Fossile Giganten

Die größten Kohlekraftwerke in Deutschland

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RWE-Kraftwerk Niederaußem
Kohlekraftwerke sorgten lange Zeit für die sogenannte Grundversorgung Deutschlands mit Strom. Bis 2038 soll sich das ändern. Doch welche Kohlekraftwerke sind aktuell die größten hierzulande?)

Durch die Gaskrise 2021/22 wurden Kohlekraftwerke wichtiger für die Energieversorgung. Wo sind in Deutschland die größten zu finden?

2023 war ein Rekordjahr für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Mit 56 Prozent wurde noch nie zuvor so viel Strom nachhaltig produziert. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes Destatis.

Gleichzeitig verzeichnete die Erzeugung und Einspeisung von Strom aus Kohlekraftwerken einen deutlichen Rückgang um 30,8 Prozent. Das entspricht dem Niveau der 1960er-Jahre. Den Daten zufolge sank der Anteil des Kohlestroms an der Gesamterzeugung auf 26,1 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es noch 33,2 Prozent. Kohle war demnach im Jahr 2023 noch der zweitwichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland.

Die Stromeinspeisung aus Kohle war bereits zwischen 2018 und 2020 rückläufig. Allerdings erreichte sie im Jahr 2022 fast wieder das Niveau von 2018. Im Juni 2023 untertraf der Anteil des Kohlestroms sogar den bisherigen Tiefststand vom April 2020.

Lesen Sie, welche Kohlekraftwerke in Deutschland die größten ihrer Klasse sind. Unser Ranking basiert auf Daten der Bundesnetzagentur vom November 2023. Seitdem erfolgte Stilllegungen sind also nicht erfasst. Basis der Reihenfolge ist die installierte Bruttoleistung in Megawatt (MW).

