millionen Menschen es täglich. Genau diese Geschwindigkeit sehen wir jetzt auch im Einkauf. Preisvergleiche, Lieferantenchecks, Artikelauswahl: Tätigkeiten, die bisher endlose Excel-Listen, Mails und Abstimmungen erfordert haben können durch KI in Echtzeit erledigt werden. Wir erleben bereits heute, dass Unternehmen erste Teilprozesse so umstellen und enorme Effizienzgewinne erzielen. Das bedeutet: die Zukunft ist nicht in fünf Jahren, sie ist schon da, nur noch nicht überall gleich sichtbar.

Kritiker sagen: Datenschutz, IT-Integration, fehlendes Know-how – dafür ist der Einkauf gar nicht bereit. Ist das nicht berechtigt?

Natürlich sind das relevante Hürden, und unsere Studie bestätigt das auch: 74 Prozent sehen die Integration in bestehende Systeme als größte Herausforderung, 68 Prozent den Datenschutz, 58 Prozent den Mangel an Know-how. Aber all das ist lösbar. Kosten sind dagegen nur für 35 Prozent ein Thema. Und genau hier liegt der entscheidende Punkt: Wer sich hinter diesen Argumenten versteckt, verliert wertvolle Zeit. In der Praxis zeigt sich, dass die Unternehmen, die früh anfangen, schnell Lösungen finden und Routine aufbauen. Wer zögert, steht irgendwann mit leeren Händen da, während Wettbewerber längst Standards gesetzt haben. Rückstand aufzuholen, ist in der Regel deutlich teurer und schmerzhafter als frühzeitig einzusteigen.

ESG-Reporting gilt bislang als lästige Pflicht. Warum glauben Sie, dass KI das ändern kann?

Weil KI aus einer mühsamen Pflichtübung ein strategisches Werkzeug macht. Heute sitzen Teams oft wochenlang an der Sammlung und Auswertung von ESG-Daten. Am Ende gibt es Tabellen, die weder aktuell noch wirklich belastbar sind. Mit KI lassen sich CO₂-Werte, Lieferantendaten und Compliance-Standards automatisch konsolidieren und in Echtzeit zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass ein Einkäufer nicht mehr zwischen Nachhaltigkeit und Effizienz wählen muss, sondern beides gleichzeitig im Blick hat. Statt rückwärtsgewandter Reports entstehen handlungsfähige Informationen, die in Sekunden abrufbar sind. Damit wird ESG vom Bürde-Thema zur echten Chance, Wettbewerbsvorteile aufzubauen. Sowohl bei Compliance als auch beim Image gegenüber Kunden und Investoren.

Einige meinen: KI im Einkauf sei ein Hype, der wieder abebbt. Wie sicher sind Sie, dass es diesmal anders ist?

Da kenne ich aber kaum noch jemanden. Wir reden nicht über abstrakte Zukunftsvisionen, sondern über ganz konkrete Effekte: weniger Freitextbestellungen, weniger manuelle Arbeit, schnellere Preisvergleiche, transparente Daten. Genau diese Schmerzpunkte haben wir in der Studie abgefragt, und die Mehrheit sieht dort das größte Potenzial. Wer einmal erlebt hat, dass ein Report in Sekunden fertig ist oder eine Bestellung ohne manuelles Eingreifen durchläuft, will nicht mehr zurück zu Excel und E-Mail. Das ist der Unterschied zu einem Hype: KI liefert hier und heute greifbare Ergebnisse – und wird deshalb nicht nur bleiben, sondern künftig auch aus dem Einkauf nicht mehr wegzudenken sein.

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