Zwei Mitarbeiter in der Intel-Chipfabrik in Oregon.

Zwei Mitarbeiter in der Intel-Chipfabrik in Oregon. (Bild: Intel)

Update 1.6.2023: Intel schätzt, dass durch die Inflation die Baukosten für seine Chipfabrik in Magdeburg um rund zehn Milliarden Euro höher ausfallen werden. Statt bisher 17 rechnet Intel jetzt mit 27 Milliarden Euro, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Nun will die Nummer Zwei unter den größten Chipherstellern statt der bereits zugesagten Zuschüsse in Höhe von 6,8 Milliarden Euro höhere Subventionen erhalten. Die Sprache ist von zehn Milliarden Euro. Widerstand gegen die höheren Zuschüsse kommt aus dem Bundesfinanzministerium. Da Intel im vergangenen Jahr einen massiven Umsatzverlust hinnehmen musste, hat der Konzern den Baubeginn bereits auf 2024 verschoben. Der Süddeutschen Zeitung zufolge soll das unter anderem auch daran liegen, dass Intel auf die neusten Maschinen von Chipausrüster ASML wartet.

Update 15. März 2022: Jetzt ist es offiziell: Intel kommt nach Magdeburg. Der Chiphersteller hat entsprechende Gerüchte um die Giga-Halbleiter-Fab heute bestätigt.

Intel-Chef Pat Gelsinger hat es bereits im letzten Jahr angedeutet, dass sein Unternehmen eine große Halbleiter-Fabrik in Europa bauen will. Deutschland war neben Frankreich und Italien Favorit bei der Standortwahl. Nun sind die Würfel gefallen zu sein: Wie das Unternehmen bekannt gab, wird die Fab in Magdeburg entstehen.

Hoffnungen hatten sich auch Dresden und Penzing (westlich von München) gemacht. Die Investitionen sollen sich in einem zweistelligen Milliardenbereich bewegen und wäre nicht nur die größte Investition für Sachsen-Anhalt seit der Wiedervereinigung, sondern auch die größte Einzelinvestition in Deutschland in den letzten Jahrzehnten. Im ersten Schritt will der Chip-Hersteller rund 33 Milliarden Euro EU-weit investieren, langfristig sollen es 80 Milliarden sein. 17 Milliarden fließen nach Magdeburg. Zum Vergleich: Bei der Tesla-Fabrik in Brandenburg belief sich die Investitionssumme auf etwa 5,8 Milliarden Euro.

Von der Ansiedlung in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt versprechen sich Experten zwischen 10.000 und 20.000 Jobs, die bei Intel selbst, Zulieferern und anderen Unternehmen, die sich im Dunstkreis ansiedeln werden, entstehen.

Was spricht für Magdeburg als Halbleiter-Standort?

Für Sachsen-Anhalt und speziell die Region um Magdeburg wäre es die erste Halbleiterfabrik. Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Marco Langhof hatte bereits im Vorfeld mit "attraktiven Gewerbegebieten" und der "nahegelegenen Hochschule" geworben. Mehrere "mit den Vorgängen vertraute Personen" hatten erklärt, Magdeburg habe vergangenen Herbst über die bundeseigene Standortmarketinggesellschaft Germany Trade and Invest eine überzeugende Bewerbung bei Intel eingereicht, schreibt die FAZ.

Das Werk soll im Südwesten Magdeburgs, im Gewerbegebiet Eulenberg, entstehen. Dort gebe es in der Börde große, relativ ebene Flächen, diese sind zudem über die A14 und die A2 zu erreichen. Richtung Süden ist Leipzig und der dortige Flughafen recht nah. Etwa zwei Stunden entfernt ist das Dresdner Silicon Saxony mit den Chipfabriken von Infineon, Bosch und Globalfoundries, angesiedelt. Bisher ist das Europas bisher größter Halbleiterstandort. Richtung Norden ist die Hauptstadt Berlin nicht weit. Zudem liegt das Werk zwischen den Werken von Tesla (Grünheide) und Volkswagen (Wolfsburg).

Zunächst sind zwei Halbleiterfabriken agedacht. Die Planungen beginnen unmittelbar, denn der Bau soll bereits 2023 starten.

