Ranking

Deutschlands größte Stahlproduzenten

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hot steel on conveyor
Welche Stahlunternehmen produzieren den meisten Stahl in Deutschland?

Rund 35,4 Millionen Tonnen Stahl produzierten deutsche Stahlerzeuger. Diese Unternehmen decken 99 Prozent der gesamten Produktion ab.

Die Stahlindustrie ist ein zentraler Knotenpunkt der deutschen Wirtschaft. Sie generiert rund sieben Milliarden Euro Wertschöpfung und sorgt für 12,7 Milliarden Euro Wertschöpfung in den Zulieferindustrien. Etwa vier Millionen Menschen arbeiten in stahlintensiven Branchen.

Aufgrund der Wirtschaftsschwäche sank die Rohstahlproduktion 2023 auf 35,4 Millionen Tonnen. Besonders betroffen ist die Elektrostahlerzeugung, sie liegt sogar unter dem Niveau des Krisenjahrs 2009. Welche deutschen Stahlhersteller an der Spitze liegen, erfahren Sie in unserer Bildergalerie.

Die größten Stahlhersteller in Deutschland

Steelworker at work near the tanks with hot metal
Platz 12: Benteler InternationalIn Deutschland produziert Benteler 540.000 Tonnen Stahl. Deutschlandsitz ist Paderborn.
steel and metal production
Platz 11: Lechstahlwerke780.000 Tonnen Stahl schafften die Lechstahlwerke im Jahr 2023. Ihren Sitz haben sie in Herbertshofen bei Augsburg als einziges Stahlwerk Bayerns und produzieren mit Elektrolichtbögenöfen aus Schrott Stahl in Form von Knüppel, Stabstahl, Halbzeug und Betonstahl.
Stahl- und Walzwerk // steelworks
Platz 10: Stahlwerk ThüringenMit 900.000 Tonnen Stahl belegt das Stahlwerk Thüringen gerade noch in die Top 10 der größten deutschen Stahlhersteller. Das Unternehmen sitzt in Unterwellenborn und geht zurück auf die im 19. Jahrhundert gegründete Maxhütte.
Steelmaker at ingot casting. Electric arc furnace shop EAF. Metallurgy.
Platz 9: Georgsmarienhütte (GMH Gruppe)Die GMH Gruppe besteht aus 26 Unternehmen und hat ihren Sitz in Georgsmarienhütte, südlich von Osnabrück (NRW). Sie produziert Rohstahl, Stabstahl und Blankstahl. 2023 waren es etwa 1,2 Millionen Tonnen davon, was für den neunten Platz im Ranking der größten deutschen Stahlhersteller reicht.
Metallurgical plant, hot metal casting.
Platz 8: Badische Stahlwerke (BSW)Der Stahlhersteller aus Kehl produziert auf zwei Lichtbogenöfen Stahl vornehmlich aus Schrott. Es ist das einzige Stahlwerk in Baden-Württemberg und es kommt 2023 auf 1,41 Millionen Tonnen Stahl.
Hot steel being rolled to shape in mill in steel manufacturing plant.
Platz 7: Riva StahlDer deutsche Arm der Gruppo Riva besetzt den siebten Platz unter Deutschlands größten Stahlherstellern. Dazu gehören die Brandenburger und Hennigsdorfer Elektrostahlwerke sowie Betonstahl Lampertheim. Heraus kamen 2023 rund 1,6 Millionen Tonnen Stahl.
Steel plant for the production of iron
Platz 6: SaarstahlMit 1,7 Millionen Tonnen Stahl bringt es der Konzern aus Völklingen auf den sechsten Platz. Mehrheitsaktionär der Saarstahl AG mit 74,9 Prozent der Aktien ist die SHS – Stahl-Holding-Saar GmbH & Co. KGaA, die AG der Dillinger Hüttenwerke besitzt 25,1 Prozent.
Hot steel pouring from big casting ladle into a mold in an iron foundry.
Platz 5: AG der Dilliger HüttenwerkeMit 2,38 Millionen Tonnen bringt es die Dilliger Hütte in die Top 5 der größten deutschen Stahlhersteller. Das Werk in Dillingen (Saarland) ist das größte Grobblechwerk Europas. Das Unternehmen betreibt auch ein kleineres Stahlwerk in der französischen Hafenstadt Dunkerque und ein Werk in Nordenham (Deutschland).
work process in metallurgical engineering at manufactory of steel plant
Platz 4: Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM)Der Duisburger Stahlkonzern bringt es 2023 auf eine Stahlproduktion von 3,8 Millionen Tonnen Stahl. Seine Wurzeln hat das Unternehmen im Jahr 1909, seine heutige Form entstand aus der Fusion von Krupp und Mannesmann Ende des Jahres 1987. Es gab zwei Produktionsorte: Hüttenheim und Rheinhausen, letzterer wurde 1993 geschlossen.
Stahlherstellung an der Stranggußanlage
Platz 3: Salzgitter AG5,71 Millionen Tonnen Stahl bringen die Salzgitter AG auf den dritten Platz unter Deutschlands größten Stahlproduzenten. Der börsennotierte Konzern besteht aus mehr als 100 einzelnen Unternehmen. Hauptsitz ist in Salzgitter.
Arcelor Mittal
Platz 2: Arcelor Mittal Germany HoldingAuf dem zweiten Platz unter den größten Stahlherstellern in Deutschland liegt die Deutschlandtochter von ArcelorMittal mit rund 6,5 Millionen Tonnen produziertem Rohstahl in 2023.
Die Produktionskapazitäten bei Thyssenkrupp Steel sollen reduziert werden, damit fallen auch Arbeitsplätze weg.
Platz 1: Thyssenkrupp Steel EuropeEtwa 10,4 Millionen Tonnen Stahl produzierte Thyssenkrupp im Jahr 2023. Das ist die unangefochtene Nummer Eins der deutschen Stahlhersteller.

