Chemiepark in Asien: Wo liegen weltweit die größten Industrieparks für die Chemische Industrie?(Bild: leungchopan - stock.adobe.com)
In diesen riesigen Industriezonen entstehen vor allem chemische Produkte. Wo liegen die größten? Und wer produziert dort?
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Ein Chemiepark ist ein spezialisiertes Industriegebiet, das für die Ansiedlung und den Betrieb von Unternehmen der chemischen Industrie konzipiert ist. Chemieparks bieten eine vollständig erschlossene und größtenteils bebaute Fläche mit einer Infrastruktur, die speziell auf die Bedürfnisse der chemischen Industrie zugeschnitten ist. Die Anlagen und Versorgungseinheiten innerhalb eines Chemieparks sind stark miteinander vernetzt, was Synergien zwischen den ansässigen Unternehmen ermöglicht.
Unternehmen in einem Chemiepark teilen oft Aufgaben untereinander auf oder nutzen gemeinsame Dienstleister für den gesamten Standort. Zentrale Serviceeinrichtungen wie Kantinen, Sicherheitsdienste und spezialisierte technische Dienstleistungen teilen sich die ansässigen Firmen. In der Regel verfügen Chemieparks über eine gute Verkehrsanbindung, über Straßen-, Schienen- und manchmal auch Wasserweganschlüsse. In Deutschland gibt es etwa 40 bis 60 Chemieparks, weltweit gibt es keine verlässlichen Informationen über deren Zahl. Deutschland ist aber Vorreiter in dieser HInsicht.
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Die größten Chemieparks weltweit
Platz 10: Infraleuna, LeunaLeuna in Sachsen-Anhalt ist bekannt für seine chemische Industrie. Bis 1945 waren die Leunawerke eines der führenden Chemiewerke Deutschlands, heute betreibt die Infraleuna GmbH den gleichnamigen Chemiepark. Dieser entstand 1996 und seitdem produzieren dort Unternehmen wie Linde, Arkema oder Domo. Auch Total Energies hat eine Raffinerie auf dem Gelände, das rund 13 Quadratkilometer (1.300 Hektar) groß ist. Auch Forschungsinstitute haben hier ihre Dependancen: das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.(Bild: Ralf Geithe - stock.adobe.com)
Platz 9: Chemical Cluster Delfzijl, NiederlandeDer neunte Rang unter den größten Chemieparks der Welt gehört dem Chemiecluster Delfzijl in der gleichnamigen niederländischen Kleinstadt. Zwar sind hier lediglich 18 Unternehmen angesiedelt, diese belegen jedoch eine Fläche von rund 15 Quadratkilometern (1.500 Hektar). Seinen Ursprung hat das Chemieareal 1954 mit der Gründung der Niederländischen Sodaindustrie (NSI). Heute beherbergt das Chemiecluster Delfzijl Unternehmen aller Branchen - vom Gips- und Harzproduzenten bis zum Hersteller von Hydrocracking-Katalysatoren, etwa Nobian und Delamine, aber auch Start-ups.(Bild: Stork)
Platz 8: Chemcoast Park, BrunsbüttelDer Chemcoast Park im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel umfasst eine Fläche von rund 20 Quadratkilometern (2.000 Hektar) und ist damit der achtgrößte Chemiepark der Welt. Hier produzieren Unternehmen wie Covestro, Lanxess oder Holcim (Grundstoffproduktion), aber auch die Raffinerie Heide. Darüber hinaus sind Logistik- und Entsorgungsunternehmen angesiedelt, die die gute Anbindung per Schiff zu schätzen wissen.(Bild: snapshotfreddy - stock.adobe.com)
Platz 7: Tianjin Chemical Industrial ParkMit einer Fläche von rund 27 Quadratkilometern liegt der TEDA (Tianjin Economic and Technological Development Area) Chemical Industrial Park in der Nähe der chinesischen Metropole Tianjin. Die Industriezone wurde 1984 erbaut und 2005 erweitert. Insgesamt ist sie 81 Quadratkilometer groß, der Chemiepark nimmt davon rund 27 Quadratkilometer ein – er existiert seit 1996. Vor allem chinesische, aber auch japanische und US-Unternehmen produzieren hier, entweder als Joint Ventures oder als Direktinvestments. Der nahegelegene Tianjin Port bietet Verbindungen zu 400 Häfen und 180 Ländern weltweit. Der TEDA Chemical Industrial Park beherbergt die weltweit größte Vitamin-B1-Produktion sowie die landesweit größte Produktion von expandierbarem Polystyrol (EPS) und Industrieruß.(Bild: Wirestock - stock.adobe.com)
Platz 6: Shanghai Chemical Industrial Park (SCIP)Der Shanghai Chemical Industry Park ist rund 29 Quadratkilometer groß und befindet sich im Norden der Bucht von Hangzhou. Seit 1996 siedeln sich hier Chemieunternehmen an, darunter BASF und Bayer. Der SCIP ist vor allem für Petrochemie und Feinchemie bekannt. Aber auch die Aufbereitung und Filterung von Abwässern ist ein großer Schwerpunkt, etwa durch eine Tochter der französischen Suez.(Bild: SCIP)
