Zahlungsmoral 2025

Unternehmen zahlen etwas pünktlicher

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Die EU will Gläubiger mit einer fixen Zahlungsfrist und anschließenden Verzugszinsen unterstützen.

Die deutschen Unternehmen haben im ersten Quartal 2025 pünktlicher gezahlt als im Vorjahreszeitraum. Trotz Unsicherheiten spiegeln sich Liquiditätsengpässe nicht in der Zahlungsmoral.

Branchenübergreifend liegt der Zahlungsverzug im ersten Quartal 2025 im Durchschnitt bei 7,7 Tagen. Damit hat er sich deutlich um 1,2 Tage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbessert. Im ersten Quartal 2024 lag er noch bei 8,9 Tagen.

„Die Stimmung bei den Mittelständlern ist insgesamt noch im Keller, auch wenn viele verhalten optimistisch in die Zukunft blicken. Die aktuell verbesserte Zahlungsmoral der Unternehmen aktuell ist aber tatsächlich noch eine Folge der bis heute andauernden wirtschaftspolitischen Unsicherheit“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. „Die Unternehmen haben ihr Forderungsmanagement den harten Zeiten angepasst und setzen auf Liquiditätserhalt. Wir sehen weiterhin, dass die Betriebe immer noch zu wenig investieren und auch selten Kredite für Investitionen nachfragen. Die sind aber zwingend notwendig, um den Standort wettbewerbsfähig zu halten“, so Hantzsch weiter.

Bayern vorn, Mecklenburg-Vorpommern hinten

Bei den Bundesländern gibt es bei der Zahlungsmoral einige Unterschiede: In Bayern (6,4 Tage), Rheinland-Pfalz (6,7 Tage) und Baden-Württemberg (7,3 Tage) zahlten die Unternehmen branchenübergreifend am schnellsten. Am anderen Ende der Skala rangiert Schleswig-Holstein (9,6 Tage) vor Brandenburg (10,3 Tage) und dem erneuten Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern (10,6 Tage).

Baugewerbe hop, Chemie top

Auch bei den Wirtschaftssektoren gibt es teils große Unterschiede. Beim Baugewerbe hat sich der Zahlungsverzug im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum nur wenig verändert und weist mit weitem Abstand wieder mal den schlechtesten Wert auf (13,5 Tage). Etwas besser zahlten

  • persönliche Dienstleister (9,6 Tage)
  • der Sektor Verkehr/Logistik (9,0 Tage).

Vergleichsweise sehr gute Werte verzeichnen die Bereiche

  • Einzelhandel (6,4 Tage)
  • Großhandel (6,0 Tage) sowie
  • Spitzenreiter Chemie/Kunststoffe mit 5,1 Tagen.

Zahlungsverzug aus Debitorenregister

Grundlage für die Berechnung des Zahlungsverhaltens ist das Debitorenregister (DRD) von Creditreform, in dem monatlich ca. 10,6 Millionen branchenübergreifende Zahlungserfahrungen über deutsche Unternehmen ausgewertet werden. Der Zahlungsverzug eines im DRD gespeicherten Zahlungsbelegs wird in Tagen dargestellt und ermittelt sich aus der Differenz zwischen dem vereinbarten Zahlungsziel und dem tatsächlichen Zahlungseingang.

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Zahlungsverzug nach Bundesländern.
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Zahlungsverzug nach Branchen in Deutschland.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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FAQs - Zahlungsmoral deutscher Unternehmen

Wie hat sich die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen im ersten Quartal 2025 entwickelt?

Die Zahlungsmoral hat sich insgesamt verbessert. Laut Creditreform sank der durchschnittliche Zahlungsverzug branchenübergreifend auf 7,7 Tage, verglichen mit 8,9 Tagen im Vorjahresquartal. Das zeigt, dass Unternehmen ihre Rechnungen schneller begleichen – trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten wie Zölle und Investitionshemmnisse.

Welche Branchen zeigen besonders schlechte Zahlungsmoral?

Die Baubranche bleibt das Sorgenkind: Hier liegt der durchschnittliche Zahlungsverzug bei 13,5 Tagen, deutlich über dem bundesweiten Schnitt. Auch die Transport- und Logistikbranche ist stark betroffen – 9 von 10 Unternehmen berichten von Zahlungsverzögerungen.

Gibt es regionale Unterschiede bei der Zahlungsmoral?

Es gibt sehr große regionale Unterschiede.Unternehmen in Bayern (6,4 Tage), Rheinland-Pfalz (6,7 Tage) und Baden-Württemberg (7,3 Tage) zahlen besonders pünktlich. Am anderen Ende stehen Mecklenburg-Vorpommern (10,6 Tage) und Brandenburg (10,3 Tage) mit den höchsten Verzügen.

Wie hoch ist der Anteil der Unternehmen mit Zahlungsverzögerungen?

Laut Coface sind 81 Prozent der deutschen Unternehmen im ersten Quartal 2025 mit Zahlungsverzögerungen konfrontiert – ein Anstieg gegenüber den Vorjahren. Besonders kritisch sind Rechnungen, die länger als sechs Monate offen bleiben, da sie ein erhebliches Liquiditätsrisiko darstellen.

Welche Maßnahmen ergreifen Unternehmen gegen Zahlungsverzug?

Viele Unternehmen haben ihr Forderungsmanagement angepasst, um Liquidität zu sichern.Trotz der Risiken bieten 84 Prozent weiterhin Lieferantenkredite an – meist mit kurzen Zahlungsfristen von rund einem Monat. Gleichzeitig zeigt sich eine Investitionszurückhaltung, da Betriebe selten Kredite nachfragen.