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Beschaffung in Frankreich: Länderanalyse für den Einkauf

In kaum einem anderen Land gehen deutsche Einkäufer so gerne auf Beschaffungstour wie in Frankreich. Wie das Statistische Bundesamt meldet, kauften deutsche Unternehmen im Jahr 2016 dort für 66 Milliarden Euro ein. Nur in der Volksrepublik China und den Niederlanden gaben sie noch mehr aus.

Beschaffung in Frankreich: Länderanalyse für den Einkauf

Bild: Brian Kinney/Fotolia.de

Für die Grande Nation ist Deutschland mit einem Anteil von 16 Prozent an den französischen Exporten sogar der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt. Vor allem

  • chemische Erzeugnisse,
  • Maschinen,
  • Autos und
  • Kfz-Teile sowie
  • Flugzeuge

überqueren die deutsch-französische Grenze. Oft handelt es sich bei den Ausfuhren um den Austausch von Vorerzeugnissen, Teilen und Komponenten innerhalb desselben Konzerns oder derselben Branche.

Beispiele hierfür sind Geschäfte zwischen französischen Automobilzulieferern und -bauern und deutschen Herstellern. Das ist etwa der Fall bei PSA und Opel oder innerhalb des europäischen Produktionsverbunds des Airbus-Konzerns.

Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in Frankreich

Offizieller Name: République française / Französische Republik
Hauptstadt: Paris
Amtssprache: Französisch
Bevölkerung: 66,99 Millionen
Bruttoinlandsprodukt 2017: 2.278,7 Milliarden Euro
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: 3.3972 Euro
Wirtschaftswachstum 2016/2017/2018*: 1,2% / 1,4% / 1,7%
Inflationsrate 2017 / 2018*: 1,4%  / 1,3%
Importe 2016: 517,5 Mrd. Euro
Exporte 2016: 452,8 Mrd. Euro
Deutsche Importe aus Frankreich 2016: 65,7 Mrd. Euro
Deutsche Exporte nach Frankreich 2016: 101,4 Mrd. Euro
Freihandelsabkommen EU-Mitglied
Rohstoffe Gips, Flussspat, Feldspat, Pottasche, Arsen, Antimon, Uran, Zink, Bauxit, Eisenerz, Kohle

* geschätzt

Insgesamt befindet sich Frankreich innerhalb der EU in einer Sandwich-Position. Bei qualitativ höherwertigen Produkten mit wenig elastischen Preisen wie Kraftfahrzeugen, Luft- und Raumfahrttechnik konkurriert die Republik mit Deutschland. Gleichzeitig steht das Land bei weniger komplexen Produkten im Wettbewerb mit Spanien und Italien. Beide haben ein deutlich geringeres Lohnniveau.

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Bei forschungs- und entwicklungsintensiven Gütern hingegen hat sich Frankreich dem internationalen Preiskampf entzogen. Diese Produkte haben sogar einen größeren Anteil an den gesamten Ausfuhren des Landes als dies in Deutschland oder Großbritannien der Fall ist.

 Beschaffung in Frankreich: Deutsche Einfuhren aus Frankreich in Prozent der Importe

Ausfuhrgüter Prozentualer Anteil
Sonstige Fahrzeuge 20,2%
Kfz und -Teile 11,9%
Maschinen 10,2%
Nahrungsmittel 6,0%
Eisen und Stahl 3,9%
Sonstige 47,8%

Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland Frankreich

Die Regierung von Präsident Emanual Macron hat im Sommer 2017 damit begonnen , die Strukturprobleme des Landes zu beseitigen. Dennoch beschränken die wirtschafts- und sozialpolitischen Fehler der vergangenen Jahrzehnte die französische Wirtschaft in ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

Im World Competitiveness Index des Weltwirtschaftsforums landet Frankreich daher nur auf Rang 21 und damit weit hinter Deutschland auf Platz fünf und Großbritannien auf Rang sieben. Kein Wunder, erhöhte doch die scheidende Regierung von Ex-Präsident Francois Holland den Mindestlohn noch im Januar 2017 auf 9,76 Euro brutto.

