Erdgas ist in Deutschland ein wichtiger Energieträger und Rohstoff. Eingesetzt wird es für die Wärme- und Stromerzeugung sowie als Rohstoff vor allem für die Chemieindustrie. Doch wer sind die Big Player der Gaskonzerne? Da die meisten Konzerne neben Erdgas auch Erdöl fördern, lässt sich das nicht so ganz auseinanderhalten. Die größten Gaszulieferer in Europa hat Statista herausgefunden.
1. Uniper
Einer der größten Gaszulieferer in Europa kommt aus Deutschland. Uniper wurde 2016 gegründet als Abspaltung der konventionellen Stromerzeugung von Eon. Seit Dezember 2022 ist Uniper ein deutsches Staatsunternehmen, denn der Bund ist mit 99,12 Prozent Mehrheitseigner. Im Zuge der Rettungsaktion nach den Sanktionen gegen russische Erdgaslieferungen übernahm die Bundesrepublik erst 30 Prozent, später auch den Rest der Anteil. Zuvor war die finnische Fortum mit 78 Prozent der größte Einzelanteilseigner. Für Uniper bedeutet das seitdem: keine Dividendenausschüttungen, Auflagen bei der Managervergütung und den Verkauf einiger Anteile an anderen Unternehmen bzw. Geschäftsbereichen - so auch das deutsche Fernwärmegeschäft.
Das Unternehmen mit mehr als 11.000 Mitarbeitern hat seinen Hauptsitz in Düsseldorf. Der Name ist eine Zusammensetzung aus den Worten unique (einzigartig) und performance (Leistung) und war ein Vorschlag eines langjährigen Mitarbeiters.
Uniper handelt am Spot- und Terminmarkt für Gas, Kohle, Öl und LNG (Flüssigerdgas) sowie auf dem OTC-Markt (over the counter). Die Düsseldorfer betreiben zudem Gasspeicher mit etwa neun Milliarden Kubikmeter Kapazität in Deutschland, Österreich und Großbritannien. Die Uniper-Tochter Liqvis betreibt LNG-Tankstellen deutschlandweit.
Im Jahr 2021, also noch vor dem Einmarsch Putins in die Ukraine verkaufte Uniper 2.259 TWh Erdgas.
2. Eni
Der italienische Energiekonzern Eni zählt ebenfalls zu den größten Gaszulieferern in Europa. 748 TWh waren es laut Geschäftsbericht im Jahr 2021. Der Konzern mit Sitz in Rom verkauft neben Erdgas auch Erdöl und Strom. Daneben spielen erneuerbare Energien eine zunehmend größere Rolle. Die Bezeichnung Eni (als Marke ENI geschrieben) ist ein Akronym für Ente Nazionale Idrocarburi (Nationale Körperschaft für Kohlenwasserstoffe). Seine Wurzeln hat Eni also in fossilen Energieträgern.
Zunächst vor allem mit Fokus auf Erdöl entdeckte Eni in den 1970er-Jahren während der Ölkrise Erdgas als alternative Energiequelle. Erdgas wurde zum zweitgrößten Umsatzbringer. In den 1990er-Jahren wurde Eni vom Staatskonzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seinen Hauptmarkt hat Eni in Italien, dort verkauft das Unternehmen rund 51 seines Erdgases (2022: ca. 60,5 Milliarden Kubikmeter).
3. Gas Terra
Das Unternehmen ist ein halbstaatliches niederländische Unternehmen, das sich voll auf Erdgas spezialisiert hat. Anteilseigner sind Royal Dutch Shell und Exxon Mobil mit je 25 Prozent sowie der niederländische Staat (50 Prozent). Aufgrund seiner Erdgasvorräte waren die Niederlande lange Zeit Nettoexporteur von Erdgas. Seit 2018 hat sich das gedreht und das Land importiert mehr Erdgas als es exportiert. Gas Terra hat daher angekündigt, sein Geschäft zum 31. Dezember 2024 einzustellen. Für die 165 Mitarbeiter soll ein Sozialplan entworfen werden. 2021 verkaufte Gas Terra noch rund 470 TWh Erdgas.
4. Eon
Das Hauptgasgeschäft mit Erdgas hat Eon an seine Tochter Uniper ausgelagert, vertreibt aber immer noch rund 460 TWh (Stand 2022) an seine Kunden. Der Löwenanteil geht an den Großhandel (240 TWh), gefolgt von Privat- und kleineren Geschäftskunden (134 TWh), Industrie- und Geschäftskunden (60 TWh) und sonstige Vertriebspartner (28 TWh).
Sein Kerngeschäft betreibt Eon seit der Ausgründung von Uniper mit erneuerbaren Energie, Energiedienstleistungen und dem Betrieb von Energienetzen. Seinen Sitz hat Eon in Essen.
5. Naturgy
Der spanische Energiekonzern Naturgy hat sich auf die Lieferung von Erdgas und Strom spezialisiert. Seinen Sitz hat das Unternehmen in Madrid. Seine Wurzeln hat Naturgy in reinen Gasunternehmen in den 1840er-Jahren. Über zahlreiche Fusionen und Übernahmen entstand 2018 das heutige Unternehmen Naturgy aus der Fusion von Gas Natural Fenosa (Spanien) und der Stromgesellschaft Compania General de Electricidad (Chile). Naturgy ist ein großer Lieferant von Flüssiggas im Atlantik- und Mittelmeergebiet.
6. Enel
Das italienische Unternehmen verkauft Erdgas und Strom - als größter Stromversorger Italiens. Der Firmenname ist ein Akronym für Ente nazionale per l’energia elettrica (Nationale Körperschaft für elektrische Energie). Enel ist Mehrheitseigner des größten spanischen Energieversorgers Endesa. Mit 105 TWh verkauftem Gas zählt Enel immer noch zu den größten Gaslieferanten in Europa.
7. RWE
RWE gehört zu den vier größten Energieversorgern Deutschlands ist aber auch in anderen Ländern - beispielsweise Niederlande, Großbritannien, Österreich - vertreten. Das Geschäft teilt sich in vier Bereiche: erneuerbare Energien, Energieerzeugung aus Gas, Steinkohle, Biomasse und Wasser sowie die Energieerzeugung aus Braunkohle und Kernenergie. Der vierte Bereich ist für Beschaffung und Handel zuständig.
Seit 2020 bietet RWE keine Gastarife mehr für Privat- und Geschäftskunden an. Andere Energieunternehmen beliefert das deutsche Unternehmen jedoch nach wie vor - etwa die norwegische Equinor. 2021 verkaufte RWE daher nur noch 45,7 TWh Erdgas. Zudem betreibt RWE Erdgasspeicher mit einer technischen Kapazität von knapp 190 Millionen Kubikmetern.
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Die Autorin: Dörte Neitzel
Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.
Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.