Über eine Strukturierte Energiebeschaffung wie ein Tranchenmodell, aber auch per Fahrplanlieferung oder deren spezieller Form als Bandlieferung lassen sich – vor allem bei sehr berechenbarem Energiebedarf – Verbrauch und Lieferung gut in Übereinstimmung bringen.
Manchmal ändern sich die Prognosen aber kurzfristig oder der Verbrauch steigt sogar gänzlich ungeplant. Dann ergibt sich ein Restbedarf. Um diesen zu decken, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: den Einkauf von Restmengen bzw. Toleranzmengen.
Definition: Restmengenlieferung in der Energiebeschaffung
Mit der Restmengenlieferung, auch Residualmengenlieferung genannt, lassen sich Differenzen zwischen einem geplanten und dem tatsächlichen Bedarf sehr kurzfristig über den Spotmarkt oder Terminmarkt an der Strombörse decken. Der Einkaufspreis entspricht dann dem Börsenpreis.
Lässt sich der Bedarf mit einem Vorlauf von 24 Stunden vorhersehen, kommt dafür der Day-Ahead-Markt infrage. Für extrem kurzfristige Bedarfe bis 30 Minuten vor Lieferbeginn ist der Intraday-Markt das Mittel der Wahl. Für einen längeren Zeithorizont steht der Terminmarkt zur Verfügung.
Die Restmengenlieferung ergänzt das vertikale Tranchenmodell oder die Fahrplanlieferung.
Restmengenlieferung: Vorteile und Nachteile
Der große Vorteil der Restmengenlieferung ist die sehr flexible Mengenanpassung. Darüber hinaus verlangen die Versorger in der Regel keine Mindestabnahmemengen. Die Lieferung kann außerdem zu jeder Zeit, also auch extrem kurzfristig, initiiert werden.
Die Nachteile liegen aber auch auf der Hand: So sind die Transaktionskosten teuer im Vergleich zu Standardprodukten wie Vollversorgung oder Tranchenbeschaffung. Das umfasst sowohl den administrativen als auch den personellen Aufwand.
Da die Restmengenlieferung andere Strategien nur ergänzen kann, müssen Unternehmen abwägen, ob sie diesen Aufwand tragen wollen.
Für wen ist die die Restmengenlieferung geeignet?
Da es keine Mindestmengen gibt und der Beschaffungszeitpunkt sehr flexibel gewählt werden kann, ist diese Strategie für alle Unternehmen geeignet. Vor allem für jene, die ansonsten einen sehr stetigen Bedarf haben, den sie nur gelegentlich anpassen müssen.
Welche Strategien für die Energiebeschaffung gibt es?
Für die Beschaffung von Energie stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Diese erklären wir im Einzelnen hier:
Definition: Was sind Toleranzmengen in der Energiebeschaffung?
Standardprodukte wie Tranchenbeschaffung versuchen, Lieferung und Bedarf von Energie möglichst gut abzugleichen. Die Strukturierte Beschaffung schafft jedoch immer nur Näherungswerte, eine Punktlandung ist selten möglich.
Toleranzmengen nehmen einen gewissen Mehr- oder Minderbedarf vorweg. Die tatsächliche Lieferung bewegt sich daher innerhalb eines Korridors um den geplanten Energiebedarf und damit die geplante Stromlieferung. Das können Abweichungen von beispielsweise zehn Prozent nach oben und zehn Prozent nach unten sein. Diesen Spielraum legt jedes Unternehmen individuell fest.
Innerhalb dieses Toleranzbereichs wird der reale Bezug zum festgelegten Preis abgerechnet. Gibt es allerdings Abweichungen von diesen Toleranzmengen nach oben, kann das teuer werden. Denn diese rechnet der Versorger zum aktuellen Marktpreis ab - plus Transaktionskosten.
Toleranzmengen: Vorteile und Nachteile
Entscheiden sich Unternehmen, eine Toleranzmenge einzurechnen, bekommen sie mehr Spielraum für ihre tatsächlichen Energielieferungen. Die Kosten für die Energiebeschaffung werden planbarer. Auch bei kurzfristigen Schwankungen - innerhalb des Toleranzbereichs - hat das Unternehmen Preissicherheit.
Das Mengenrisiko liegt ebenfalls beim Versorger. Je nach Größe des Toleranzbereichs der sich die Übernahme dieses Mengenrisikos natürlich bezahlen, der Bezugspreis wird in der Regel also über dem eines Modells ohne Toleranzmenge liegen.
In jedem Fall sind die Transaktionskosten nicht zu vernachlässigen und Unternehmen müssen gut durchrechnen, ob sich der Aufwand lohnt.
Für wen sind Toleranzmengen geeignet?
Toleranzmengen eignen sich für Unternehmen, deren Energiebedarf zwar schwankt, das jedoch innerhalb enger Grenzen. Diese Schwankungen sind auch nicht vorhersehbar und sehr kurzfristig.
Als Ergänzung für eine Fahrplanlieferung sind Toleranzmengen ideal geeignet. Unternehmen müssen also trotzdem möglichst gute Prognosen über ihren Bedarf in der Lieferperiode erstellen.
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