Blauer Container wird im Hafen auf einen Lkw verladen

Unternehmen setzen auf unterschiedliche Maßnahmen, um ihr Lieferketten in der Pandemie zu stärken. (Bild: cab20697/AdobeStock)

Trotz großzügig geschnürter Rettungspakete der Bundesregierung müssen Unternehmen die von der Corona-Pandemie hervorgerufenen Probleme in Angriff nehmen. Dabei setzen sie auf unterschiedlichste Maßnahmen, um ihr Geschäft aufrecht zu erhalten. Welche das sind, zeigt eine Umfrage der Einkausberatung Inverto.

Neun von zehn der über 100 befragten Entscheider gehen davon aus, dass Risikomanagement und Lieferketten nach der Corona-Pandemie anders aussehen als bisher. So geben 86 Prozent der Befragten an, dass sie in ihren Lieferketten bereits Engpässe wahrnehmen. Künftig erwarten sie eine Verschärfung der Situation. Lediglich jeder zehnte Teilnehmer geht davon aus, dass die eigene Lieferkette nicht beeinträchtigt wird.

Besonders in der Automobilindustrie sind die Entscheider überzeugt, dass der Einbruch mindestens zehn Prozent betragen wird. Im Maschinenbau prophezeit das nur jeder Zweite.

Fast alle Unternehmen haben Sofortmaßnahmen umgesetzt

Gut 90 Prozent der Beteiligten haben bereits Maßnahmen ergriffen oder planen diese, um ihr Unternehmen krisenfest zu machen. Dabei setzen vor allem der Maschinen- und Anlagenbau, der Handel sowie die Pharmabranche auf Kontrollgremien im Einkauf zur Bewertung und Steuerung von Versorgungsrisiken. Die Automobilindustrie dagegen will ihre Investitionen drastisch einschränken.

Zu den Top-Maßnahmen, die die Supply Chain widerstandsfähiger machen sollen, gehören alternative Lieferszenarien (Maschinen- und Anlagenbau) sowie die Einrichtung eines zentralen "War Rooms". Diese Lösung bevorzugen die Automobilindustrie, der Handel sowie Pharmaunternehmen.

Maßnahmen des Einkaufs zur Sicherstellung der Liquidität

Grafik zu den Maßnahmen des Einkaufs zur Sicherung der Liquidität in der Corona-Pandemie und danach
Maßnahmen des Einkaufs zur Sicherung der Liquidität in der Corona-Pandemie und danach. (Grafik: Inverto)

Die drei am häufigsten ergriffenen Maßnahmen für mehr Liquidität sind die Anpassung des Working Capitals, szenariobasierte Planungen sowie ein rigoroses Cash Management und die Reduzierung aktuell nicht-kritischer Ausgaben.

Viele Unternehmen, die diese Maßnahmen noch nicht umgesetzt haben, planen diese.

Maßnahmen für die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette

Grafik mit den beliebtesten Maßnahmen zur Sicherung der Lieferkette in der Corona-Pandemie
Maßnahmen zur Sicherung der Lieferkette in der Corona-Pandemie. (Grafik: Inverto)

Mit überwältigender Mehrheit haben Unternehmen einen zentralen War Room eingeführt, in dem Informationen zur Corona-Pandemie zusammenlaufen. Von dort aus werden auch weitere Entscheidungen auf den Weg gebracht.

Gut die Hälfte der befragten Unternehmen hat sich bereits für alternative Lieferanten entschieden. Weitere 36 Prozent planen einen solche Maßnahme für die Zukunft. Damit ist das die für die Unternehmen erfolgversprechendste Maßnahme in der Gegenwart und auch zukünftig. 

Aber auch sogenannte Covid-19 Lieferanten-Audits wurden von fast einem Drittel der Befragten durchgeführt. Dabei werden kritische Lieferanten bewertet und erforderliche Maßnahmen kommuniziert.

Kooperationen mit anderen Unternehmen sowie (finanzielle und nicht-finanzielle) Unterstützung für Lieferanten stehen dagegen nicht ganz so hoch im Kurs.

Maßnahmen für mehr Widerstandsfähigkeit im Business

Grafik zu Maßnahmen zur Sicherung des Business in der Corona-Pandemie
Maßnahmen zur Sicherung des Business in der Corona-Pandemie. (Grafik: Inverto)

Um die Widerstandsfähigkeit des Business zu gewährleisten, richten Unternehmen Kontrollgremien ein und schränken Investitionsausgaben ein. Rund 68 Prozent der Befragten wollen offene Bestellungen und Lieferpläne aktiv managen und so mithilfe eines Kontrollgremiums im Einkauf Kosten reduzieren.

Auch die kurz- und mittelfristige Einschränkung von Invesitionsausgaben haben 59 Prozent bereits veranlasst, weitere 24 Prozent planen dies. Um die finanzielle Flexibilität zu erhöhen, reduzieren viele Unternehmen ihre Opex-Ausgaben, etwa Marketing-Kosten (ein Drittel hat es umgesetzt, ein gutes Drittel plant es).

Ebenfalls als kurzfristige Maßnahme, die aber langfristig wirken soll, identifiziert ein Drittel der Unternehmen geschwächte Lieferanten oder verhandelt neu. Für etwa 37 Prozent der befragten Entscheider steht diese Maßnahme auch auf der künftigen Agenda.

Hindernisse bei der Umsetzung

Insgesamt konzentrieren sich die Unternehmen nicht auf eines der drei Felder sondern sind sowohl in Sachen Business, Lieferkette und Liquidität unterwegs. Für Thibault Pucken, Geschäftsführer von Inverto und verantwortlich für die Studie hält diesen Dreiklang für notwendig: "Liquiditätserhöhung, Kostensenkung und die Lieferkettenstabilisierung sollten ganzheitlich angegangen werden, denn isoliert erbringen sie nicht die gewünschten Effekte."

Zwei wesentliche Hindernisse nehmen die Befragten als problematisch wahr. 88 Prozent monieren einen Mangel an Informationen angesichts sich schnell ändernder Bedingungen. Knapp die Hälfte (47 Prozent) beanstanden mangelnde Transparenz in der Lieferkette.

Was planen Unternehmen nach der Krise?

Zur Zeit nach der Corona-Krise befragt, planen fast alle Teilnehmer Änderungen in ihrer bisherigen Einkaufsstrategie: 46 Prozent wollen sich künftig besser auf Krisenszenarien vorbereiten, während 42 Prozent mehr lokale Lieferanten in ihre Lieferkette integrieren wollen.

Nur 12 Prozent gehen davon aus, dass sie nach der Pandemie weiterarbeiten werden wie zuvor. Angesichts zuvor mangelhafter Risikovorsorge in den Lieferketten ist sich Pucken sicher: "Keine dieser langfristigen Maßnahmen kommt überraschend, Covid-19 verstärkt hier bereits vorhandene Trends."

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