Die größten Kohlekraftwerke in Deutschland 2023

Heizkraftwerk Reuter West
Platz 21: HKW Reuter WestDas Heizkraftwerk Reuter West wird von Vattenfall betrieben. Es liegt im Ostberliner Stadtteil Siemensstadt. Reuter West läuft mit Steinkohle und ging 1987 bzw. 1989 mit je einem Block in Betrieb. Es produziert mit seinen 600 MW Strom und Fernwärme. Das Kraftwerk besitzt eine Power-to-Heat-Anlage, die in Zeiten hoher Stromproduktion und geringer Nachfrage den überschüssigen Strom für das Fernwärmenetz nutzen kann. Ein Fernwärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von 52.000 Kubikmetern wurde 2021 gebaut.
Kraftwerk Weiher 3 - Leitwarte
Platz 20: Weiher 3Das Kraftwerk Weiher ist ein Steinkohle-Kraftwerk mit Sitz im saarländischen Quierschied. Es wird von Steag betrieben. Mit einer Bruttokapazität von 724 MW fällt es knapp aus den Top 20 heraus. Eigentlich wurde Weiher bereits aus der Stromproduktion verabschiedet, jedoch im Zuge der Energiekrise wieder befristet in Dienst genommen. Ans Netz ging es bereits im September 1976. Die Besonderheit dieses Kraftwerks ist sein Freiluftkessel, der an vier 120 Meter hohen Stützen an einem Stahlgerüst frei aufgehängt ist. Das Kohlelager kann bis zu 150.000 Tonnen aufnehmen, was vier Monate lang fürs Heizen reichen würde. Neben der Energie vermarktet Betreiber Steag auch die bei der Verbrennung anfallenden Nebenprodukte Flugasche, Kesselsand und Gips.
Kraftwerk Mehrum
Platz 19: KVM Block 3Das Kraftwerk Mehrum war seit 1965 in Betrieb, und wurde 1969 und 1979 erweitert. Seitdem war nur noch Block 3 mit seinen 750 MW aktiv. Seinen Sitz hat das Kohlekraftwerk im niedersächsischen Hohenhameln. Brennstoff ist Steinkohle. Diese wurde über den Mittellandkanal angeliefert und hat ihren Ursprung in Australien und Südafrika. 2021 wurde KVM 3 vom Strommarkt genommen, aber während der Energiekrise befristet wieder ans Netz genommen - endgülig stillgelegt wurde es im März 2024 mit der Normalisierung der Energiepreise. Betrieben wurde KVM 3 von der Kraftwerk Mehrum GmbH.
Kraftwerk Bergkamen A (Heil)
Platz 18: Bergkamen ADas Steinkohlekraftwerk in Bergkamen im Kreis Unna besitzt eine Kapazität von 780 MW und kommt damit auf Rang 18 unter Deutschlands größten Kohlekraftwerken. Betreiber ist Steag. Der Brennstoff wird über den Datteln-Hamm-Kanal per Binnenschiff angeliefert. Ursprünglich sollte das Kraftwerk stillgelegt werden, nun ist es als Netzreserve bis März 2026 im Stand-by-Betrieb. Pro Jahr wurden in der Vergangenheit bis zu 1,2 Millionen Tonnen Steinkohle verfeuert, was einen CO2-Ausstoß von 3,15 Tonnen entspricht. Produziert wurden Strom und Fernwärme. – Wikimedia Commons (Kraftwerk Heil))
Kohlekraftwerk Bexbach
Platz 17: BexbachEbenfalls mit 780 MW Bruttokapazität landet das Steinkohlekraftwerk Bexbach auf dem 17. Rang der größten Kohlekraftwerke Deutschlands. Es liegt im Saarland und wird von der Steag betrieben. Obwohl die Eigentümerin die Stilllegung bereits 2016 und 2019 beantragte, gilt das Kraftwerk Bexbach weiterhin als systemrelevant. Seit 2016 existiert ein Großbatteriespeicher mit einer Leistung von 15 MW.
Kohlekraftwerk Walsum
Platz 16: Kraftwerk WalsumMit 790 MW Bruttokapazität landet das Kraftwerk Walsum auf dem 20. Rang unter den größten deutschen Kohlekraftwerken. Das Steinkohlekraftwerk liegt in Duisburg-Walsum auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Walsum, direkt am Rhein. Baujahr ist 1928 mit dem ersten Block. Schrittweise wurde das Kraftwerk zwischen 1957 und 2006 erweitert, zuletzt mit Block 10. 2013 wurde Block 9 stillgelegt, seitdem ist nur noch Block 10 in Betrieb. Walsum wird von der Steag betrieben.
Kohlekraftwerk Wilhelmshaven
Platz 15: Kraftwerk WilhelmshavenDas Dampfkraftwerk Wilhelmshaven liegt in Rüstersieler Groden direkt am Deich zum Jadefahrwasser. Es wird von Uniper betrieben und läuft mit Steinkohle. 790 MW Bruttokapaziät bringen das Kohlekraftwerk auf den 15. Rang unter Deutschlands Kohlekraftwerken. Ans Netz ging das Kraftwerk 1976. Bis zu 6.000 Tonnen Steinkohle wurden zu Hochzeiten täglich verfeuert. Heute werden neben der Steinkohle auch kommunale Klärschlämme und Petrolkoks mitverbrannt. 2021 wurde es von der Bundesnetzagentur im Rahmen des Kohleausstiegs stillgelegt, ein Jahr später jedoch wieder ans Netz genommen.