Bei der in Frankreich geltenden 35-Stunden-Woche ergibt sich daraus ein Monatslohn von knapp 1.400 Euro. Insgesamt steigen die Lohnstückkosten links des Rheins derzeit um drei Prozent pro Jahr. Zahlreiche kleine und mittelgroße französische Unternehmen hielten die hohen Arbeitskosten in Verbindung mit nicht minder hohen Steuersätzen in der Vergangenheit davon ab, in Maßnahmen zu investieren, die ihre Produktivität gesteigert hätten. Dadurch hat die französische Industrie Marktanteile auf den Weltmärkten verloren.

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Von den mittelgroßen Unternehmen mit weniger als 300 Arbeitnehmern verkauft heute nur jedes fünfte seine Produkte auch im Ausland. Gleichzeitig machen Firmen dieser Betriebsgrößenklasse 90 Prozent der gesamten französischen Unternehmen aus. Die traurige Bilanz der Deindustrialisierung der Grande Nation zeigt sich auch an dem Beitrag, den das produzierende Gewerbe zur Wertschöpfung der französischen Wirtschaft leistet: Dieser hat sich in den vergangenen dreißig Jahren auf heute nur noch rund elf Prozent fast halbiert.

Durchschnittlicher Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe: 3.072 Euro
Analphabetenquote: keine offizielle Angabe
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs: 11,6 Jahre
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung: 82,5%
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss:
45,1%
Human Development Index: Platz 21 von 188
Global Competitiveness Index:
Platz 21 von 138
Offizielle Arbeitslosenquote 2017: 9,9%
Produktivität – Wachstum des Produktionsindex in der Industrie (2016) 113,6

Beschaffung in Frankreich: Infrastruktur und Logistik

Frankreich verfügt über 11.560 Kilometer Autobahnen. In der EU haben nur Spanien und Deutschland ein größeres Autobahnnetz. Das Schienennetz ist mit 29.640 Kilometern etwa gleich groß wie das deutsche. Allerdings sind sowohl Autobahn- wie Eisenbahnstrecken im zentralistischen Frankreich meist auf Paris ausgerichtet. Ost-West-Verbindungen und Strecken, die das Land von Nord nach Süd durchqueren, ohne über die Hauptstadt zu führen sind selten. Das merkt man auch daran, dass vier der weltweit größten Bahnhöfe in Paris anzutreffen sind.

Allerdings will der französische Staat in den kommenden Jahren 46 Milliarden Euro ausgeben, um das Eisenbahnnetz auszubauen und zu modernisieren. Geplant sind unter anderem Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Lyon und Turin über die Alpen. Auch entlang der Mittelmeerküste in Richtung Barcelona beziehungsweise zwischen Bordeaux und der spanischen Grenze bei Biarritz sind Strecken geplant.

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Frankreichs größter Flughafen, Paris Charles de Gaules, muss sich in Europa nur London Heathrow geschlagen geben. Marseille ist der bedeutendste Seehafen der Republik. Er rangiert auf der Liste der umschlagstärksten Containerports Europas auf Platz sechs, Le Havre auf Rang acht.

In die Telekommunikationsinfrastruktur des Landes will die französische Regierung in den kommenden fünf Jahren 20 Milliarden Euro investieren. Bis 2022 sollen acht von zehn französischen Haushalten über Breitbandanschlüsse und Glasfaserkabel Zugang zum Internet haben.

Wichtigste Seehäfen: Marseille, Le Havre, Brest
Wichtigste Flughäfen: Paris Charles de Gaules, Paris Orly, Nizza, Lyon, Marseilles, Toulouse, Basel-Mühlhausen, Bordeaux
Autobahnnetz: 11.560 Kilometer
Eisenbahnnetz: 29.640 Kilometer

Risiken bei der Beschaffung in Frankreich

Französische Arbeiter streiken gerne, wenn sie mit ihrer Regierung nicht zufrieden sind. Nicht selten blockieren sie dabei auch Autobahnen und Fernstraßen. Dies kann zu Lieferverzögerungen führen.

Auch die Gefahr von Busch- und Waldbränden, die im Sommer häufig Teile Südfrankreichs lahmlegen, sollten Einkäufer bei der Auswahl eines Lieferanten in Frankreich im Blick behalten.

Mögliche Risiken im Überblick:

  • Streiks
  • sommerliche Busch- und Waldbrände in Südfrankreiche

Quellen:gtai, Auswärtiges Amt, UNDP, WEF, Eurostat, WKO

Bild: Miro Novak/Fotolia.de (Teaser)

Autor: Gerd Meyring

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