Weitere Stahlhersteller in Deutschland sind:

  • Buderus Edelstahl
  • ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi
  • BGH Edelstahl
  • Friedrich Lohmann
  • VDM Metals
  • Dörrenberg Edelstahl
  • Kind & Co. Edelstahlwerk
  • Vaccumschmelze

Einige Standorte besitzen ein integriertes Hüttenwerk mit Hochofen, Stahl- und Walzwerk, mit einer Primärstahlproduktion auf Basis von Eisenerz. Andere - und das sind die meisten - arbeiten mit Elektrostahlwerken. Hier findet die Stahlproduktion mit Strom statt auf Basis von Stahlschrott (Sekundärstahlproduktion). Einen Überblick, welche Werke wie arbeiten, gibt die folgende Grafik der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Stahlstandorte in Deutschland
Hier wird in Deutschland Stahl produziert.

Wie entwickelt sich der Strombedarf der Stahlindustrie?

Der Strombedarf wird von 7 TWh heute auf 24 TWh im Jahr 2030 steigen.

Wie sieht der Stahlaußenhandel Deutschlands aus?

Die Exporte blieben 2023 mit 23 Millionen Tonnen konstant, während die Importe auf 19,9 Millionen Tonnen zurückgingen. Der Saldo stieg auf 3,2 Millionen Tonnen.

Wie trägt die Stahlindustrie zur Kreislaufwirtschaft bei?

Stahl ist zu 100 Prozent recycelbar. Die deutsche Stahlindustrie setzt jährlich rund 20 Millionen Tonnen Stahlschrott ein. Die Sammelrate für Baustahl beträgt rund 97 Prozent.

Rohstahlproduktion in Deutschland zwischen 2010 und 2023
Die Rohstahlproduktion in Deutschland sank im Jahr 2023 auf 35,4 Millionen Tonnen. Vor allem die mittelständisch geprägte Elektrostahlerzeugung bewegt sich dramatisch nach unten. Hier liegt die Produktion sogar unter dem Niveau des Krisenjahrs 2009.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

Umsatz der deutschen Stahlindustrie von 2010 bis 2023
Die Umsätze der Stahlunternehmen sind im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Mit 50,6 Milliarden Euro liegen diese jedoch immer noch deutlich über dem Niveau der vergangenen Jahre.

An welche Branchen liefern Stahlunternehmen ihren Stahl?

Nach wie vor sind die Bauindustrie, die Automobilindustrie und der Maschinenbau die wichtigsten Abnehmerbranchen der Stahlindustrie. Naturgemäß ist auch der Anteil der Metallwarenindustrie sehr hoch. Je höher der Stahleinsatz, desto eher hilft grüner, also CO2-neutraler Stahl, dabei den Product Carbon Footprint in diesen Branchen weiter zu senken.

Wichtigste Abnehmerbranchen der Stahlindustrie
Rund zwei Drittel der Stahlnachfrage in Deutschland entfallen auf das Baugewerbe und die Automobilindustrie.

