Mitarbeiter prüft einen Wafer vor einem Mikroskop und PC

TSMC baut Halbleiterwerk in Dresden. (Bild: ryanking999 - stock.adobe.com)

Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, ist die Ansiedlung von TSMC in Dresden weitgehend beschlossene Sache. Die Formalitäten sollen geklärt sein. Darunter soll auch die Förderung der Bundesregierung fallen. Zugesagt habe der Bund einen Zuschuss von fünf Milliarden Euro, finanziert durch den Klima- und Transformationsfonds. Zehn Milliarden Euro investiert TSMC selbst am Standort - ursprünglich waren sieben Milliarden Euro geplant

Die ersten Gerüchte kamen vor Weihnachten 2022 auf: Eine Delegation des Chip-Riesen TSMC besucht Dresden. Möglicherweise würde das Unternehmen nach einem Standort für einen deutschen Fertigungsstandort suchen. Mitglieder der TSMC-Chefetage trafen sich mit Politikern um ein eventuelles Investment zu sondieren. Damals berichtete Nikkei Asia darüber. Die Zeitung spekulierte bereits sehr konkret über einen möglichen Baubeginn in 2024. Man befinde sich in "fortgeschrittenen Gesprächen", so Nikkei Asia.

Das ist umso erstaunlicher, da TSMC im Sommer 2021 - zum Höhepunkt der Chipkrise - von zahlreichen Kunden gefragt wurde, ob eine Produktion in Deutschland in Frage käme. Aus Taiwan kamen jedoch nur ausweichende Antworten wie "Wir schließen keine Möglichkeit aus". Konkrete Pläne für eine Halbleiter- bzw. Wafer-Fabrik in Deutschland gab es zu dem Zeitpunkt jedoch nicht.

Nach einem zweiten Besuch in Dresden gab es zwar keine Bestätigung für konkrete Pläne, allerdings verdichtetn sich die Hinweise auf einen deutschen Standort des Halbleiter-Riesen. Dass das "Silicon Saxony" dabei ein heißer Kandidat ist, wundert nicht, haben sich hier immerhin Bosch, Infineon und Globalfoundries mit ihren Fabs angesiedelt. Intels neues Werk soll im nicht weit entfernten Magdeburg entstehen.

Welche Chips könnte TSMC in Dresden produzieren?

TSMC ist eigentlich dafür bekannt, Halbleiter mit sehr kleinen Strukturgrößen zu produzieren. So sollen Chips mit drei Nanometern 2023 starten, für 2025 peilen die Taiwaner die zwei Nanometer an. Der Vorteil: Bei gleicher Leistung ziehen die kleinen Chips etwa 30 Prozent weniger Energie. Benötigt werden diese Halbleiter vor allem in High-End-Geräten, etwa Smartphones, PCs oder Laptops.

Im Gegensatz dazu setzt die Automobilindustrie bislang noch auf Halbleiter mit größeren Strukturbreiten. Aber auch hier geht zumindest der Trend in Richtung "kleiner". Denn TSMC produziert seit 2018 7-nm-Chips für Automobilhersteller. Diese kommen etwa in Fahrerassistenzsystemen oder für autonomes Fahren zum Einsatz.

Genau solche Chips könnten - so es tatsächlich entsteht - auch im Dresdner Werk produziert werden. Zielkunden für die deutschen TSMC-Prozessoren wären ausdrücklich nicht Desktop- oder Handy-Hersteller. Vielmehr will der Konzern den Bedarf der hiesigen OEMs vor Ort decken und in Europa die Versorgungssicherheit zu stabilisieren.

 

Warum weicht TSMC von seiner Taiwan-Only-Strategie ab?

Im Windschatten des Ukraine-Kriegs und der strengen Null-Covid-Politik Chinas hat sich die wirtschaftspoltitische Lage 2022 radikal geändert. Lieferketten blieben instabil und es zeigte sich, dass eine zu hohe regionale Abhängigkeit langfristig zu Problemen führen kann. Und das liegt im Fall Taiwans direkt vor der Haustür: China. Das Wiedervereinigungstrommeln des chinesischen Präsidenten Xi Jinping wird lauter und eine Invasion Chinas würde zu nicht absehbaren Folgen (nicht nur) für den weltweiten Chiphandel führen.

Bislang setzte TSMC auf rein taiwanische Produktion mit zusätzlichen Werken in China. Der Hauptsitz befindet sich in Hsinchu, Fertigungsstätten gibt es daneben in Tainan, Taoyuan, Zhunan, und Taichung (alle Taiwan) sowie in Nanjing und Songjiang (beide China). Aber auch in Kumanoto (Japan) sowie Camas (USA) und Singapur gibt es Fertigungsstrecken. In den USA entsteht zudem in Phoenix ein Neubau, der 2024 in Betrieb gehen soll, deren Hauptabnehmer Apple sein wird. Eine Fab in Europa, speziell Dresden, würde in dieses Bild der globalen Diversifizierung des Chip-Konzerns passen.

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