Biomethananlage: Strategische Partnerschaften sollen den Energieeinkauf resilienter machen.(Bild: Shell Energy / Claus Haagensen)
Energieeinkäufer setzen häufig auf einen Mix an Strategien für eine sichere Versorgung. Warum strategische Energiepartnerschaften dabei wichtiger werden.
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In Deutschlands Unternehmen wird das Thema Energie vor allem als Herausforderung wahrgenommen, denn das Bild prägen unter anderem Unsicherheiten mit Blick auf Regularien und Gesetzgebung: So sind beispielsweise Umsetzungsdetails in der Weiterentwicklung des Clean Industrial Deal im „Fit for 55“-Klimapaket, das eine ambitionierte Dekarbonisierung der Industrie verlangt, noch völlig offen.
Auch energiepolitische Details im Zuge der neuen Regierungskonstellation werden erst nach und nach konkret. Bereits heute liegen die Energiepreise in Deutschland auf einem im internationalen Vergleich hohen Niveau, verbunden mit der Frage nach einer bezahlbaren Dekarbonisierung. Industrieunternehmen müssen ihre Energiebeschaffung daher strategischer denken als je zuvor.
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Langzeit-Resilienz statt Kurzfrist-Profite
Es geht nicht mehr nur um kurzfristige Preisoptimierung, sondern um Resilienz, Vereinbarkeit von kurz- bis langfristigen Zielen und Wettbewerbsfähigkeit. Einkaufsverantwortliche stehen vor der Aufgabe, passende Beschaffungsstrategien und Partner zu identifizieren, die sowohl betriebswirtschaftlich sinnvoll als auch individuell an ihre Ziele und die jeweilige Marktsituation angepasst sind.
Zukunftsgerichtete Energiepartnerschaften werden vor diesem Hintergrund zunehmend zu einem strategischen Asset im Energieeinkauf. Denn sie gehen über kurzfristige Lieferverträge hinaus und bieten Unternehmen mit dem richtigen Partner Zugang zu Märkten, Technologien und regulatorischem Know-how. Unternehmen sind so in der Lage, gemeinsam mit dem Energiepartner auf volatile Rahmenbedingungen zu reagieren, Dekarbonisierungsoptionen zu integrieren, zu skalieren und langfristige Planungssicherheit zu gewinnen.
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Studien zeigen, dass Unternehmen, die frühzeitig in strategische Energiepartnerschaften investieren, resilienter gegenüber Marktschwankungen sind und langfristig wirtschaftliche Vorteile erzielen.
Clean Industrial Deal und „Fit for 55“ - Was ist das?
Der Clean Industrial Deal wurde im Februar 2025 von der EU-Kommission vorgestellt und ist eine Weiterentwicklung des Green Deal. Er zielt auf eine Dekarbonisierung der Industrie bei gleichzeitiger Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ab.
„Fit for 55“ ist ein übergeordnetes Klimapaket, das eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent bis 2030 vorsieht. Der Clean Industrial Deal ergänzt dieses Paket mit industriepolitischen Maßnahmen.
So will die EU unter anderem klimafreundliche Technologien und Prozesse zur Reduktion von CO₂-Emissionen fördern. Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien, der Strommarktreform und der Förderung von Power Purchase Agreements und dem Modell Contract for Differences sollen stabile und wettbewerbsfähige Energiepreise erreicht werden. Um die Kreislaufwirtschaft zu stärken, ist eine Erhöhung der Recyclingquote und Ressourceneffizienz in der Industrie geplant.
Modulare Strategien: Der richtige Mix entscheidet
Eine robuste Energieversorgung kombiniert verschiedene Instrumente, beispielsweise aus konventionellen und erneuerbaren Energiequellen. Flexible Beschaffungsmodelle, die auf die spezifischen Anforderungen industrieller Abnehmer zugeschnitten sind, rücken zunehmend in den Fokus. Sowohl kurz- als auch langfristige Optionen können dabei Vorteile bieten. So sichern etwa die Kombination aus Herkunftsnachweisen, Power Purchase Agreements und klassischen Lieferverträgen Flexibilität und stabile Versorgungskosten zugleich.
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Entscheidend ist die richtige Mischung, zugeschnitten auf das jeweilige Risikoprofil und die unternehmerischen Zielvorgaben. Diversifikation und modulare Elemente können dazu beitragen, sich den sich wandelnden Bedürfnissen anzupassen. Biomethan etwa erlaubt es Industrieunternehmen bei der Verbrennung bereits heute, ihre direkt verursachten Emissionen im Rahmen der Scope-1- und Scope-2-Berichterstattung des GHG-Protocols zu reduzieren sowie Kosten für Emissionszertifikate (EUA) zu vermeiden, sofern die gesetzlichen Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt werden.
Partner erweitern strategische Optionen
Die Umsetzung solcher modularen Strategien erfordert erfahrene Partner, die nicht nur ein breit aufgestelltes Produktportfolio, sondern auch regulatorisches Know-how sowie nationale und internationale Handelskapazitäten und -erfahrungen mitbringen. Dies ermöglicht maßgeschneiderte Lösungen und Flexibilität bei Marktveränderungen.
In einer solchen Partnerschaft ist Energie kein isolierter Kostenfaktor mehr. Wer heute investiert, schafft operative Freiräume und verbessert seine Marktposition. Durch intelligente, modulare Beschaffungsstrategien und strategische Energiepartnerschaften können Unternehmen die komplexen Herausforderungen des Marktes abfedern und die Expertise von Energielieferanten für sich nutzbar machen. Einkaufsentscheidungen werden so zum strategischen Hebel für Wettbewerbsfähigkeit in einem transformativen Umfeld.
(Bild: Shell Energy)
Die Autorin:
Heike Schmid-Beissner ist Sales Managerin bei Shell Energy Deutschland und Expertin für strategische Energiepartnerschaften in der Industrie. Sie und ihr Team begleiten Unternehmen bei der Entwicklung maßgeschneiderter Energielösungen einschließlich Gas-, Strom- und Zertifikatsprodukten.
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