Strompreise in der Stahlindustrie: Raus aus der Abhängigkeit vom Gas

Besonders für die strombasierte Elektrostahlerzeugung aus Schrott spielt der Strompreis eine große Rolle. Pro Tonne Stahl verbraucht ein Elektrolichtbogenofen im Durchschnitt zwischen 350 und 400 kWh Strom. Das heißt für Elektrostahlwerke wie die Lechstahlwerke (780.000 Tonnen Stahl) und die Badischen Stahlwerke (1,41 Millionen Tonnen) im Jahr 2023 einen Stromverbrauch von geschätzt 273 Millionen kWh (Lechwerke) bzw. 493,5 Millionen kWh (Badische Stahlwerke) - im besten Fall. Damit zählen sie zu den Höchstverbrauchern in Deutschland.

In den Jahren 2021 bis 2023, besonders aber 2022, stieg der Strompreis in Deutschland stark an (siehe Grafik). Grund war der Ukrainekrieg und der Lieferstopp russischen Erdgases, auf das sich die Industrie jahrelang verlassen hatte. Auch die Gasspeicher waren damals nicht mehr ausreichend gut gefüllt. Nach dem Peak 2022 sank der Industriestrompreis wieder und erreicht 2024 wieder sein Niveau aus dem Jahr 2017 mit rund 17 Cent pro kWh inklusive Stromsteuer, da mittlerweile alternative Bezugsquellen gefunden wurden und ein Großteil der Stromerzeugung in Rekordzeit auf Erneuerbare umgestellt wurde.

Der Industriestrompreis schlug 2022 aus drei Gründen so extrem aus:

  • Der Industriepreis für Erdgas stieg im Jahr 2022 mit dem Ukrainekrieg an - von zuvor 2,95 Cent pro kWh auf 7,75 Cent pro kWh im Jahr 2023. 2024 lag er immer noch bei 6,22 Cent, da die alternativen Bezugsquellen teurer sind als das billige russische Gas.
  • Strom wird immer noch zu einem nennenswerten Anteil aus Erdgas gewonnen. Dieser lag 2023 bei rund 15,5 Prozent.
  • Es gilt in Europa das Merit-Order-Prinzip in der Strompreisbildung. Das heißt: Ein hoher Gaspreis wirkt sich direkt auf den Strompreis aus.
Industriestrompreis inklusive Stromsteuer in Deutschland von 1998 bis 2024
Der Industriestrompreis ist 2024 wieder auf dem Niveau von 2017 angelangt.

Welchen Beitrag kann klimaneutraler Stahl zum CO2-Ausstoß leisten?

Pro Tonne Stahl stoßen die Produzenten heute deutlich weniger CO2 aus als noch vor 30 Jahren, allerdings erreichen sie mit den etablierten Produktionsverfahren damit ihre Grenzen. Um Klimaneutralität zu erreichen, ist daher eine Umstellung der Stahlproduktion auf wasserstoffbasierte Verfahren notwendig.

Eine klimaneutrale Stahlindustrie bedeutet für Deutschland 50 bis 55 Millionen Tonnen weniger CO2 pro Jahr. Das entspricht etwa 30 Prozent aller Emissionen der deutschen Industrie und sieben Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland.

In der Stahlindustrie lassen sich pro Tonne eingesetztem klimaneutralen Wasserstoff rund 28 Tonnen CO2 einsparen, so viel wie in keiner anderen Branche. Die entscheidende Voraussetzung für den Einsatz von Wasserstoff in der Stahlproduktion sind jedoch bezahlbare Preise.

Stahlindustrie und Abnehmer sind große Arbeitgeber

Den höchsten Stahlanteil an Vorleistungen hat die Stahl- und Metallverarbeitung in Deutschland (59 Prozent). Mit weitem Abstand folgt der Maschinenbau (20 Prozent), dann die Automobilindustrie (12 Prozent), das Bauhauptgewerbe (10 Prozent) und die Elektrotechnik (8 Prozent). In diesen größten stahlintensiven Branchen sind rund vier Millionen Menschen beschäftigt, das sind etwa zwei Drittel aller Industriearbeitsplätze, so die Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Arbeitsplätze in besonders stahlintensiven Branchen
Die größten stahlintensiven Branchen machen rund zwei Drittel aller Industriearbeitsplätze in Deutschland aus.

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