Kleine Weltkugel in einer Hand mit einem College-Hut drauf als Symbol für eine internationale Weiterbildung - nicht nur im Einkauf

(Bild: JD8 - stock.adobe.com)

Wenn ich mit Firmen über Weiterbildung spreche, höre ich meistens, dass dies für sie sehr wichtig ist. Wenn ich dann aber mal nach den durchgeführten Trainings in den letzten 3 Jahren frage, kommt oft die Antwort „gar keine“. Und als Grund wird dann meistens „keine Zeit“ genannt.

Bei solchen Aussagen kommt dann immer meine Standardantwort „Keine Zeit bedeutet nichts anderes als keine Prio! Andere Themen sind (aktuell) also wichtiger als Weiterbildung.“

Wenn ich dann noch nach dem für Weiterbildungen geplanten Budget frage, kommen Antworten die nicht wirklich zeigen, dass Weiterbildung wirklich wichtig ist. Da kommt dann der nächste Spruch von mir: „If you think training is too expensive, try incompetence“. Und an den roten Ohren erkenne ich dann, dass die denken „Der hat recht!“

Hans Boot im Portrait
(Bild: Durch Denken Vorne Consult)

Der Autor: Hans Boot

Hans Boot ist Partner bei der Durch Denken Vorne Consult GmbH, eine auf Einkauf und SCM spezialisierte Unternehmensberatung. Zuvor war er über zwölf Jahre als Führungskraft im Einkauf unterschiedlicher Unternehmen tätig.

Seine Kolumne erscheint exklusiv auf Technik-Einkauf.de.

Jetzt wechseln wir mal das Feld und fragen einen Profisportler, wie oft er trainiert. Oder einen Schachspieler. Oder – und das macht das Ganze noch schlimmer – einen Vertriebler. Und spätestens dann wird einem klar, wieso beispielsweise Einkäufer oft den Kürzeren in Verhandlungen mit Vertrieblern ziehen.

Aber woran liegt das? Wieso wird das Thema Weiterbildung im Einkauf so vernachlässigt? Aus meinen Erfahrungen der letzten 15 Jahren sehe ich folgende Kerngründe:

  • Der Einkauf in Unternehmen, vor allem im Mittelstand, ist oft noch sehr operativ tätig. Aus diesem Grunde liegt der Fokus beim Feuerlöschen und hat man keine „Zeit“ für Trainings.
  • Der Einkauf ist ein Mauerblümchen wenn es um Selbstmarketing geht, d.h. er schafft es – im Gegensatz zum Vertrieb - oft nicht, seinen Mehrwert für das Unternehmen zu verkaufen. Dies wiederum führt dazu, dass die Geschäftsführung auch nicht bereit ist, Geld für Weiterbildung auszugeben.
  • Im Einkauf sitzen immer noch sehr viele Männer und wir Männer wissen eben schon alles und brauchen keine Schulungen.
  • Damit das sich ändert, muss der Einkauf also zum einen strategischer werden und zum anderen an seinem Selbstmarketing arbeiten.

Und wenn dies erledigt ist und der Einkauf endlich mehr Geld für Weiterbildungen erhält, dann bitte nicht einfach den Trends hinterlaufen und irgendwelche Trainings buchen! Gehen Sie gezielt vor, nach meiner „Lieblingslogik“:

  • Wo stehen Sie gerade?
  • Was sind Ihre Kernaktivitäten?
  • Welche Anforderungen hat Ihr Vorgesetzter an Sie bzw. an Ihre Arbeit?
  • Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
  • Wo wollen Sie hin?
  • Was sind Ihre beruflichen Ziele? Sind Sie z.B. im operativen Einkauf und wollen in den strategischen Einkauf wechseln? Oder Sie möchten Führung übernehmen?
  • Was sind Themen, die Sie interessieren und die wichtig für Ihre aktuelle oder zukünftige Funktion sind?
  • Wie kommen Sie dahin?

Wenn Sie die aktuellen und zukünftigen Anforderungen mit Ihrem aktuellen Wissen vergleichen, finden Sie schnell heraus, wo Sie sich weiterbilden sollten. Erst dann suchen Sie sich die passenden Angebote heraus. Und wenn Sie dann das richtige (Set an) Training(s) gefunden haben, achten Sie bitte auf Folgendes:

Ein Training ist umso effektiver, je eher und besser es in die Praxis umgesetzt wird. Aus diesem Grunde empfehle ich Ihnen eine Kombination aus Training, Umsetzung in die tägliche Arbeit mit anschließendem Reflektionsworkshop. So gewährleisten Sie, dass die Teilnehmer nicht nur am Trainingstag leckeren Kaffee getrunken haben, sondern dass es wirklich nachhaltig ist.

Fazit: Wir haben nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern auch einen Weiterbildungsmangel im Einkauf! Und wenn wir das erste schon nicht wirklich beeinflussen können, dann lassen Sie uns wenigstens das zweite angehen.

Viel Erfolg und natürlich auch Spaß beim Weiterbilden!

Ihr

Hans Boot

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