Mann bearbeitet ein flaches Metallstück an einer Maschine

Bei Auftragsfertigern aus der Blechbearbeitung sieht Laserhub einen gefährlichen Preiskampf. (Bild: Kadmy - stock.adobe.com)

Mitte Dezember hat das Ifo-Institut seine Prognose für das Wirtschaftswachstum 2021 in Deutschland deutlich nach unten korrigiert. Unter den Annahmen, dass die Lockdown-Maßnahmen bis März 2021 in Kraft bleiben, werde das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 4,2 Prozent steigen.

Während in den vergangenen Monaten vor allem B2C-Märkte wie Tourismus und Luftfahrt im Fokus der Berichterstattung standen, hat Laserhub einen beunruhigenden Preistrend in der Blech- und CNC-Branche festgestellt. Die Online-Plattform aus Stuttgart beobachtet einen stellenweise ruinösen Preiskampf, der ganze Lieferketten negativ beeinflusst und vielen Unternehmen Zukunftschancen raubt.

Markt für Drehteile aus dem Ruder gelaufen

„Die Entwicklung des industriellen Zuliefermarkts, auf dem unzähligen kleine und große Unternehmen, Metallteile für andere Firmen herstellen, hat einen gefährlichen Abwärtskurs eingeschlagen”, warnt Christoph Rößner. „Unserer Meinung nach ist beispielsweise der Markt für Drehteile, der in Europa ein Jahresvolumen von rund 270 Milliarden Euro hat, aus dem Ruder gelaufen! Zu viele Hersteller sind derzeit mit verzweifelten Kampfpreisen unterwegs, da ihnen in der Krise viel Geschäft weggebrochen ist.”

Um mit einem blauen Auge davonzukommen, versuchen nach Meinung der Branchenkenner die Unternehmen jetzt mit unrentablen Preisen ihr Auftragsbücher zu füllen, um zumindest Fixkosten zu decken. Die Online-Plattform für automatisierte und digitalisierte Auftragsabwicklung hat nach eigenen Angaben einen objektiven Einblick in die aktuelle und langfristige Preisentwicklung.

Nicht nur auf den Preis schauen

Mehrere Branchenvertreter bestätigen den Eindruck, dass aktuell ein massiver Fokus auf Dumpingpreise den Markt bestimmt. Sie warnen vor einer Verengung auf den Kostenaspekt und die Vernachlässigung anderer Faktoren. „Der Preis sollte nur eine Dimension sein, die man sich bei Zulieferern anschaut. Wichtig ist auch verlässliche Lieferzeit und eine geringe Reklamationsquote, um eine hohe Planbarkeit für unsere Projekte zu garantieren”, meint Daniel Birkenstock, Geschäftsführer HIA GmbH, einem mittelständischen Metallbauunternehmen.

„Wenn man hier eine hohe Qualität erwartet, dann muss man es auch zulassen, dass der Partner hierfür Ressourcen aufwendet - und sich auch entlohnen lässt." Ins gleiche Horn stößt Mario Hartmann, Produktionsleiter Keckex GmbH, Hersteller von umweltschonenden Unkrautbeseitigungslösungen: „Wir produzieren hochwertige Produkte, deswegen müssen unsere zugekauften Teile einen hohen Qualitätslevel mitbringen. In der Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist mir außerdem der Kundenservice sehr wichtig. Für beides sind wir bereit, gewisse Preise zu zahlen - am Ende sollte jeder etwas von einer Transaktion haben."

Gemeinsam mit Laserhub warnen mehrere Abnehmer die Hersteller davor, sich einen Wettlauf nach unten zu liefern, auch wenn geringe Preise für Kunden auf den ersten Blick eine gute Sache sind. Nicht zuletzt fürchten die Experten durch den aktuellen Preiskampf ein Sterben vieler kleiner Anbieter und in der Folge nicht minder ungesunde Konzentrationstendenzen auf wenige große Player. Daraus wiederum können Innovationsstaus und noch anfälligere Lieferketten resultieren.

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Innovation statt Kampfpreise

„Der große und bunte Pool an Anbietern im Bereich CNC und Blechbearbeitung hat große Vorteile, die man nun nicht vergessen darf”, warnt Christoph Rößner von Laserhub. „Durch die vielen kleinen spezialisierten Anbieter steckt in der Branche noch ein immenses Innovationspotenzial, von dem die Kunden profitieren. Zudem sorgt die Breite des Marktes dafür, dass bei Ausfällen einzelner Unternehmen andere Anbieter einspringen können."

Gerade die Corona-Monate hätten doch gezeigt, wie wichtig robuste Lieferketten sind. Hersteller und Anbieter wären gut beraten, nun nicht die Nerven zu verlieren und, solange es ihre Mittel zulassen, mit Weitsicht vorzugehen. Im Markt stecke so oder so noch genug Potenzial für mehr Effizienz, da brauche es keine Kampfpreise.

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