Platz 5: Nanjing Chemical Industrial Park (NCIP)Rund 4.500 Hektar (45 Quadratkilometer) ist der Chemiepark Nanjing groß. Er liegt im Delta des Yangtze-Flusses, einer der wirtschaftlich aktivsten Regionen Chinas. Unter anderem produziert dort das deutsche Unternehmen Wacker Chemie seit 2009 Dispersionspulver und Dispersionen zur Formulierung von Klebstoffen, Farben, Fliesen- und Teppichklebern.(Bild: Wacker Chemie)
Platz 4: Haropa Port, Hafen von Le Havre, FrankreichDer Chemiepark Haropa liegt im Hafen von Le Havre und vereint große Industrieunternehmen der Basis- und Spezialchemie. Der Raffinerie- und Chemiekomplex ist von strategischer Bedeutung für die Versorgungskette mit direktem Zugang per See, Schiene, Binnenschifffahrt, Pipeline und Straße. Auf einer Fläche von rund 100 Quadratkilometern befinden sich bekannte Industrieunternehmen der grundlegenden Chemie sowie einige spezialisierte Hersteller. Es gibt: eine Raffinerie, die in einen petrochemischen Komplex integriert ist, sieben Chemiewerke (Düngemittel, zwei Anlagen für Zusatzstoffe, Lösungsmittel, Kunststoffe, Biokraftstoffe, Gummi usw.).(Bild: Haropa - Vincent Rustuel)
Platz 3: ChemMed, Tarragona, SpanienIn Tarragona sitzt mit etwa 120 Quadratkilometern das größte Chemiezentrum Südeuropas mit dem Namen ChemMed (Mediterranean Chemical Cluster) und das drittgrößte weltweit. Jährlich werden hier rund 20 Millionen Tonnen Chemikalien produziert. Der Chemie-Cluster in Tarragona besteht aus einem Süd- und einem Nordteil, die über Straßen und Pipelines mit dem nahegelegenen Hafen verbunden sind. Die wichtigsten Rohstoffe - Erdöl und Erdgas - werden alle importiert. Erdgas wird in Form von verflüssigtem Erdgas (LNG) importiert und dann in mehreren Anlagen entlang der Küste um Barcelona und Cartagena weiterverarbeitet. Erdgas wird auch über die Trans-Pyrenäen-Pipeline Calahorra von Lacq in Frankreich und über die Maghreb-Europa-Gaspipeline von Argelia nach Spanien geliefert. Rohöl wird per Schiff aus verschiedenen Quellen zu mehreren Terminals geliefert.(Bild: Port of Tarragona)
Platz 2: Hafen Rotterdam, NiederlandeDer Hafen von Rotterdam ist Sitz des zweitgrößten Chemieareals der Welt mit einer Fläche von 127 Quadratkilometern. Rund 1.500 Kilometer Pipelines schließen den Chemiepark sowohl nach Antwerpen als auch in die Rhein-Ruhr-Region an. Im Hafengebiet befinden sich vier Ölraffinerien, mehr als 40 (petro-)chemische Unternehmen, drei Industriegasproduzenten und 13 große Tanklager- und Vertriebsunternehmen. Die wichtigsten chemischen Produktcluster sind: Olefin, Aromaten, Polyurethan, Polyester und Chlor.(Bild: Shell)
Platz 1: Hafen Antwerpen, BelgienDer Hafen von Antwerpen beherbergt nicht nur den größten Chemiepark Europas, sondern auch weltweit. An der Küste Belgiens liegt das etwa 150 Quadratkilometer große Areal. Die Liste der dort produzierenden Industrie- und Tanklagerunternehmen reicht von BASF über Evonik, Lanxess und Dow bis zu Air Liquide, Exxon Mobil und Vopak. Der Chemiepark im Hafen von Antwerpen besitzt unter anderem 7,2 Millionen Kubikmeter Tanklager- und 680.000 Kubikmeter Silokapazitäten. Rund 1.000 Kilometer Pipelines versorgen die Unternehmen untereinander und verbinden sie mit Lieferanten sowie Abnehmern.(Bild: Port of Antwerp-Bruges)
Chemiepark vs. Chemie-Cluster
Der Unterschied zwischen Chemiepark und Chemie-Cluster ist das Standortmanagement. Chemieparks sind ein zusammenhängendes Areal, wobei ein Betreiber Unterstützung in Sachen Sicherheit und Infrastruktur bietet. Cluster sind dagegen verstreuter, die Unternehmen bauen eine eigene Struktur auf. Das ist vor allem in den USA der Fall, wo es keine klassischen Chemieparks gibt, wohl aber "Zusammenballungen" in Form von Clustern.
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Die Vernetzung mit Straßen oder sogar Pipelines ist oft ähnlich gut wie in einem Chemiepark. Zwei Kernregionen im Bundesstaat Ohio könnte man als Chemie-Cluster bezeichnen. Hier befindet sich die größte Kunststoff- und Gummiindustrie (Polymer Ohio) des Bundesstaates, die auch mit Universitäten in der Forschung zusammenarbeitet.
Exportweltmeister: Deutschland exportierte im Jahr 2023 die meisten chemischen Erzeugnisse, gefolgt von den USA und China.(Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten des VCI)
Die USA führen die meisten chemischen Produkte ein, obwohl sie selbst zu den Top-Produzenten gehören. Auch China importiert chemisch-pharmazeutische Produkte. Deutschland liegt an dritter Stelle.(Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten des VCI)
(Bild: mi connect)
Die Autorin: Dörte Neitzel
Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.
Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.
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