Kohlekraftwerk Lünen
Platz 14: Kohlekraftwerk LünenDas Kraftwerk Lünen ging mit seinen 812 MW Bruttokapazität erst 2013 neu ans Netz. Damit schafft es das Kohlekraftwerk auf den 14. Rang unter Deutschlands größten Kohlekraftwerken. Es produziert Strom und Fernwärme. 2021 produzierte Lünen rund 4,17 Milliarden kWh Strom für bis zu 1,6 Millionen Haushalte. Es wird von der Stadtwerke-Kooperation Trianel betrieben und liegt am Stummhafen in am Datteln-Hamm-Kanal.
Kohlekraftwerk Deizisau
Platz 13: Heizkraftwerk Altbach/DeizisauDas HKW Altbach/Deizisau liegt in Baden-Württemberg in der Nähe von Esslingen am Neckar und besitzt eine Bruttoleistung von 830 MW. Die Anlage besteht aus zwei Heizkraftwerken: Nummer 1 arbeitet ausschließlich mit Steinkohle, im zweiten HKW ist zusätzlich eine Gasturbine installiert, sodass Strom und Wärme mit Kohle oder Erdgas erzeugt werden können. Beide Heizblöcke werden von der Bundesnetzagentur als systemrelevant eingestuft. Ein neues Heizkraftwerk 3 ist bereits im Bau, die Fertigstellung ist für 2026 geplant. Dann sollen HKW 1 und 2 stillgelegt werden. Betreiber des Kraftwerks ist EnBW.
Kohlekraftwerk Heyden 4
Platz 12: Heyden 4Das Kraftwerk Heyden ist mit 920 MW das größte Kohlekraftwerk mit einer dreistelligen Bruttoleistung. Es liegt in Nordrhein-Westfalen im Kreis Minden-Lübbecke und wird von Uniper betrieben. Nach dem zweiten Weltkrieg war es das erste Kraftwerk, das ans Netz ging – damals noch unter der Ägide von Preussen Elektra. Eigentlich sollte das Kraftwerk im Jahr 2021 vom Netz gehen, wurde jedoch von Netzbetreiber Tennet als systemrelevant eingestuft. Seit 29. August 2022 ist es wieder im Regelbetrieb, soll aber Ende September 2024 endgültig stillgelegt werden.
Kohlekraftwerk Heilbronn
Platz 11: Heizkraftwerk HeilbronnDas Kraftwerk Heilbronn liegt bei Heilbronn und wird von EnBW betrieben. Mit 1.096 MW verfehlt es die Top 10 der größten deutschen Kohlekraftwerke nur ganz knapp. Dazu zählen auch die Blöcke in der Netzreserve. Der ans Kraftwerk angrenzende Necker sorgt für das Kühlwasser, aber dafür, dass täglich bis zu 8.000 Tonnen Steinkohle per Binnenschiff geliefert werden können. Laut WWF stieß das HKW Heilbronn im Jahr 2006 rund 4,4 Millionen Tonnen CO2 aus und gehört damit zu den 30 Kohlekraftwerken Deutschlands mit dem größten absoluten CO2-Ausstoß. Seit 2018 befindet sich ein Batteriespeicher auf dem Gelände mit einer Leistung von 5 MW und einer Kapazität von 5 MWh. 2026 soll der neue Block 8 ans Netz gehen, der als Gas- und Dampf-Kraftwerk gebaut wird.
Kohlekraftwerk Datteln 4
Platz 10: Datteln 4Das Kraftwerk Datteln 4 liegt am Dortmund-Ems-Kanal und wird von Uniper betrieben. Der Kanal liefert zum einen Kühlwasser und ist zum anderen Transportweg für die benötigte Steinkohle. Datteln 4 heißt die Anlage, weil nur noch Block 4 mit seinen 1.100 WM seinen Dienst versieht. Die ersten drei Blöcke wurden bereits 2014 stillgelegt. Im Zuge der Verstaatlichung von Uniper während der Gaskrise 2021/22 hat die EU die Auflage gemacht, Datteln 4 bis Ende 2026 zu verkaufen.
Kohlekraftwerk Schkopau
Platz 9: SchkopauDas Kraftwerk Schkopau wird mit Braunkohle betrieben. Es liegt im Sachsen-Anhaltinischen Saalekreis. Die zwei Kraftwerksblöcke kommen auf 1.112 WM Bruttokapazität. Das bringt dem Kraftwerk den neunten Rang unter den größten deutschen Kohlekraftwerken ein. Es ist das größte Kraftwerk in Sachsen-Anhalt und wird von der tschechischen EPH-Gruppe betrieben. Die Betriebserlaubnis geht noch bis Ende 2034.
Kohlekraftwrek RDK
