Energiepreise hängen von von der Art der Beschaffung ab. Daher kommt es auf die richtige Einkaufsstrategie an.

Portfoliomanagement ist eine Strategie der Energiebeschaffung. Was sind die Vorteile und Nachteile? Und für wen kommt sie infrage? (Bild: Quality Stock Arts - adobe-stock.com)

Unternehmen mit einem starren Energieverbrauch fahren mit den Standardbeschaffungsstrategien gut: eine Vollversorgung oder ein Festpreismodell sind hier eine gute Herangehensweise. Herausforderungen gibt es jedoch bei einem schwankenden Bedarf oder ungeplanten Abweichungen vom angenommenen Verbrauch. Denn Versorger berechnen für solche Lieferungen „aus der Reihe“ entweder Spotmarktpreise oder – planen Einkäufer diese Lieferungen ein – angemessene Aufschläge, um das Preis- und Mengenrisiko abzufedern.

Eine andere Möglichkeit, auf die volatilen Energiepreise zu reagieren, ist die Energiebeschaffung mittels Portfoliomanagement.

Wie funktioniert Portfoliomanagement im Energieeinkauf?

Beim Portfoliomanagement verwalten Einkäufer ein Portfolio von Beschaffungsverträgen mit dem Ziel einer möglichst guten Übereinstimmung von Energielieferung und Energiebedarf zum günstigsten Preis. Grundlage dafür sind – wie bei der Strukturierten Beschaffung – prognostizierte Lastgänge im Viertelstundentakt.

Während aber bei der Strukturierten Beschaffung nur eine begrenzte Zahl von Einkaufsstrategien infrage kommt, nutzt das Portfoliomanagement prinzipiell alle zur Verfügung stehenden Produkte des Energiehandels und schließt auch die Eigenerzeugung mit ein. Sämtliche Bezugsquellen werden so aufgeteilt und aufeinander abgestimmt, dass die Beschaffungskosten und Marktrisiken als Summe möglichst gering sind oder sogar Gewinne möglich sind.

Da Einkäufer dabei am Energiegroßhandel teilnehmen, müssen sie ein umfangreiches und detailliertes Wissen über die Produkte und den Energiemarkt besitzen - und dieses ständig aktuell halten. Das heißt: Sie müssen den Markt und die Gesetzgebung im Blick behalten, denn sie treffen ihre Entscheidungen abhängig davon, welche Entwicklungen sie erwarten.

Voraussetzung für das Portfoliomanagement ist eine Börsenzulassung für den Spotmarkt, den Terminmarkt oder beides. Dieses setzt wiederum ein im Unternehmen implementiertes Risikomanagement voraus.

Welche Strategien für die Energiebeschaffung gibt es?

Darüber hinaus benötigen Unternehmen ein Energiedatenmanagement, also eine geeignete Software, um Verbräuche zu erfassen, zu analysieren und Maßnahmen abzuleiten. Lastprognosen, müssen erstellt, Beschaffungsstrategien analysiert und letztendlich von Experten bewertet werden.

Auch die Abwicklung und Abrechnung der Verträge gehört dazu. Letztendlich muss auch ein Controlling stattfinden, um Verträge und darunterliegende Energiebeschaffungsstrategien bei Bedarf anzupassen. Nicht zu vergessen: Auch das zwingend erforderliche Risikomanagement muss in diesen Prozess eingebunden sein.

Das bedeutet insgesamt, dass Unternehmen hohe personelle und/oder finanzielle Ressourcen für die Energiebeschaffung aufwenden müssen – entweder als eigene Abteilung als eingekaufte Dienstleistung. Daher ist diese Strategie der Energiebeschaffung eher geeignet für große Unternehmen.

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Strommast von unten
(Bild: Pixabay)

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Vorteile des Portfoliomanagements in der Energiebeschaffung

Portfoliomanagement bietet die insgesamt größte Flexibilität bei der Energiebeschaffung. Die Auswahl der Produkte ist am variabelsten und damit auch die Zeitpunkte, wann wieviel Energie beschafft wird. Auf Preisschwankungen oder Bedarfsänderungen können Einkäufer auf diese Weise sehr agil reagieren.

Da die Energiebeschaffung in diesem Fall komplett in der Hand des Unternehmens liegt, sind auch die Kosten sehr transparent. Preis-Chancen können Einkäufer mit dieser Strategie optimal ausnutzen.

Nachteile des Portfoliomanagements in der Energiebeschaffung

Der Aufwand für ein Portfoliomanagement ist ungleich größer als für ein Standardhandelsprodukt. Das Unternehmen benötigt große Ressourcen, um den Aufwand in Form von Hardware, Software, Personal und Marktwissen sowie der Risikoabsicherung zu stemmen. Denn sämtliche Risiken (Preis, Menge, Liquidität, Verträge) trägt das einkaufende Unternehmen selbst.

Ob sich ein Portfoliomanagement für den Energieeinkauf lohnt, kann letztendlich nur eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse beantworten.

Für wen ist ein Portfoliomanagement geeignet?

Unternehmen, die einen hohen und gleichzeitig unberechenbaren Energiebedarf haben und die sehr flexibel reagieren müssen, sollten diese Energiebeschaffungsstrategie ins Auge fassen. Wer die Personal- und Wissensressourcen nicht selbst hat, kann damit auch Dienstleister beauftragen.

Welche Dienstleister bieten ein Portfoliomanagement an?

Unternehmen, die keine eigene Einkäuferexpertise für Energie besitzen, können ein solches Portfoliomanagement auslagern und als Dienstleistung einkaufen. Ansprechpartner können sein:

  • Bundesweite oder kommunale Energieversorger wie Vattenfall, Uniper oder MVV Energie,
  • Kooperationen und Einkaufsgemeinschaften mit Schwerpunkt Energiehandel und -beschaffung wie Trianel oder E.Optimum.
  • Dienstleister wie First Energy, BET Energie oder Enerko.

So können auch kleinere Unternehmen von der Flexibilität, die das Portfoliomanagement bietet, profitieren.

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