Das Werk soll vor allem Chips mit 10-nm-Strukturbreiten für Intels hauseigene Prozessoren und Grafikeinheiten produzieren. Auftragsfertigungen für Dritte seien nach einem entsprechenden Ausbau der Kapazitäten ebenfalls möglich. Denn plant Intel groß: "Wir würden an unserem neuen Standort über ein Jahrzehnt hinweg sechs bis acht Fabs errichten. Das wäre das mit Abstand größte Fabprojekt aller Zeiten auf europäischem Boden", zitiert Golem.de den Intel-Chef. Die Produktion soll laut MDR 2027 anlaufen.

Weltweiter Fabrikenverbund von Intel

Über die Magdeburger Chipfabrik hinaus plant Intel wohl auch Werke in Frankreich und Italien aufzubauen. Diese sollen vor allem die kapital- und arbeitsintensiven vor- und nachbereitenden Schritte der eigentlichen Chipfertigung beinhalten. Auch ein Verpackungswerk ist im Gespräch. Konkrete Informationen sind aber auch dazu noch nicht bekannt.

Erst vor Kurzem hatte Intel eine Milliardeninvestition in ein neues Werk in Ohio angekündigt (20 bis 100 Milliarden Dollar), vor einem Jahr wurde der Ausbau der bestehenden Fab in Arizona verkündet (20 Milliarden Dollar). Und auch der irische Standort soll mehr Kapazitäten bekommen. Diese Diversifizierung über unterschiedliche Länder und Kontinente soll eine Absicherung gegen die "geopolitische Instabilität" in der Welt sein, so Gelsinger.

Massive Förderung durch European Chips Act

Intel ist seit geraumer Zeit mit der EU in Gesprächen, wie eine solche Giga-Fab in Europa angesiedelt werden könnte. Die Kosten pro Fab - und Intel plant am neuen Standort mehrere - belaufen sich auf einen hohen einstelligen bis geringen zweistelligen Milliardenbetrag. Die gleiche Investition in Asien würde mit bis zu 40 Prozent vom jeweiligen Staat subventioniert, so ist es in Südkorea oder Taiwan usus. Ergo macht Gelsinger die Ansiedlung hierzulande von ähnlich hohen Zuschüssen abhängig. Diese sind jedoch nicht "mal eben als Sondergenehmigung" möglich. Und sie sind auch nicht von nationalen Subventionsregeln oder den Regeln zu IPCEI abgedeckt.

Erst der Anfang Februar vorgestellte European Chips Act macht eine Subvention in einer solchen Höhe möglich - immerhin handelt es sich ebenfalls um einen Milliardenbetrag. Zum Vergleich: Über IPCEI fließen nationale Subventionen maximal in dreistelliger Millionenhöhe. Der Chips Act hat sich explizit zum Ziel gesetzt, die Chip-Produktion in der EU zu erhöhen - für die Eigenversorgung, aber auch für den Export. Die Abhängigkeit von anderen Ländern soll verringert werden.

Der Chips Act ermöglicht zum ersten Mal auch staatliche Beihilfen für Investitionen in Technologien, die zwar an anderer Stelle der Welt bereits produziert werden, nicht jedoch in der EU - und die von strategischer Wichtigkeit sind.

Auch der Bitkom freut sich über die Intel-Entscheidung. Präsident Achim Berg sagte: "Die anhaltende Chip-Krise ist eine große Belastung für die gesamte deutsche Wirtschaft. Jetzt geht es darum, die Weichen zu stellen, um in Zukunft einseitige Abhängigkeiten von Halbleiter-Importen zu reduzieren und eigene Fähigkeiten und Kapazitäten aufzubauen. Wir begrüßen die Standortentscheidung von Intel für den Bau einer großen Chip-Fabrik in Deutschland.

In Magdeburg werden künftig im Herzen Deutschlands Halbleiter der nächsten Generation gefertigt. Rund um die Universitätsstadt wird ein weiteres Halbleiter-Ökosystem entstehen, das den Standort Deutschland insgesamt stärkt. Es ist zudem ein wichtiger Schritt, um den stetig wachsenden Bedarf an Hochleistungsprozessoren in Europa zu bedienen. Die digitale Wirtschaft, insbesondere Unternehmen in den Bereichen Telekommunikation und Cloud Computing, sind ebenso auf Nachschub angewiesen wie klassische Industriezweige wie der Automobilbau."

Der geplante EU Chips Act werde die Rahmenbedingungen dafür verbessern und ermögliche es, die Halbleiter-Produktion über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg vom Chip-Design bis zum Packaging zu fördern. Deutschland sollte daher die Instrumente des EU Chips Act gezielt und konsequent einsetzen, um die Produktionskapazitäten weiter auszubauen.

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