Platz 8: Rheinhafen-Dampfkraftwerk KarlsruheDas RDK befindet sich im Besitz der EnBW und besteht aus zwei Kraftwerkstypen: einem Steinkohlekraftwerk mit 1.448 MW Bruttoleistung und einem Gas- und Dampfkraftwerk. Das Kraftwerk besteht aus acht Blöcken, von denen nur noch zwei am Netz sind. Der Rhein ist gleichzeitig Kühlwasserlieferant und Transportweg für die benötigte Steinkohle. Im Jahr 2021 erreichte das Kraftwerk laut Umweltbundesamt einen Rekord-CO2-Ausstoß mit 4,156 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Block 7 sollte eigentlich zu Ende Mai 2024 stillgelegt werden, bleibt aber weiter in der Netzreserve.
Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe
Platz 7: Kraftwerk Schwarze PumpeDas Kraftwerk Schwarze Pumpe wurde zwischen 1993 und 1998 errichtet. Betrieben wird das Braunkohlekraftwerk von der Leag. Zwei Kraftwerksblöcke kommen zusammen auf eine Bruttoleistung von 1.600 MW. Mit einem CO2-Ausstoß von 11,8 Millionen Tonnen ist es laut Ember-Climate.org das achtschmutzigste Kohlekraftwerk in Europa. Pro Tag liegt der Brennstoffverbrauch bei bis zu 36.000 Tonnen Rohbraunkohle
Kohlekraftwerk Lippendorf
Platz 6: Kraftwerk LippendorfGelegen in Lippendorf im Landkreis Leipzig, verfeuert das Kraftwerk ebenfalls Braunkohle. Daher resultiert auch der CO2-Ausstoß von jährlich 11,1 Mio. Tonnen, die das Kraftwerk im Jahr 2021 zum neunthöchsten Treibhausgas-Emittenten aller europäischen Kraftwerke machte (Quelle: ember-climate.org). 1.884 MW Bruttokapazität bringen das Kraftwerk Lippendorf auf den sechsten Rang unter Deutschland größten Kohlekraftwerken.
Großkraftwerk Mannheim Kohlekraftwerk
Platz 5: Großkraftwerk MannheimDas GKW Mannheim erzeugt sowohl Fernwärme als auch Strom (Einphasenstrom). Betrieben wird es von der GKM AG als größter energieerzeugender Standort in Baden-Württemberg. Die installierte Bruttoleistung beträgt 2.146 MW. Die ersten Kessel gingen bereits 1923 in Betrieb, 2020 wurde Block 7 stillgelegt. Dieser kam jedoch als Netzreserve wieder zurück und ist seit 2022 sogar wieder im Regelbetrieb. Dieser ist vorerst bis März 2025 geplant, die Netzreserve geht dann wiederum bis März 2025.
Kohlekraftwerk Boxberg
Platz 4: BoxbergDas Kohlekraftwerk Boxberg liegt im sächsischen Braunkohlerevier Oberlausitz. Daher wird das Kraftwerk auch mit Braunkohle bestückt. Mit seinen 2.639 MW ist es das viertgrößte Kohlekraftwerk in Deutschland. In den 1980er-Jahren lag die Kapazität sogar bei 3.520 MW und war damit das größte Kraftwerk der DDR. Betrieben wird es von der LEAG (Lausitz Energie Kraftwerke AG). Mit einem CO2-Ausstoß von 15,5 Millionen Tonnen im Jahr 2021 zählt Boxberg zu den Kohlekraftwerken mit dem größten Kohlendioxidausstoß und liegt europaweit an fünfter Stelle.
Kohlekraftwerk Niederaußem
Platz 3: Niederaußem3.014 MW Bruttoleistung bringen das Kohlekraftwerk Niederaußem auf den dritten Platz unter Deutschlands größten Kohlekraftwerken. Gelegen im rheinischen Braunkohlerevier im Rhein-Erft-Kreis in Bergheim-Niederaußem. Das Kraftwerk besitzt auf neun Blöcke, die zwischen 1963 und 2003 gebaut wurden. Drei Blöcke befinden sich im Regelbetrieb, zwei in der Versorgungsreserve. Seine Größe sorgt dafür, dass Niederaußem europaweit in Sachen Treibhausgasemissionen auf dem dritten Platz landet mit 16,1 Tonnen CO2-Ausstoß in 2021.
Kohlekraftwerk Jänschwalde
Platz 2: Kraftwerk JänschwaldeMit 3.210 MW ist das Kohlekraftwerk Jänschwalde im Jahr 2023 das zweitgrößte Kohlekraftwerk Deutschlands. 2024 ändert sich das, Ende März werden zwei Blöcke à 500 MW abgeschaltet. Jänschwalde liegt im Südosten Brandenburgs und wird vorwiegend mit Braunkohle aus der Niederlausitz beschickt. 2022 speisten die sechs Blöcke 13.000 GWh Strom ins Netz. Betrieben wird es von der LEAG (Lausitz Energie AG), die Stilllegung ist für 2028 geplant.
Kohlekraftwerk Neurath
Platz 1: Kraftwerk NeurathDas Kohlekraftwerk Neurath ist das zweite Braunkohlekraftwerk im Westen Deutschlands – zusammen mit Niederaußem. Europaweit ist es das zweitgrößte Braunkohlekraftwerk. 3.808 MW verteilt auf fünf aktive Blöcke bringen Neurath im Jahr 2023 auf den ersten Platz – einer der Blöcke kehrt nur befristet zurück an den Strommarkt. Mit 22,1 Millionen Tonnen CO2 verursachte es 2021 die zweithöchsten Treibhausgasemissionen in Europa.

39,603 GW betrug im November 2023 laut Bundesnetzagentur die gesamte installierte Bruttokapazität deutscher Kohlekraftwerke - darunter sind sind viele kleine Kraftwerke. Auch Netzreserven sind damit eingerechnet. Dass immer noch so viele Kohlekraftwerke am Netz sind, hat seinen Grund in der Gaskrise 2021/2022 im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine. Statt Erdgas wurde mehr Stein- und Braunkohle verfeuert, um die Energieversorgung von Industrie und Haushalten sicherzustellen.

Nach ursprünglicher Planung des Kohleausstiegs sollten im Jahr 2022 nur noch rund 30 GW installierte Leistung vorhanden sein - je hälftig aufgeteilt zwischen Stein- und Braunkohlekraftwerken.

Kohleausstieg Deutschland bis 2038
So sah der Plan der Bundesregierung für den Kohleausstieg ursprünglich aus. Die Gaskrise wirbelte den Zeitplan durcheinander. 2024 soll der Pfad aber wieder erreicht sein.

Bis wann steigt Deutschland aus der Kohleverstromung aus?

Laut Bundesumweltministerium soll Deutschland bis spätestens 2038, möglichst aber schon 2035, aus der Kohleverstromung aussteigen. Das Gesetz wurde am 3. Juli 2020 von Bundestag und Bundesrat beschlossen haben und trat am 14. August 2020 in Kraft. Dadurch wird der Kohleausstieg strukturpolitisch flankiert, indem die betroffenen Regionen auf die Zeit nach der Kohleförderung und -stromerzeugung vorbereitet werden.

Seit 2020 werden schrittweise Braunkohle-Kraftwerke stillgelegt. Darüber hinaus wurden bislang sechs Ausschreibungsrunden für die Abschaltung von Steinkohlekraftwerken durchgeführt.

Jeweils 2026, 2029 und 2032 wird überprüft, ob das Enddatum für alle Stilllegungen von Braun- und Steinkohlekraftwerken, die für die Zeit nach 2030 vorgesehenen sind, um jeweils drei Jahre vorgezogen und damit das Ausstiegsjahr 2035 erreicht werden kann. Erfolgt diese Entscheidung rechtzeitig – so ist es mit den Betreibern der Braunkohlekraftwerke vereinbart – kann der frühere Kohleausstieg ohne weitere Entschädigungen erfolgen.

Bedeutung der Kohle in Deutschland

90 Prozent der Braunkohleförderung wird zu Strom und Fernwärme. Aus Sicht des Bundesverbands Braunkohle wird der Energieträger bis 2038 bedeutsam für die Energieversorgung und die Entwicklung in den Revieren bleiben. Reviere im Rheinland tragen 49,6 Prozent zur gesamten Braunkohleförderung bei. Die Lausitz hat einen Anteil von 37 Prozent und Mitteldeutschland macht einen Anteil von 13,4 Prozent. Im Jahr 2021 wurden deutschlandweit rund126,3 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Aus den 113,6 Millionen Tonnen, die für die Verstromung genutzt wurden, entstanden 102,2 TWh Strom laut Statistik der Kohlewirtschaft e.V.

Hauptverbraucher von Steinkohle sind in Deutschland die Kraftwerke und die Stahlindustrie. Im Jahr 2018, also noch bevor der Kohleausstieg beschlossen wurde, entfielen auf die Kraftwerke rund 58 Prozent des Gesamtverbrauchs an Steinkohle, auf die Stahlindustrie rund 39 Prozent, auf das sonstige produzierende Gewerbe und auf den Hausbrand und Kleinverbraucher etwa 3 Prozent.

Die einheimische Steinkohlenförderung wurde Ende 2018 mit der Schließung der letzten beiden Bergwerke Prosper-Haniel und Ibbenbüren eingestellt. Seitdem sind Kraftwerke und Stahlkocher auf Einfuhren angewiesen. Die Kohleimporte betrugen 2018 laut Destatis rund 37,9 Millionen Tonnen.

Kohleimporte nach Deutschland

Im Jahr 2023 importierte Deutschland 27,175 Millionen Tonnen Steinkohle. Der Löwenanteil davon kam aus den USA (9 Millionen Tonnen), danach folgt Australien (8,5 Millionen Tonnen) und Kolumbien (5 Millionen Tonnen).

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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